
Dieser Vorschlag erregte Sensation in der Versammlung.
Ich machte ih n , weil ich d urch seine A u sfü h ru n g am sichersten
Freundscha ft mit diesem Stamm erzielen konnte. Hatte ich den
L ieblingsbruder des Fürsten bei mir, so waren gute Beziehungen
mit meinen Stationen auch in meiner Abwesenheit gesichert,
u n d die von mir eingeleitete Verb in d u n g entwickelte
sich normal.
Ich war überrascht, dass Macombe meinen Vorschlag annahm.
„Cuntete aiaende na iwe; kuanza utakala lapa pangono."
(Cuntete soll mit dir gehen, zunächst abe r sollt ihr noch bei
mir bleiben.)
„Lange kann ich nicht hier bleiben, da ich noch viel zu
th u n habe, ehe die Regen beginnen. Auch möchte ich dir sobald
als möglich deinen Mantel aus Umtali schicken." (Ich
kannte meine Pappenheimer.)
„Um nach Katerere reisen zu können, musst Du viel Getreide
einkaufen. Das d au e rt mehrere Tage."
Dabei liess ich es fü r heute bewenden. Die Audienz hatte
ü b er eine S tunde g ed au e rt u n d war ziemlich aufregend gewesen.
In d er T h a t handelte es sich um Kopf u n d Kragen, zum
Mindesten um den weiteren F o rtg an g der Expedition u n d das
Gelingen meiner Pläne in Macombe's Land.
Sowie wir zu unserem Lagerplatz zurückkamen, liess ich
die Zelte niederlegen u n d „in wilder F lucht" aus dem O rt hinausschaffen,
a u f einen Hügel an der anderen Seite des MuTra,
wo der Wind wehte, und wir Gottes frische Luft atmen konnten,
wo wir das Rauschen d e r Bäume u n d das Singen d e r Vög-
lein hörten, anstatt des Gebrülls und ro h en Gelächters einer
N eg e rh o rd e ; wohin die durstigen Indunas den Fluss zu überschreiten
hatten, um zu meinem Cognac zu gelangen, wo üb erh
a u p t eine grössere Menge g ar keinen Platz hatte, sich zu
lagern. D e r Hügel, den ich bereits am Morgen ausgesucht
hatte, war nämlich eng u n d schmal auf der Oberfläche u n d fiel
steil, fast sen k re ch t an den Seiten ab, n u r fü r die Zelte u n d eine
kleine Anzahl Menschen Raum lassend. Ich stellte an seinem
Z u g an g Posten auf mit dem Befehl, die übliche Horde N eu gieriger
je tzt rücksichtslos mit der Peitsche fortzutreiben. Der
Handel um Mehl sollte unten am Fluss abgemacht werden. Ich
wollte Ruhe haben in Gottes schöner Natur, in welcher ich
mich von Neuem fand.
Unser schneller Aufbruch aus Misongwe war fü r die N erven
meiner T räger zu viel gewesen. Zwei von ihnen machten
sich davon, weil sie meinten, die Audienz sei schlecht verlaufen,
u n d die übliche Schlächterei werde beginnen. Ich fühlte, dass
ich einen Fehler begangen hatte, indem ich meinem’ eig'nen
Herzenswunsch zu eifrig gefolgt war.
Am Nachmittag fand, wie ich erfuhr, eine grosse Be ratung MQe°” [l^ s
in d e r Residenz des Macombe statt. Der Abend zog ru h ig besuch,
heran bei vollem Mondlicht. Ich war gerade damit beschäftigt,
Spiegeleier zum Abendessen in die P fanne zu schlagen, u n d
sagte zu H errn G ram a n n : „Jetzt wollen wir einmal einen schönen
stillen Abend gemessen", als plötzlich das „S chädelthor"
von Misongwe sich öffnete, u n d heraus ein wilder phantastischer
Z u g kam. Voran tanzende ju n g e Mädchen, d ann eine
Musikkapelle, bestehend aus Trommeln, Pfeifen u n d Saiteninstrumenten.
Darauf folgten mehrere Indunas, dann eine einzelne
Figur, in d er wir beim Näherkommen Macombe erkannten,
hinter ihm Cuntete, Kashi u n d mehrere an d e r“ r>-—- e , im
ganzen 40—50 Mann. Schnell liess ich Pfanne u n u euer wegtragen
u n d ging Macombe entgegen b i s ' an den Rand des
Hügels, da, wo d e r Pfad hinaufkam. Als er zu uns gestiegen
war, nahm ich ihn bei d e r H and u n d fü h rte ihn zum Eingang
meines Zeltes, wo zwei Stühle fü r ihn u n d mich bereit gestellt
waren. Herr Gramann sass auf einer Kiste neben mir. Die
Menge drängte sich auf dem engen Raum um den Abhang.
Als ich diesen Besuch ankommen, teilweise antanzen, sah,
hatte ich in richtiger Erkenntnis der Situation vier Flaschen
Cognac herausnehmen lassen. Dieses Opfernmüssen unse re r
Vorräte war nicht eben angenehm, aber ich hatte mich bis zu
einer gewissen Grenze bei Unserer Ausrü stu n g in Tenje darauf
vorbereitet. Macombe, ehe die U n te rh a ltu n g begann, b a t sich
einen Eimer aus, in welchen er die vier Flaschen Cognac goss,
um ihn d ann mit Wasser aüfzufüllen. „Dies", sagte er, „ist fü r
unsere Leute. Wir beiden „Grossen“ wollen-C hampagner trinken.
Ich bin gekommen, um Brüderschaft mit Dir zu trinken.“
P e t e r s , Im Goldland des Altertums. 5