
P u n t T r i-
b u t-L an d .
etwa 300 engl. Meilen stromaufwärts an d e r Südseite des
Zambesi. Professor Keane meinte, sie könne dorthin durch
viele Kanäle gelangt sein, u n d brauche uns nicht au f unmittelbare
ägyptische Beziehungen schliessen zu lassen. Aber
ich mochte fragen, welcher Händle r ein derartiges Objekt
in's Innere von Afrika tragen würde. Auch sagt Petrie geradezu,
dass sie nicht lange in den Händen eines Arabers,
auch nicht in d er trockenen ägyptischen, sonde rn vielmehr
in feuchter Erde bestattet gewesen sei. Also augenscheinlich
h at sie d o rt geruht, wo sie gefunden wurde, ist also der
urkundliche Beweis fü r ein altägyptisches Grab südlich vom
Zambesi in Nordostmashonaland. Dann abe r stellt sie ein
D okument von höchstem geschichtlichem Wert dar.
Ich sehe in ih r einen ersten archäologischen Beweis dafür,
dass die Puntexpedition u n te r der Königin Hatschepsu in
diesen Teil von Ostafrika gegangen ist, u n d erkenne darin
eine sehr wünschenswerte Bestätigung der allgemeinen Argumente,
welche ich oben zusammengestellt habe. Ich bin üb erzeugt,
dass weitere Fu n d e in derselben Richtung nachfolgen
werden. Wie wir aus den Überlieferungen d e r Listen aus
d er Regierung von Thotmes III. selbst sehen, bestanden die
Tributlieferungen aus P u n t auch nach d er grossen Expedition fo
rt (s. Petrie, a-. a. O. II, 117 u n d 1 2 Í; Brugsch a. a. O.
p. 314—321), u n d Gold, Elfenbein, Ebenholz, Pantherfelle
sind immer u n te r den Abgaben. Es ist demnach m eh r als
wahrscheinlich, dass d e r P harao einen G o u v ern eu r in diesem
einträglichen Gebiet hielt. Die Ushebti-Figur am Zambesi ist
ab e r ein seh r beachtenswerter Fingerweis, um herauszufinden,
wo dieser G o u v ern eu r gesessen haben mag. Es scheint, dass
e r seinen Amtsbezirk n ich t fern von Tete g eh a b t hat. Dort
scheint e r gestorben u n d begraben zu sein.
Dieses Verhältnis zwischen dem Goldland P u n t und
Ägypten hat augenscheinlich, wenigstens während der Herrschaft
d er ganzen XVIII. Dynastie, bestanden. U n te r Horem-
hib (1332 bis 1328 v. Chr.), dem letzten König dieses Hauses,
erscheint eine G esandtschaft aus Punt, Welche- eine Anzahl
schwerwiegender Säcke voll G o ld bringt. Sie sprechen folgen
dermassen :
„Heil D i r ! König von Ägypten, Sonne der n eun Fremdvölker.
Bei deinem N am e n ! Wir haben nicht gekannt Ägypten.
Unsere Väter haben es nie betreten. Schenke uns die Freiheit
aus deiner H a n d ; wir wollen dir u n te rth an sein." (Brugsch
p. 445.)
Hier wird demnach, genau wie bei der Hatschepsu-Expe-
dition, die weite E ntfernung des Gebietes betont. Hier ist wiederum
von Säcken volTvon Gold die Rede. Ein Land im Süden,
wohin die Ägypter zu jener Zeit wiederholt Kriegsexpeditionen
unternahmen, ist also sicherlich nicht gemeint. U n d wenn
man Somaliland vorschlägt, so soll man mir zunächst d o rt
die Stellen zeigen, aus denen die Säcke voll Gold genommen
worden sind.
Ich bin mit meiner A u sfü h ru n g zu Ende. Wir haben gesehen,
dass die ägyptische Tempeldarstellung selbst uns auf
’Süd- und nicht au f Nordäfrika hinweist. Die d o rt abgebildeten
Häuser, sowie die weiblichen T ypen lassen auf H ottentotten
als die Eingeborenen P u n t’s schliessen. Wir haben gesehen,
dass die Schilderung d e r Landschaft nicht auf Somaliland,
wohl abe r auf Zambesia passt. Wir fanden Spuren altägyptischen
Kultureinflusses im Süden vom Zambesi. V or allem abe r haben
•wir gesehen, dass, wenn das P u n t-G o ld nicht aus dem Shasu-
Gebiet kam, die ägyptischen Seefahrer wohl oder übel nach
Mashonaland gehen mussten, um es zu holen. Aus diesen
G rü n d en nehme ich an, dass da, wo von P u n t als einem Goldland
die Rede ist, auch das antike Goldminenland zwischen
Zambesi u n d Limpopo gemeint war.
Ich denke also, dass die Flotte der Königin Hatschepsu
bis zum heutigen Quelimane, dem damaligen Rhapta, gefahren
ist, u n d von hier aus Beziehungen mit den Zambesi-
stämmen anknüpfte. Der Balsam-Stufenberg, welcher in der
Inschrift erwähnt wird, war dann nicht das Cap Guardafui,
sonde rn das P romontorium Rhapton. U n te r diesem gingen
die Schiffe vor Anker. Wie ich frü h e r erwähnt habe, bed eu te t
d er heutige Kiswahili-Name Quelimane je tzt n o c h : „am Berge".
Ich nehme an, dass von Quelimane aus die Ägypter eine
Station stromaufwärts, im eigentlichen G oldland selbst geg
rü n d e t haben. So erkläre ich mir die Tributlieferungen unte r
S ch lu s s fo
lg e ru n g .