
S a lisb u ry .
4. März. — F o rt Charter ist verlassen, aber es hat ein
tadelloses Hotel u n d einen umfangreichen S t o r e . Nach der
üblichen Toilette u n d einem erquickenden Frühstück geht
l l i / o U h r die Reise weiter mit einem Hottentotten als Kutscher
bis 6 U h r abends, wo wir bei der reizend angelegten Station
von Mr. Butterworth anlangen. Im Hinblick auf die widerlichen
Erfahrungen der gestrigen Nacht zwinge ich den Hottentotten,
während der dunklen Stunden hier liegen zu bleiben.
Wir haben eine vortreffliche Mahlzeit, eine gute Cigarre im
s m o k i n g r o o m und darauf vier-Stunden Schlaf auf einem
Bett. Um 12 U h r g eh t die F ah rt weiter.
5. März. — Nach einer sehr ermüdenden Nachtfahrt treffen
wir gegen 10 U h r morgens am H a n y a n i ein, wo wir
unseren Kutscher zurücklassen müssen. Wir selbst und alles
Gepäck werden auf einem F äh rb o o t am Strick üb er den Fluss
gezogen, was zwei Stunden in Anspruch nimmt. Währenddessen
frühstücken wir in dem äusserst schmutzigen Hotel.
Gegen 12 U h r g eh t es noch einmal weiter, bis wir 3x/2 U h r in
S a l i s b u r y eintreffen.
Die Reise hatte, statt der vorschriftsmässigen 3V2 Tage,
6V2 gedauert u n d war streckenweise besonders wegen Mangels
an Schlaf qualvoll gewesen. Welch ein Genuss demnach,
als wir im Avenue Hotel zu Salisbury unsere Glieder., ausstrecken
konnten, und mit welchem Behagen genoss ich am
Abend mein Diner im Klub zu Salisbury!
Salisbury liegt etwa 5000 Fuss hoch, weit ausgestreckt um
einen Hügel. Die Hauptstrasse, welche sich der Länge nach
du rch den in zwei Ortschaften geteilten Platz zieht, ist wohl
eine S tunde lang. So haben wir hier mehr eine über einen
weiten Raum verstreute Anzahl von Häusern als eine geschlossene
Stadt vor uns. Der Platz ist g u t gewählt als Verwaltungs-
.zentrum fü r die Gebiete gegen Osten u n d fü r den Zambesi-
Distrikt. Die Bahn von Beira, welches 380 Meilen entfernt
liegt, ist heute bis auf 50 Meilen an die Stadt heran, u n d nach
ihrer Fertigstellung — die inzwischen erfolgt i s t— wird Salisbury,
welches heute mindestens sieben Tage vom Weltverkehr
en tfe rn t liegt, bis auf D /2 Tage an denselben
h e rangebracht sein. Über den Mineralreichtum des Mashonalandes,
besonders des Mazoe-Distriktes, besteht kein
Zweifel, u n d nach meiner Überzeugung ist das Land sowohl
fü r Viehzucht wie; fü r Ackerbau vorzüglich geeignet. Das
Klima ist herrlich, ‘Regen fällt reichlich. So muss dieses Gebiet
eine gute Zukunft haben.
Salisbury als Stadt hat einige grosse Vorteile. Bauholz
ist in nächster N ähe vorhanden, ebenso T h o n zum Ziegelbrennen.
Auch Kalk und Schiefer sind nicht weit vom Orte
zu haben, sodass das typische Wellblechdach hier gegenüber
dem Schieferdach zurücktritt. Alle Möbel, Bretter, Fussböden
etc. sind aus eingeborenem Holz gearbeitet. Der O rt hat etwa
800 Weisse ausser einer zahlreichen farbigen Bevölkerung.
Er besitzt seine Kathedrale und mehrere Kirchen, drei Klubs,
ein gutes Hospital, eine Markthalle, eine Börse, drei Hotels,
zwei Zeitungen etc. Das Land ringsum ist g rü n u n d frisch,
Wasser überall reichlich vorhanden. Salisbury liegt in der
Mitte einer Reihe von guten Goldfeldern u n d ist die natürliche
Zwischenstation zwischen Kapstadt, Kimberley, Buluwayo nach
Tete u n d dem Nyassa. Seine Zukunft muss demnach gesichert
erscheinen.
Dies ist Rhodesia, so weit ich es bis heute kenne, ein
grossartiger Beweis fü r das, was Unternehmungsgeist u n d Kapital
zu leisten vermögen. Schon wohnen an 12,000 E uropäer
in diesem Lande, u n d es ist Raum fü r H u n d erttau sen d e mehr
vorhanden. Bis auf einige Neger-Reservate hat die Chartered
Company sämtliches öffentliches u n d privates Land, alle
Forsten, alle Edelmetalle fü r sich genommen. Jeder, welcher
eine Farm erwirbt, h at das Recht, etwa darauf angesiedelte
Schwarze einfach auszuweisen, ein Recht, welches, wie ich
höre, jedoch selten ausgeübt wird, da die Farmer es vorziehen,
die Eingeborenen wohnen zu lassen* um Arbeitskräfte
in der Nähe zu haben. Aber Matabele- u n d Mashonaland gewähren
einen sehr entvölkerten Eindruck. Meilen u n d Meilen
blickt man d a rü b e r hin, ohne einen Weiler, eine Hütte zu
entdecken. Das haben die ewigen Kriege gethan. Interessant
war mir besonders das Strassennetz, mit welchem hier die
Kolonisierung a n g e f a n g e n hat. Das beweist m eh r alles
Andere den verständigen Sinn der leitenden Köpfe. In Rho-
23*