
Vögel, u n d mu n te r lassen sie ihren Gesang erschallen. Zwar
hören wir nicht den Kuckuck hier, aber ähnlich wie sein
Schlagen b e rü h rt uns das Gurgeln u n d Rucksen der vielen
Taubenarten. Die Enten u n d Gänse ziehen zurück zum Zam-
besi. Fischadler u n d Geier wiegen sich hoch in der Luft.
Schwalben, Wachteln u n d Lerchen tummeln sich, wenn letztere
hier auch stumm sind. Die tropische N a tu r deckt den
Tisch fü r viele, u n d alles d rän g t sich zum Leben und zur
Lortpflanzung.
Das Wild sucht sich neue Weideplätze, das stattliche Elentier,
das Kudu, das Hartebeest, der Wasser-, Spring- u n d Buschbock
wechseln ü b e r den Mui'ra. Wir streichen durch den
Wald u n d plötzlich bleiben wir stehen, denn unser Blick
fällt auf eine G ru p p e der lieblichen Säbelantilopen, welche
friedlich am frischen, saftigen G rü n sich labt. O d er auch,
es springt zu unseren Lüssen plötzlich ein Hase auf, welcher
eilig das Weite sucht. Im Sande abe r sehen wir die Spuren
des Hochwildes, des mächtigen Rhinoceros, des Büffels und,
in versteckteren Winkeln, auch des Elephanten. Dem grossen
Wild folgt, wie überall, das Geschlecht der Raubtiere. Durch
die Stille d er N acht erschallt das Lachen der Hyäne, das. Knurren
des Leoparden, od er auch das majestätische Brüllen des
Löwen.
Mein gegenwärtiger Begleiter, H e rr Blöcker, schoss vor
einigen Tagen einen Leoparden etwa 50 Schritt von unserem
Lager um 5 U h r nachmittags, und ich selbst kam vor kurzem
auf einen Löwen um 7 U h r morgens zum Schuss, den ich von
einem Eingeborenen verjagte, den er mit vier Anderen, d a runte r
meinen Lreund Cuntete, Macombe’s Bruder, niedergeschlagen
hatte. Blöcker, ein d eutsche r Lorstmann u n d Jäger von Beruf,
versorgt unsere Küche regelmässig jetzt mit Wild.
Wenn die N a tu r hier je tzt zu neuem Leben erwacht, so
reg t sich, last n o t least, auch der Mensch. Die ganze Negerwelt
ist zu r Zeit eifrig mit Graben und Pflanzen beschäftigt.
Vornehmlich wird die Hirse, das wichtige „mapire“ , in die
Erde gesenkt, deren E rnte nächsten Juni u n d Juli stattfinden
wird. Wir hatten im letzten J a h r Misswachs, dank zu geringen
Regenfalles, und mit besonderen Segenswünschen begleiten
deshalb wir selbst die diesmalige Aussaat, da auch wir unte r
der N ah ru n g sn o t zu leiden haben. Ich bin für den U n terh a lt
meiner Leute auf indischen Reis aus Chinde u n d Negerkorn
aus Tete angewiesen, was mich in meinen Bewegungen hemmt.
Möge die N a tu r uns diesmal gnädiger s e in ! Ich versuche, den
intelligenteren u n te r meinen schwarzen Bekannten plausibel
zu machen, dass man auch in Afrika, wie in Europa, fü r
solche Eventualitäten Fürsorge tragen u n d fü r den Notfall
zurücklegen solle. Sie lachen, wenn ich ihnen meine Lehren
vortrage. Der Neger wird gerade fü r seine Z u k u n ft sorgen.
Von allen Heilslehren Christi scheint ihm ausschliesslich das
„Sorget nicht fü r den folgenden T ag “ sympathisch zu sein.
Was er erntet, das isst und vertrinkt er, u n d sollte er auch in
Notjahren d a rü b e r H ungers sterben. Jetzt lebt man hier von
Baumrinde u n d Beeren des Waldes u n d wartet geduldig auf
das, was die nächste Ernte bringen wird. Aber gegenwärtig
hat der Frühling auch diesen dunkelhäutigen „B rü d e rn “ neue
H offnung gebracht.
Die Frühlingsregen haben hier erst gerade eingesetzt.
Erst um Weihnachten, wenn die Sonne am Steinbock umdreht,
können wir die volle Wucht d e r Niederschläge erwarten. Dann
schwellen die Bäche, u n d steigt auch d e r Zambesi wieder zu
seiner vollen Höhe. Um Weihnachten wird die Zambesi-
Dampfschiffahrt, die seit Mitte September stockt, wieder eröffnet.
Dann sind auch wir von Neuem in regelmässigem Verkehr
mit d e r grossen Welt. Heute sind wir abgeschnitten wie
in einer belagerten Festung. Aber tro tz Einsamkeit u n d
drückender Hitze schwillt auch unser Herz in . der ewigen Lust
des neuerwachenden Lebens, wie jeder F rü h lin g es bringt.
Wie verschieden er ist vom F rü h ja h r an der Elbe od er an der
Themse, er bleibt d e r alte Z aube re r Frü h lin g doch auch am
Zambesi.