
Wendungen von den verschiedensten Seiten fü r sehr naheliegend,
dass die Römer ih r Wort Afer, mit welchem sie die
Afrikaner benannten, von den Karthagern erhielten, u n d dass
es nichts als eine Lateinisierung des altsemitischen A. F. R.
ist. Dass dann aus Afer africus, te rra africa, Afrika wurde, das
ist keine Hypothese mehr, sondern eine völlig bekannte, und
von keinem bestrittene philologische Thatsache.
Was fü r eine Bewandtnis es mit dem O p h ir der Genesis
im Zusammenhang dieser von mir vorgenommenen Ableitung
haben mag, ist aus den dürftigen Angaben, welche wir vor uns
haben, nicht ersichtlich. Die Danakil, ein Somalisfamm • am
Golf von Aden, nennen sich selbst Afär. Vielleicht ist es der
in der Genesis genannte Stamm, der mit vielen anderen Poen
seinen Wohnsitz nach Afrika verlegte. Vielleicht haben die
Ophiriten in Arabien ihren Namen ursprünglich erhalten, weil
sie sich auf Minenarbeit geworfen hatten. Die Nachbarschaft
des goldreichen Hevilah u n d auch Saba's könnte die Veranlassung
dazu gewesen sein. Hiervon jedoch wissen wir nichts.
Dr. Glaser meinte in einem Privatbrief an mich, dass die
Ophiriten ähnlich wie Ausanier od er Sabäer, vielleicht ebenfalls
in Südafrika eine Kolonie g eg rü n d e t hätten, u n d diese
alsdann das O p h ir d e r Salomonischen Epoche gewesen sei.
Auch hie rfür haben wir keinerlei geschichtlichen Beleg, und
wir brauchen auf solche H ypothese nicht zurückzugreifen,
wenn wir nachweisen können, dass A. F. R. oder F ura bis
auf den heutigen Tag in Südafrika d e r N ame fü r Mine schlechtweg
ist. Dann bedeutete die F ah rt nach O p h ir eben eine Expedition
in das den Zeitgenossen völlig bekannte „Minengebiet"
schlechtweg.
Übrigens stimme ich mit Professor Keane u n d Ändern
d u rch au s darin überein, dass es gefährlich ist, in solchen Fragen
mit blossen Etymologien viel beweisen zu wollen. Wir
alle wissen heute, was der „R and“ bedeutet. Wie bedaure
ich die armen Gelehrten, welche nach vielen Jahrtausenden
vielleicht versuchen müssen, aus der Etymologie des Wortes
„Rand“ herauszubekommen, woher das London, Berlin, Paris
des zwanzigsten Ja h rh u n d e rts den H au p te rtrag ihres Goldes
bekommen haben.
Verlassen wir also diesen gefährlichen G ru n d , in welchem
auch der vorsichtigste u n d scharfsinnigste Forscher Gefahr
läuft, zu versinken, u n d begeben wir uns auf den festeren
Boden archäologischer Thatsachen zurück.
* * *
Während wir uns im allgemeinen am Indischen Ocean
orientiert haben, sind die Flotten Hiram’s u n d Salomo's das
Rote Meer hinuntergefahren. Dass Hiram's Leute die F ü h ru n g
der Expedition hatten, g eh t aus der Überlieferung klar hervor.
Ich finde einen weiteren Beleg hierfür auch in I Könige IX.
14—15, wo es heisst:
„U n d Hiram hatte dem Könige gesandt h u n d e rt und
zwanzig Kikkar Gold. U n d dasselbe ist die Summe der Zinsen,
die der König Salomo aufhob, zu bauen des Herrn Haus,
un d Millo, u n d die Mauern Jerusalem’s, u n d Hazor, und
Megiddo u n d Gaser.“
Solchen Betrag an Gold konnte d er König von Sidon
also abgeben, lange bevor er an die O p h irfah rt mit Salomo
ging. Augenscheinlich also hatten die Sidonier die G o ld quellen
schon v o rh e r gekannt, vielleicht waren sie es auch,
welche David's Minenleute hinaus g e fü h rt hatten. „Ruhig lebten
sie“ , meldet bereits das Buch d er Richter, „nach der Weise
der Sidonier, sicher u n d wohlgemut im Besitz von Reichtum.“
(XVIII, 7.) Der Reichtum dieser alten phönizischen Handelsstadt
war traditionell und sprichwörtlich.
Wohin fü hrten diese Piloten n u n die verbünde te F lotte?
Dass die Expedition an der Südküste von Arabien ihr
Ende gefunden habe, erschien uns im allgemeinen u n g lau b würdig,
weil die Handelswege von Jerusalem zum Lande der
Königin von Saba ü b er Land führten. Wenn die Fürstin Bilkis
selbst, die Herrin eines überseeischen Kolonialgebietes, ihre
Geschenke auf Kameelen durch die Wüste z u r Residenz Salomo's
brachte, ist kaum anzunehmen, dass dieser, ein rein kontinentaler
Fürst, seinerseits den Seeweg zu ebendemselben
Lande genommen hat. Von Ezeon-Geber musste er die Waren
durch eine Kameel-Expedition nach Jerusalem befördern lassen.
Ist es nicht mehr als wahrscheinlich, dass, wenn es sich
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A rab isch e
O p h ir-
T h e o rie .