
Am 27. September marschierte ich wieder d urch schönen
Laubwald nach Kwa Mura. Wir kamen gegen drei U h r in
einem D o rf an, das verlassen war, u n d wo ich die Zelte auf-
schlagen liess. Vergebens wartete ich auf das Erscheinen der
Bewohner. Endlich lasse ich die Häuser absuchen und finde,
dass nirgends Feuer oder Spuren der Bewohnbarkeit vorhanden
sind. Schliesslich kommen Leute vom naheliegenden Dorf,
welche mir sagen, der Platz, wo ich sei, wäre seit etwa einem
Jahre verlassen, und uns einladen, doch zu ihnen zu kommen.
Ich liess also das Lager wieder abbrechen u n d marschierte noch
eine Viertelstunde gegen Nordosten, wo wir an einem Bach
lagerten. Hier blieb ich am 28: September liegen, u n d liess
acht Lasten Getreide einkaufen, um solches mit mir über den
Pungwe zu nehmen. Auch schickte ich ach t Mann an diesem
Tage nach Macequege zurück, um mehr Reis, Ziegen u n d
Schafe zu holen. Mit den Leuten von Kwa Mura machte ich
Freundschaft, weil der Platz mir fü r meine Verproviantierung
unentbehrlich ist. Denn n u n liegt v or uns die menschenleere
Pungwe-Steppe. N u r Dombagera, ein kleiner Platz an der
P u n gw e fu rt im N orden, hat noch einige Bewohner, aber kein
Essen zum Verkauf. In Kwa Mura musste ich einen Teil meiner
Lasten zurücklassen.
AmPungwe . Am Freitag den 29. September, morgens 11 Uhr, erreichten
wir den schönen Pungwe-Fluss, der bei Dombagera üb er mächtige
Dioritblöcke in schnellem Lauf gegen Südosten fliesst.
Beim Ü bergang wäre ich beinahe ertrunken, da ich mich
von einem Schwarzen tragen liess, welchen die Ström ung
umwarf, sodass wir Beide hmeinfielen. Er glaubte aber, mich
auch unte r dem Wasser festhalten zu müssen, sodass es mir
n u r mit Mühe gelang, loszukommen u n d schwimmend einen
Felsblock in der Mitte des Stromes zu erreichen. Ein kurzer
Marsch stromaufwärts fü h rte uns dann am linken Ufe r zu
einem d e r schönsten Lagerplätze meines afrikanischen Reiselebens
: etwa 50 Fuss über dem Strom, welcher zunä chst über
Schnellen melodisch herabrauscht, um alsdann eine seenartige
Erweiterung zu bilden. Das liebliche Landschaftsgemälde ist
um rahm t von lichtem Grün, hinter dem schroffe u n d edelgeformte
Be rg g ru p p en sich vom blauen Firmament abheben.
Alte Minenarbeiten im Penhalonga-Thal (Maniealand).
Wahrlich, diese Flusspartie kann sich mit jed er deutschen Flusslandschaft
am Neckar oder gar Rhein messen! Livingstone
sagte einmal, die afrikanische Vogelwelt singe nicht minder
schön als die europäische, n u r sei sie ihrerseits nicht so oft
von Dichtern besungen. Genau so g eh t es mit afrikanischen
Landschaften. Als ich abends in meinem Zelt niederlag,
rauschte u n d brauste der Pungwe seine seltsamen u n d geheimnisvollen
Weisen, immerfort, immerfort, dem Meere zu. Dazu
brodelte, das ganze leidenschaftliche Leben der T ropennacht,
Heim chen,' V ögel u n d Katzen. Wie das pulsierende Blut der
U rm u tte r N a tu r selbst zuckt es hin u n d h e r ! Es ist wundersam,
in solchen Umg eb u n g en die eigene Seele so ganz mit aufgehen
zu lassen in dem grossen Mysterium des ewigen All!
Übrigens stimmten Gramann u n d ich darin überein, dass
der Pungwe es wohl nicht so eilig haben würde, nach unten
zu kommen, wenn er wissen könnte, dass er bei Beira enden
müsse. Es g eh t ihm, wie so manchem halben Genie, eine
sprudelnde, rauschende Jugend, ein gesetztes Mannesalter und
ein philiströses Ende im Flachen u n d S tau b ig e n !
Nach drei Tagen zog ich mit meiner Expedition zum