
Hiob XXII, 2 4 : „So wirst du fü r Erde Gold geben und
fü r die Felsen die Bäche O p h ir's.“
Psalm XLV, 10: „In deinem Schmuck stehen der Könige
Töchter. Die Braut steht zu deiner. Rechten im Gold von
O p h ir."
Jesaias XIII, 12: „Dass ein Mann teure r sein soll als
Schluss fdneS ° 0ld ™ d e‘n Mann werter als Goldstücke aus O p h ir.“
foigerungen Wenn man den Gesamteindruck all’ dieser Belegstellen
zusammen genommen klar erfasst, so treten zwei charakteristische
Merkmale von vorn herein hervor. Zunächst war
O p h ir das Goldland der damaligen Zeit. „Gold von O p h ir“
ist ein ganz geläufiger Ausdruck; auch da, wo Gold schlechtweg
gemeint ist, setzen die Dichter d e r Psalmen und des
Hiob „von O p h ir“ gewissermassen mechanisch hinzu. Professor
Keane meint, es sei nicht nötig, um eine derartige
Façon de parler zu erzielen, dass das Gold thatsächlich in
einem Fände O p h ir gearbeitet zu sein brauche. Es genüge
auch, dass es immer von einem bestimmten Hafen, der Ophir
geheissen habe, ausgeführt sei. Aber ich möchte doch fragen,
ob eine solche Auslegung alle unsere Belegstellen deckt.
Zum Beispiel Hiob XXII, 24, wo von den Strömen O p h ir’s
die Rede ist, passt doch wohl nicht u n te r die Keane'sche
Hypothese. Wenn das Gold n i c h t aus Ophir, sondern
irgendwo anders her, z. B. aus Hevilah kam, so würden wir
doch wohl i r g e n d eine A n d eu tu n g davon in unseren Quellen
erwarten dürfen. Aber nicht die geringste S pur einer
solchen. Thatsächlich fällt die Frage, ob O p h ir das G o l d l
a n d od er n u r der Export-, beziehentlich Transithafen für
das Gold war, zusammen mit der Frage, ob die Juden das
Gold selbst minenmässig gewannen, oder ob sie es kauften.
Wir werden sp ä ter sehen, dass die letztere Auffassung u n möglich
ist. Hier will ich n u r darauf hinweisen, dass unsere
Belegstellen, ungezwungen aufgefasst, O p h ir als ein Gold-
1 a n d schlechtweg kennzeichnen.
O p h ir tritt ferner d urchweg als ein damals ganz bekanntes
Gebiet hervor. N irgends wird es fü r nötig befunden, irgend
eine Erklärung fü r seine geographische Fage zu geben. Es
wird im Alten Testament von O p h ir gesprochen so, wie wir
etwa von Amerika oder Afrika sprechen. Also, wo immer
es auch lag, O p h ir war im vollen, hellen Gesichtskreis der damaligen
semitischen Welt.
Von Ezeon-Geber fu h ren die Schiffe Salomo's und
Hiram's aus, um dieses Goldland aufzusuchen. Ih r Weg fü h rte
sie gen Süden in's Rote Meer. In diese Richtung haben auch
wir unsere Blicke zu wenden, um das verloren gegangene
Eldorado wieder zu entdecken.
Von der Betrachtung unserer Belegstellen kommend, werden
wir an sich nicht geneigt sein, das Salomonische O p h ir
in Arabien zu suchen. Denn wir fanden aus der Reise der
Königin Bilkis von Saba, dass die Handelsstrasse von Je ru salem
nach Südarabien zu jener Zeit üb er Land führte. Wir
können kaum annehmen, dass ein kontinentaler Fürst, wie
Salomo, bah n b re ch en d als Seefahrer auftreten werde. Wenn
die Flotten aber, an Arabien vorbeifuhren, wohin wendeten
sie sich a lsdann?
Um dies zu beantworten, müssen wir uns an den Gestaden
des Indischen Oceans nach alten Goldminen umsehen, welche
bis in das Zeitalter David’s u n d Salomo’s zurückgelegt werden
können. Zunächst aber müssen wir feststellen, wie die Welt
um den Indischen Ocean um 1000 v. Chr. aussah. In was
für einen politischen Kreis traten die Flotten von Salomo u n d
Hiram ein, wenn sie an Bab-el-Mandeb vorbeigefahren waren ?
* * *
Im dritten Jahrtausend vor Christi G e b u rt hatten am Indischen
Ocean wichtige Völkerverschiebungen stattgefunden.
In diesem Jahrtausend waren Arische Stämme von ihren
Stammsitzen im östlichen Iran aufgebrochen u n d hatten, wahrscheinlich
du rch Kabulistan, und die westlichen Pässe des
Hindukoh, nach Indien sich vorgeschoben, wo sie im Industhal
u n d später auch am Ganges ero b e rn d auftraten. Die Einzelheiten
dieser grossen Völkerwanderungen liegen völlig jen seits
unserer geschichtlichen Überlieferung. Um tausend vor
unserer. Zeitre chnung war der N orden Indiens im Besitz
Arisch-Brahmanischer Stämme, der Khäcijas, der Hindustani,
Bengalen, Mahratten u n d anderer. (Siehe hierzu Lassen, Indische
Altertumskunde I, 468 ff.).
P e t e r s , Im Goldland des Altertums. 15
Welt am
Indischen
Ozean.
Arier.