
Farmen der Vorstädte. Charakteristisch fü r das Strassenleben
sind die kräftigen gebräunten Männergestalten zu Pferde in
Hemdärmeln, mit den breitkrämpigen grauen oder braunen
„Buluwayohüten“ . Aber auch das schöne Geschlecht fehlt
nicht mehr, wie die Konzert-Diners im G ran d Hotel beweisen.
Ausser diesem modernen G ran d Hotel gibt es eine Reihe
a n d e re r: das Charter Hotel, das Maxim, Queen's, Tattersall’s,
Central, Caledonian etc.' Drei Z e itu n g e n : „Buluwayo Chro-
nicle", „Matabele Times" u n d „Rhodesia Weekly Review" versorgen
die Stadt mit Nachrichten. Der Renn- u n d andere
Sports werden, wie überall in der englischen Welt, mit Leidenschaft
betrieben, und mancher junge Anfänger verliert
die G rundlage eines angehenden Vermögens auf dem Rennplatz.
Was bei d er ganzen Geschichte so imponiert, ist die
Thatsäche, dass dieser Mittelpunkt europäischen Lebens tausend
Meilen von d er Küste aus der Erde gestampft ist. Die
Schranken des Raumes u n d d er Wildnis sind von der Macht
des modernen Kapitalismus beiseite geworfen. In fü n f Jahren
ist etwas geschaffen, wo man in früheren Zeiten wohl ein
J a h rh u n d e rt gearbeitet haben würde.
Am Montag den 26. Februar (1899), morgens 5 Uhr, ver-
liess ich diese interessante H au p tstad t von MataBeleland, um
meine Reise nordwärts anzutreten nach Salisbury, dem Mittelp
u n k t von Mashonaland. Die E ntfernung zwischen beiden Orten
b eträgt 285 Meilen u n d wird bei normalen Strassenverhält-
nissen p er m a i l - c o a c h in 31/ 2tägiger unu n te rb ro ch en er
F ah rt gemacht. Diese m a i l - c o a c h e s sind nach amerikanischem
System gearbeitet. Ein fester Wagen, welcher drei, beziehentlich
vier Bänke mit je drei Sitzen enthält, also neun
oder zwölf Passagiere halten kann, schwingt auf Lederriemen,
welche von vorn nach hinten gezogen sind, üb er vier breite
Räder. Das Dach u n d d er Hintersitz sind fü r's Gepäck bestimmt.
Die Bewegung des Gefährtes ist genau wie die eines
Bootes bei bewegter See. Aber das Umwerfen wird durch
die eigenartige Konstruktion fast unmöglich gemacht. Zehn
bis vierzehn Maulesel, je nach der Eigenart des zu passierenden
Weges, ziehen uns im schnellen Trabe vorwärts. Alle
zwölf Meilen ste h t ein Stall, wo die Tiere schnell gewechselt
werden, und weiter geht es in u n u n te rb ro ch en e r Fahrt. Etwa
mit jedem dritten Stall is t ein Hotel oder Restaurant fü r den
Komfort der Passagiere verknüpft. Wir hatten gerade das Ende
der Regenzeit u n d fanden eine Strasse vor, welche abominabel
war. Ich fu h r in Gesellschaft von Mr. Orpen, des General
Surveyors von Rhodesia u n d eines persönlichen Freundes von
Mr. Rhodes, eines siebenzigjährigen Herrn, dessen Frische
u n d Elastizität manchen zwanzigjährigen „man ab o u t tow n " beschämen
könnte. Seine Gesellschaft ma cht die Reise trotz
d e r miserablen N ebenumstände z u einer angenehmen Erin
n e ru n g fü r mich. Ausserdem hatten wir vier Herren u n d
auf der ersten Strecke von 110 Meilen eine Dame mit zwei
Babies zur Gesellschaft. Recht angenehm, d a ich gerade neben
ih r sass! Das eine Baby sorgte fü r Auffrischung der Passagiere
du rch Musik u n d ande re Lieblichkeiten.
Um ein Bild dieser Reise zu geben, kann ich nichts
besseres th u n , als einen kurzen Auszug aus meinem Tagebuch
hier abzudrucken.
Montag, 27. Februar, morgens 5V 2 U h r. — A b fah rt von
Buluwayo auf holperiger Strasse, sodass ich w ährend des
ersten Stadiums immer das Umwerfen des Wagens vermutete.
Alle 12 Meilen oder etwa zwei S tunden wurden die Maulesel
gewechselt. Der T ag ist ideal schön, das Land frisch nach
dem Regen wie ein englischer Park. Um 8 U h r Frühstück,
um' 3 U h r Luncheon in einem Strassenwirtshaus am Imbambesi,
27 Meilen von Buluwayo. Das Land stets leicht gewellt, am
H orizont hin und wieder die scharfe Linie eines Kopje, eines
Granithügels. Abends etwa 9 U h r wird d er Shanganifluss
passiert, beim Hinausfahren aus der Flussrinne bleibt der
Wagen stecken, u n d wir müssen alle aussteigen. Eine Arbeit
von etwa einer Stunde mit Schaufeln, Hebebalken u n d vielem
Geschrei macht' uns wieder flott. Es reg n e t leicht u n d ist
bitterlich kalt. Gegen Mitternacht erreichen wir ein Hotel,
wo wir eine Stunde Pause haben u n d soupieren. D ann g eh t
es weiter in halsbrecherischer F ah rt mit vielem Geschrei der
Eselstreiber. An Schlaf ist nicht zu denken. Gegen drei U h r
stecken wir wieder fest. Sobald der T ag zu- grauen anfängt,