
O p h ir-
F rag e .
n u r waren d er Kongo u n d der Zambesi auf ih r ziemlich
genau eingetragen, so n d e rn sie enthielt auch eine bemerkenswert
ausführliche Einzeichnung der portugiesischen Niederlassungen
in Central- u n d Südafrika, vor allem der p o rtu giesischen
Goldmärkte u n d Goldminen im Süden des Zambesi.
Ein ausführlicher erläuternde r Text dazu machte den
F u n d d o p p e lt interessant. Diese E rläute rung ist, wie die
V orrede des 6ten Bandes berichtet, von Monsieur de Geude-
ville geschrieben. Ich glaube, dass die Karte entweder von dem
bekannten französischen G eo graphen de l’Isle selbst, oder
d och von einem seiner Schüler verfasst ist. Sie zeigt manche
Ähnlichkeiten mit der eigentlichen de l'Isle’schen Karte von
Afrika im Einzelnen, wie sie bereits bekannt war, u n d gleicht
ih r auch im allgemeinen Charakter. N u r ist sie reicher in
ihren Eintragungen. Ich möchte sie eine ergänzte de l’Isle'sche ;
Karte nennen.
Sie ist die ausführlichste u n d genaueste d er mir bekannten
alten Karten von Südafrika, u n d ich hielt es d e r Mühe
wert, sie 1895 von Neuem zu veröffentlichen (Äquatorial- und
Südafrika nach einer D arstellung von 1719, Der Kongo u n d
de r „Grosse Wald" 160 Jah re vor ihrer Entdeckung durch
Stanley. O p h ir u n d die portugiesischen Goldminen am Zambesi.)
Der Text b e ru h t augenscheinlich auf den Darstellungen
portugiesischer Schriftsteller des 16. u n d 17. Ja h rh u n d e rts
(De Baros, De Coutos, Dos Santos etc.) u n d auf Berichten
von Dominikanern u n d Jesuiten, welche am Kongo u n d vornehmlich
am Zambesi eine lebhafte Missionsthätigkeit entfalte
t haben.
Wäh ren d d er U ntersuchungen, welche sich an die Herausgabe
dieser Karte knüpften, w u rd e ich naturgemäss auf die
Op h irfrag e geführt, welche die Köpfe d e r G eo graphen u n d
Historiker seit m eh r als zwei Jahrtausenden beschäftigt hatte.
N ich t n u r hatten nämlich die portugiesischen Conquista-
doren, deren Thätigkeit diesem geographischen Werk letzten
Endes zu G ru n d e lag, geglaubt, im Zambesigebiet das
Ziel der S alomonischen O p h ir-F ah rten entdeckt zu h a b e n ; ich
fand auf d er Karte selbst auch den fabelhaften Berg F u r a mit
einer Bestimmtheit eingetragen, welche mich veranlassen musste,
der Sache weiter nachzugehen. Der N ame F u r a , wie die p o rtu giesischen
Autoren meldeten, war eine Verstümmelung aus dem
Worte A f u r o d er A u f u r , wie die arabischen H än d le r den
Berg nannten. A f i r aber war, wie die Arabisten mich b eleh rten,
die südarabische Form des hebräischen Wortes O p h i r .
War hierin nicht möglicherweise ein Anhaltspunkt gegeben zu
einer Lösung des O p h irp ro b lem s? Die Einzeichnung auf der
Karte, sowie die D arstellung im Texte machten den Eindruck
der Wahrhaftigkeit. Es handelte sich hier sicherlich nicht um
eine der manchen Fabeleien, welche die Geschichte d e r afrikanischen
G eographie kennzeichnen. Sondern alles beruhte,
wie es den Anschein hatte, auf zuverlässigen geschichtlichen
Quellen.
Ich begann demnach vom Jahre 1895 an, mich mit der
O phir-Frage ernstlich zu beschäftigen, u n d im Verlauf meiner
Studien drängte sich mir die Ü b erzeu g u n g auf, dass das
Wort „Afir" bis auf unsere Tage im Namen des E rd teiles
Afrika erhalten geblieben is t .x) Die Römer lernten
den Namen Afir von den Ca rthage rn in Norda frika kennen.
Sie bildeten daraus das Adjektiv africus u n d den
Name
Afrika.
Namen T e rra Africa u n d Africa. Die R e ih en fo lg e : Afir, Afer,
Africus, T e rra Africa u n d Afrika als Entwicklung fü r unsere
Bezeichnung des dunklen Erdteiles ist eine d u rch au s natürliche
u n d schafft zwei geographische P robleme aus d e r Welt, indem
sie auf der einen Seite die langgesuchte Ableitung des Wortes
„Afrika“ bietet, andrerseits die B ehandlung d e r O phir-Frage
in eine bestimmte Richtung verweist. Ist O p h ir o d er Afir
d e r alte semitische Name fü r den Erdteil Afrika im allgemeinen,
so musste das O p h ir der Salomonischen Zeit d och wohl in
diesem Erdteil zu suchen s e in ; und, wenn, nach Aussage der
Araber, Fura am Zambesi der' erhalten gebliebene Name fü r
das alttestamentliche O p h ir war, so wandten sich meine Blicke
naturgemäss nach dieser Richtung, um weitere Aufschlüsse zu
gewinnen. So wejt fü h rten mich meine Studien im Jahre 1895,
welche ich in meiner Schrift „Das Goldene O p h ir Salomo s
niederlegte.
l) Siehe hierzu Kapitel VII.