
Der Mann betrachtete das Gefängnis als eine Art Sommerfrische
u n d hoffte, dass man ihn fü r den Rest seines
Lebens d o rt gemütlich weiter verpflegen werde. Die Mehrzahl
seiner Landsleute ist derselben Meinung.
Dieser Vorgang red e t B ände zu r B ehandlung d er schwarzen
Arbeiterfrage in Europa, ü b e r welche n u r Leute mitreden, sollten,
die Afrika mit seinen Erfordernissen du rch Augenschein
kennen. Wenn man das Gerede in E u ro p a üb er die afrikanische
Arbeiterfrage liest, kann man sich in der Regel eines
gewissen Hohngefühls nicht erwehren. Es ist ungemein
billig, in Berlin oder in London Leitartikel ü b er die Behandlu
n g des Negers zu schreiben, allerlei theoretische Schlagworte,
die man d er Lektüre von „Onkel Tom's H ü tte “ entnommen
hat, zu s am m en zu trag en ! Man kennt den Neger aus
Augenschein n ic h t; praktisch wird man von der ganzen Frage
nicht betroffen. Also! F lott darauf los mit dem hergebrachten
Phrasengewäsche! Anders sieht sich die Sache an, wenn
man in Afrika selbst eine Expedition fü hren muss, oder eine
Familie du rch Feldarbeit zu ernähren hat, oder abe r eine
Mine mit schwarzer Arbeit zah lb a r machen will. Da gewinnt
die Angelegenheit sofort eine seh r ernste Bedeutung, ja in
vielen Fällen wird sie zu r Lebensfrage fü r den Betreffenden.
N u r solche Leute können praktisch hier mitreden.
N u n b rau c h t man in E u ro p a auch nicht anzunehmen,
dass diese Elemente an sich b ru taler oder egoistischer seien,
als die Herren, welche J a h r aus, J a h r ein au f der Friedrichstrasse
oder in Piccadilly herumspazieren. Ich habe keinerlei
Unterschied in d er Herzensgüte des Afrikandertums geg
en ü b e r den Europä ern w ahrzunehmen vermocht. Wenn jenes
trotzdem energischere Massregeln fü r die Behandlung des
Schwarzen vorschlägt, so liegt dies also wohl n u r daran, dass
es d u rch persönliche A n sch au u n g ein anderes, also richtigeres
Urteil sich gebildet hat.
D e r Schwarze h a t d u rch die europäische Besitzergreifu
n g zwei Dinge gewonnen, welche er frü h e r nicht k an n te:
Sicherheit von Leben u n d Eigentum. Es ist rech t u n d billig,
dass er hiefür bezahle. In Deutschland zahlen wir fü r den
staatlichen Schutz mit S teuern u n d zwangsweisem Militärdienst.
Kein Mensch bei uns erklärt dies fü r inhuman u n d brutal.
D er Neger nimmt diese G ü te r an, denkt aber gar nicht
daran, freiwillig eine Gegenleistung irgendwelcher A rt dafü
r zu liefern.
Der Weisse g ib t ihm Rechtsschutz; der Weisse b au t
Strassen u n d Eisenbahnen, welche der Schwarze mit benutzt.
D er Herr Neger, sowohl in Rhodesia, wie in Portugiesisch-
Manica sitzt dabei u n d sieht zu. Wenn man weiss, wie
leistungsfähig er ist, wo er zur Arbeit gezwungen wird, will
man es da rechtfertigen, wenn man ihn aus völlig ungere chtfertigten
theoretischen Erwägungen der christlichen Kulturwelt
von Algoa Bay bis zur Grossen Syrte in die S tufe eines faulen
u n d arroganten Lümmels zurückfallen lässt? Wenn Eu ro p a
dies will, so wäre es besser fü r die Negerwelt gewesen, man
hätte sie ihren Gungunjanas, Mirambos, Mtesas u n d Abdul-
lahis überlassen, welche wenigstens ein Q u an tum wirtschaftlich
nützlicher Arbeit aus ih r erzielten. Was abe r den weissen
Ansiedler anbetrifft, so kann ich ihm n u r raten, den schwarzen
Weltteil baldmöglichst mit irgend einem ande ren Teil
unseres Planeten zu vertauschen, solange die heute bestehen-
•den Anschauungen u n d Gesetze üb er die Beh an d lu n g der
Negerwelt in Kraft sind. D e r Farmer kann sicherlich kein
Geld in Afrika verdienen, ja, er ist nicht einmal seines Lebens
sicher, solange das Gesetz den Neger als gleichberechtigten
Staatsbürger-anerkennt. Dies ist möglich vielleicht in Amerika,
wo d e r Weisse den G rundstock der Bevölkerung bildet. Aber
es ist verhängnisvoll in Afrika, wo d er Neger nicht n u r absolut
die Mehrheit ausmacht, sonde rn wo die natürlichen Verhältnisse
ihm allein auch die aus den europäischen Lebens-
Verhältnissen folgende Bevölkerungs z u n a h m e sichern.
Wenn ich sehe, dass der Farmer in Meisetter, d e r Kaffeepflanzer
in Blantyre, d e r Minenbesitzer u n d P rospektor bei
Umtali, d e r Getre idehändler in Inyanga ruiniert wird du rch
die bestehenden, von Exeter Hall aus kontrollierten Bestimmungen
ü b er die Beh an d lu n g d e r Schwarzen, so kann mich
das Würgen an diesem Problem, welches die Cha rtered Company
of South Africa betreibt, n u r mit staunendem Bedauern