
Kap zu
K airo -B ah n .
schäftes in Rhodesia ebenso vorübergehend, wie die Stagnation
des geschäftlichen Lebens in Südafrika überhaupt. Die
natürlichen Hilfsmittel des Landes müssen bei richtiger Entwicklung
zum Aufschwung oder „boom " führen, den der
echte Rhodesianer an der Bar eines „Public Hauses" in Bula-
wayo, Salisbury oder Umtali zu erwarten beliebt. Dieses
Warten auf den „boom" ist so naiv, dass es beinahe amüsant
ist. Bei einer öffentlichen U n te rh a ltu n g in Umtali tra t auch
ein Gedankenleser - au f,. welcher Fragen von den anwesenden
Damen und Herren sammelte. F ünf von den Fragen an dem
ersten Abend, wo ich zugegen war, la u te te n : „Wann wird
der „boom " k ommen ?" Als ob der „boom " etwas Individuelles
sei, welches mit d e r Eisenbahn oder au f dem Ochsenwagen
erscheinen werde, wo doch ein neues Landgebiet n u r
mit der Axt, mit der Picke od er mit der Schaufel sich seinen
Wohlstand in heisser Arbeit erzwingen kann.
Diese Epoche wird fü r Rhodesia so sicher heranziehen,
wie sie in den Vereinigten Staaten u n d den Buschsteppen
Australiens heraufgezogen ist. Aber nicht das „public house"
muss der Pionier der modernen Zivilisation in Südafrika sein,
sonde rn d e r Viehzüchter, der Landwirt u n d der Minenmann
müssen d e n Weg bahnen. Alle Bedingungen fü r eine erfolgreiche
Thätigkeit dieser Elemente sind d o rt auf den Plateaus,
welche sich von 4—7000 Fuss hoch erheben, in einem wasserreichen
Lande, in einem herrlichen, nervenstärkenden Klima
gegeben, u n d ganz bestimmt wird die europäische Rasse in
absehba re r Zeit hier eins ih rer grossen Kulturgebiete sich aufbauen.
Dann wird noch einmal lebendiges wirtschaftliches
Leben in dem alten O phirlande sich entwickeln. Wo die
Sklavenarbeit fehlt, wird die moderne Technik mit Dampf
u n d Elektrizität einzusetzen haben, um d er Allmutter N atu r
ihre Gaben abzuzwingen nach dem uralten Gesetz, dass der
Mensch im Schweiss seines Angesichtes sein Brot zu verdienen
hat.
Von grossem Interesse in der Richtung dieser Entwicklu
n g wird die Frage sein, ob die Chartered Co. nach dem
Ableben von Cecil Rhodes stark g en u g ist, das P rojekt der
Kap zu Kairo-Eisenbahn weiter durchzuführen. Diese D u rc h fü
h ru n g würde zunächst einen weiteren belebenden Strom
europäischen Kapitals nach Rhodesia bringen, sodann aber
direkte Handelsbeziehungen zwischen Zentral- u n d Südafrika
schaffen. Zentralafrika ist für die Länder im Süden in doppelter
Beziehung seit Jahren wichtig gewesen. Einerseits haben die
Minen aus diesen dicht bevölkerten Gebieten regelmässige Kontraktarbeiter
bekommen, andrerseits aber ist der Viehmarkt
bis nach Jo h annesburg hin u n te r schon, seit lange du rch
Ochsen, Schafe und Ziegen vom Nyassa u n d Tanganyika-See
versehen worden. Natürlich würde dieser Austausch durch
einen Bahnbau gewinnen. In diesem Sinne würde ich auch
die Fortsetzung der südafrikanischen N o rd b a h n bis nach Zentralafrika
fü r durchaus gerechtfertigt halten.
Anders steh t die Frage mit der Kap zu Kairo-Bahn im
Ganzen, wenn man sie als eine V e rbindung der Kapkolonie
mit Ägypten auffasst. Eine solche Bahnlinie fü h rt d u rch die
gesamte tropische Regenzone von N o rd en nach Süden u n d
wird demnach unaufhörlichen Betriebsstörungen ausgesetzt
sein. Schon die Bahnen, welche von Osten nach Westen
in das tropische Afrika hineingelegt werden, sind während
der eigentlichen grossen Regenzeit kaum zu benutzen. Immerfo
rt treten Abwaschungen, Dammbrüche, Wegschwemmun-
gen ein, u n d fü r Wochen ist der Betrieb thatsächlich aufgehoben.
Die grosse Regenzeit fü r die Mashona-Beira-Bahn
dau e rt n u r 2—3 Monate. Für eine Bahn, welche d ie 'R eg e n zone
im ganzen von Süden nach No rd en durchschneidet,
aber ist sie auf einer Strecke von etwa 15 geogr. Breitengraden
u n unte rbrochen das ganze Jahr. Man rech n et die Fahrgeschwindigkeit
vom Kap zu Kairo aus u n d die Zeitdauer
der Reise u n d vergleicht dies mit der Daue r einer Schifffah
rt um den Erdteil herum. Dies ist thöricht, denn die Schifffah
rt erleidet keine Störungen d urch den Wechsel der Jahreszeiten,
während der Bahnverkehr irgendwo immer d a ru n te r
leiden wird. Du rch g eh en d e Züge vom Süden nach dem
No rd en wird es in diesem Erdteil der ausgesprochen trockenen
und ausgesprochen nassen Zone niemals geben.
D e r natürliche Verkehrsweg von N o rd en nach Süden
wird sich noch fü r absehbare Zeiten an die von der N a tu r