
Ganz grossartig ist, was die Energie eines Einzigen, des
Cecil Rhodes’, hier in d e r Wildnis von Südafrika geschaffen
hat. Er beweist einmal wieder, dass die N a tu r aristokratisch ist,
u n d dass alles Grosse auf der Erde von der kraftvollen Persönlichkeit
geschaffen wird. Die Lehre, welche das Gesindel niemals
zugeben mag, u n d welche in ih rer urwüchsigen Wahrheit
doch lächelnd auf jeden Versuch, sie aus d e r Welt zu bringen,
herabblickt. Rhodes hat Rhodesia geschaffen, u n d deshalb
träg t das Land mit Recht seinen Namen. Die V o rbedingung fü r
ein em p orblühendes Rhodesia abe r sind die Bahnen von Kapstad
t nach Buluwayo u n d von Beira nach Salisbury, durch
welche das Land mit den Atlantischen u n d Indischen Oceanen
v erb u n d en wird. Diese V orb ed in g u n g ist hier als ganz selbstverständlich
von vornherein erfasst und ohne viel Gerede erfüllt
worden —^ ein beschämendes Gegenstück zu dem theoretischen
Geträtsch, mit welchem solche Dinge in Deutschland
eingeleitet zu werden pflegen.
Wie seh r ein Eisenbahnbau alle wirtschaftlichen Verhältnisse
des dunklen Weltteiles revolutioniert, das vermochte ich
so recht in diesen Tagen festzustellen. Wir begegneten langen
Zügen, welche das Holz u n d G estrü p p der Buschsteppen nach
Kimberley zu r Verwertung führten. Hiermit wird zweierlei
erreicht. Einerseits wird die Steppe abgeholzt u n d fü r Ackerbaube
trieb eröffnet, sodann erhält Kimberley sein Brenn- und
Nutzholz, welches frü h e r teilweise aus Schweden bezogen werden
musste, aus dem Lande selbst. D er U n tern ehm er dieses
ganzen Geschäftes ab e r steckt g u t verdientes Geld in die
Tasche. D ann wieder begegneten wir Zügen, n u r beladen mit
Wasser. Hierdurch wird das Leben fü r Weisse an P unkten
ermöglicht, welche bis dahin einfach verschlossen waren, eine
äusserst wichtige Sache, z. B. fü r Minenbetriebe, da 'die Edelmetalle
ihren Aufenthaltsort bekanntlich nicht von d e r Wasserfrage
ab h än g ig machen.
Die Eisenbahnstrecke von Cape Town bis nach Buluwayo
beträgt 1,374 Meilen. Die Züge sind mit allem modernen Komfo
rt ausgestattet, Salonwagen, welche nachts zu Schlafwagen
umgewandelt werden. In d e r Regel hat jed er Passagier seinen
eigenen Salon fü r sich selbst. Hygienische Wasserleitung, filtriertes
Wasser zum Trinken, elektrische Beleuchtung, alles ist
vorhanden. Dämonisch wirkt es, wenn der elektrisch beleuchtete
Z u g des Nachts durch die Steppe donnert. Eine F ah rt von
108 Stunden b ringt den Reisenden von Kapstadt nach Buluwayo.
U n d hier erlebt er das grösste der Wunder.
Die Stadt wird im nächsten Juni ihren fünften G eburtstag
feiern, u n d wie aus der Erde gestampft, steh t sie da mit
ihren breiten Avenues u n d ihren ebenso breiten Strassen.
Buluwayo hat vielleicht das breiteste Strassennetz der Erde.
Nach dem New-Yorker System schneiden die Strassen in
rechten Winkeln die Avenues, regelmässige Blocks bildend.
Die Häuser sind zum Teil noch primitiv aus Wellblech ausgeführt.
Dazwischen aber erheben sich aller Orten wahre
Steinpaläste, so das G rand Hotel, in welchem ich diesen Bericht
schreibe, u n d welches keinem erstklassigen europäischen
Hotel nachsteht. Es wohnen in Buluwayo heute etwa 5000
E uropäer mit einer Bevölkerung von Farbigen, welche nicht
zu berechnen ist. Die Stadt hat volle Kommunalverwaltung
nach dem Prinzip des englischen s e i f g o v e r n m e n t . Sie
wählt ihre Aldermen u n d ihre Magistrate selbst in allgemeiner
Wahl, genau wie das gesamte Rhodesia demnächst seine erste
gesetzgebende Körperschaft wählen wird. Hier findet man
keinen Tross parasitenhafter, von d e f Heimat bezahlter Beamter,
sonde rn die. Kolonisten erledigen nach g u te r englischer Sitte
ihre öffentlichen Geschäfte selbst. Das ist die gesunde G ru n d lage,
auf welcher in allen fünf Weltteilen b lü h en d e Gemeinwesen
emporwachsen.
Auch die Angestellten u n d Offiziere d e r Cha rtered Company
beanspruchen gesellschaftlich keine „Standesprivilegien",
sondern hier, wie überall u n te r englischer Flagge gilt das
Prinzip des „gentleman“ . In Buluwayo findet man eine so
liebenswürdige Ansammlung von Herren, wie wohl nirgends
besser auf der Erde, u n d dies macht den A ufenthalt fü r einen
Fremden angenehm. Der Mittelpunkt des gesellschaftlichen
Lebens is t der geschmackvoll eingerichtete Klub, wo man sich
des Abends zusammenfindet. Ich war in denselben e ingeführt
d u rch Mr. Broad, den Mining Engineer der White Consolidated
Company, mit welchem ich die Reise von S o u th am p to n aus