
Nach N hatii
welches von den Makalanga gewaschen wird, aber ohne Frage
seine Matrix weiter oberhalb hat. Wir waren in mineralogischer
Hinsicht sehr enttäuscht von diesem Kaiser-Wilhelm-
Land, welches Mauch durchreist hatte, u n d in dem wir eine
völlig verschiedene Formation erwartet hatten.
Somit wendeten wir uns in d er F rü h e des 5. August zum
Ruenje zurück, den wir oberhalb unserer, vorgestrigen Brücke
in einer F u rt überschritten, um du rch eine phantastische
G ranitlandschaft au f Nhani zu marschieren. Leider war Herr
Gramann in diesen Tagen du rch einen Dysenterie-artigen Anfall
heimgesucht, d e r ihm bei diesen Kletterpartien viel zu
schaffen machte. Ober gewaltige Schiefer- u n d Granitblöcke
fü h rte zwei S tunden lang der Weg, nachdem wir das Plateau
im Osten des Ruenje erstiegen hatten. In ein schroffes und
h öchst malerisches Längsthal zu r Linken unseres Pfades
schweifte der Blick. Dann zogen wir in einen ausgesprochenen
Kraterkessel hinein, umgeben von zackigen Granitkuppen, und
ein letzter steiler Aufstieg brachte uns an ein zweites Thal,
das sich gegen Süden öffnete, und in dem die Ansiedelungen
von Matombo o d er Nhani verstreut liegen. Wir schlugen
unser Lager in der Thalsenkung auf, wo wir einigermassen
gegen den schneidenden Südostwind geschützt waren, 997 m
hoch.
Die Abende u n d Nächte begannen je tzt bitterlich kalt
zu werden, sodass d e r Paletot von vier U h r Nachmittags an
ein hö ch st willkommenes Kleidungsstück wurde. Das Abendessen
im Freien h örte endgiltig auf. Wir waren froh, mit
Decken um die Beine im geschlossenen Zelt sitzen zu können
u n d gingen so bald als möglich irt's behagliche Bett.
U n ser Lager am 5. A ugust war west-nordwestlich vom
Taui-Berg, welchen Karl Mauch in Moltke-Berg umgetauft
hat. Er stellt die höchste E rh e b u n g in dieser Granitformation
d a r u n d bildet eine vorzügliche Landmarke, sichtbar fü r mehrere
Tagemärsche.
Am nächsten Morgen zogen wir an dieser imposanten
K uppe v o rü b e r bei herrlichstem Sonnenwetter. Solche Morgen
auf den afrikanischen Hochplateaus sind das Schönste,
was man sich an Klima vorstellen kann. Eine frische Luft
spielt um Hügel u n d Flur. Die Atmosphäre wird „hellhörig".
Jeder Ton, das Bellen des H undes vom fernen Kraal, der Schrei
eines Vogels ist deutlich vernehmbar. Das Licht ist das eines
sonnigen September-Tages in Norddeutschland, n u r viel intensiver.
Hell und Dunkel heben sich schroff von einander ab,
in Unermessliche Fernen versinkt d er Blick. U n d ü b e r all dieser
glanzvollen O ffen b a ru n g der göttlichen Grösse sp a n n t sich
die Himmelskuppel aus, so tief u n d weit, wie der arme N o rd länder
sie zu Hause nie zu sehen bekommt. Der italienische
Himmel ist trü b e im Vergleich mit dieser p runkenden Lichtfülle.
In den Gräsern und Bäumen, glitzern T autropfen wie
Milliarden von Perlen und Edelsteinen, oder auch ein leichter
Reif liegt üb er der Landschaft. Am östlichen Firmament aber
hebt sich gegen 7 U h r der glü h en d e Sonnenball h ö h e r empor,
welcher a ll''d ie sen Schmuck, den die Königin N ach t d e r Erde
umgelegt hat, wieder empornimmt, ihn bis zum nächsten Morgen
verwahrend. Ein Marsch in solcher Um g eb u n g ist köstlicher
als alle Genüsse Europas u n d die Anstrengungen und
Strapazen afrikanischen Reiselebens wert. Uns war es be-
schieden, fü r Wochen je tz t in einer solchen N a tu r uns zu bewegen.
Der Thalkessel von Nhani öffnet sich gegen Süden. Die
Hügelketten treten zu Randerhebungen im Osten u n d Westen
auseinander. Wir halten uns zunä chst an d e r westlichen H ü gelkette,
an deren Fuss der Weg entlang hinläuft. Gegen
8V2 U h r verliessen wir diesen Weg, um uns du rch Gras und
Busch der östlichen Kette zu nähern. Schon 81/ 2 U h r hatte
ich eine kreisrunde Steinumwallung gefunden, welche Herr
Gramann fü r e in e ’Viehumzäunung d e r Eingeborenen hielt,
die aus Steinen zusammengesetzt sei, da Bauholz knapp sei.
Jetzt fanden wir mehrere derartige Umwallungen u n d unte r
ihnen auch viereckige. Um 10 U h r nach einem sehr e rmüdenden
Marsch ü b er teilweise sumpfigen G ru n d ru h ten wir
inmitten eines ganzen Systems solcher Umwallungen aus,
bestehend aus einem grossen viereckigen Grundwall, der
rings von kreisrunden Wällen umgeben war. Die Mauern
waren cyklopische, ohne Spuren der Bearbeitung der
Steine und von 2—4 Fuss hoch, oft auch n u r als ehemalige
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