
C ec il
Rh o d es.
C h a ra k te r
R h o d e s ia ’s.
modernen Technik in Bewegung gesetzt, um der weissen Rasse
einen Weg zu bahnen u n d Grundlagen fü r die europäischen
Zivilisation d o rt zu schaffen.
Auf der englischen Seite war Cecil Rhodes der leitende
Kopf, welcher im Wettkampf mit Holländern und Portugiesen
seinem Volk hier Ellbogenraum verschaffte. Vom Limpopo
bis zum Tanganjika-See, vom Randabfall des Mashonalandes
bis ü b e r die Kalahariwüste hinaus liess er die Flagge Grossbritanniens
emporsteigen u n d nahm damit die eigentlichen
Hochplateaus von Südafrika im N orden des Transvaal fü r England
in Besitz. Cecil Rhodes geh ö rte zu der G a ttu n g der
Alexander u n d Napoleons, jener seltsamen Träumern, welche
lebhaftes Spiel der Phantasie mit rücksichtsloser, ja brutaler
Willenskraft verbinden, u n d durch diese V erb in d u n g zu revolutionären
Welteroberern auf unserm Planeten werden. Aber,
w ährend die Alexander u n d Napoleon mit Phalangen und
Armeekorps üb er die Völker dahinstürmten, verstand es Cecil
Rhodes, die modernen Machtmittel des Kapitals u n d der europäischen
Börsen in seinen Dienst zu stellen u n d hiermit ein
Gebiet zu erobern, welches an A u sd eh n u n g etwa Britischindien
gleichkommt. Sein kühnes Wollen und geniales Planen
fan d in seinem Volk das erforderliche Verständnis und die
Unterstützung, ohne welche auch die genialste Individualität
keine daue rnden Erfolge in den brutalen Gegensätzen der Völker
zu erreichen vermag. England hat ihn stets gedeckt, auch
da, wo er irrte, und deshalb wird Südafrika daue rnd britisch
Zeiten ein grosses Feld fü r seine Bethätigung haben,
bleiben, u n d d e r englische U nternehmungsgeist hier fü r alle
So ist Rhodesia entstanden du rch die Genialität eines Einzelnen
u n d die Mitwirkung seines Volkes, aber es ist eine
Sch ö p fu n g des modernen Kapitalismus, u n d diese Eigenart
gib t ihm d urchaus seinen Charakter. In wenigen Jahren wurden
Städte aus d e r Erde gestam pft: Bulawayo, Gwelo, Salisbury,
Umtali, Meisetter e tc .; eine Bahn von m eh r als 1500
Meilen Länge verband Kapstadt mit G w e lo ; ein anderes eisernes
Verkehrsband w u rd e d urch die Buschsteppen von Portu-
giesisch-Ostafrika auf das Hochplateau von Mashonaland hinauf
gearbeitet, von Beira bis nach Salisbury. Dabei ward von
Anfang an das Angelsächsische Prinzip d er Selbstverwaltung
in diesen Gebieten eingeführt. Jede Stadt hatte fü r ihre eigenen
Bedürfnisse zu sorgen, u n d auch das ganze Land erhielt
seine eigene Repräsentationsvertretung, in welcher
freilich die Chartered Company von Südafrika vorläufig
noch überwiegend war. Minen- u n d Landkonzessionen
wu rd en in liberalster Weise erteilt. Ein Jeder, welcher geeignet
schien, Kapital und nützliche Arbeit in ’s Land zu bringen,
welcher Nation er auch immer angehören mochte, w u rd e mit
offenen Armen aufgenommen.
Das Land ward alsbald vermessen' u n d mit den Tafeln
privater Eigentümer für Land u n d Minen überzogen. Breite
Fahrwege ergänzten das neu geschaffene Eisenbahnnetz, u n d
allerorten entstanden weisse Ansiedlungen. Den Negern wurde
ein Recht auf Privateigentum nicht zugestanden. Mit dem Tage
d e r Einverleibung war G ru n d u n d Boden das Eigentum der
British South Africa Company. Auch die Privatfarmen der
Neger wurden e ingezogen; ebenso wurde ihnen die weitere
Ausbeutung von Gold- u n d anderen Minen verboten, u n d eine
ziemlich hohe Hütten- u n d Viehsteuer dem Lande auferlegt.
Es ist bekannt, dass es hie rübe r zu dem grossen Matabeleaufstand
im Jahre 1896 kam, dem die Mashonas sich alsbald
N eg e r-B e h
an d lu n g .
anschlossen. Die Rebellion wurde niedergeworfen, u n d dann
die Verwaltung der British South Africa Co. ü b er das ganze
Gebiet d u rchge führt. In den grösseren Städten wurden Kommissare
eingese tzt: ein Minenkommissar, Zivilkommissar, Eingeborenenkommissar,
ferner ein Magistrat bestellt u n d Gerichtshöfe
beschafft. Auf dem flachen Lande wurde die Herrschaft
du rch Polizei-Lager von weissen T ru p p e n aufgerichtet, währen
d schwarze Polizisten in den Dienst d er eigentlichen Kriminalpolizei
gestellt wurden.
Grossartig auf den ersten Anblick wirkten alle diese Resultate,
welche d er europäische Kapitalismus mit einem Schlage
in Südafrika schaffte. Auf den Nachteil dieses ganzen Systems
habe ich frü h e r hingewiesen. Er besteht darin, dass Kapital-
G ruppen, welche nicht direkt an der Entwicklung des Landes
arbeiten wollen, sich auf grösseren Land- u n d Minenrechten
N a ch te ile
d . S y stem s