
AlteKupferw
erk e.
J a g d in
S ü d a frik a .
N achdem ich mich d u rch einen Imbiss erfrischt hatte,
erstieg ich mit De Closs den Hügelrücken östlich von unserm
Lager, an dessen Fuss wir uns befanden, u n d nahm zum ersten
Mal die grossartige Kette alter Kupferwerke in Augenschein,
welche mich auf's Äusserste überraschte. In mehreren parallelen
Reihen zo g sich die O rubenkette im Wesentlichen
in n o rdsüdlicher Richtung am Bergabhang entlang. Augenscheinlich
waren die Arbeiten von sehr verschiedenem Alter.
Während die obere Kette völlig zerfallen und verschüttet war,
befanden sich unte rha lb Schächte u n d Tunnels, welche nach
dem Umfang der in ihnen emporgewachsenen Bäume etwa
n u r 80 Jahre alt sein mochten. Überall fanden wir grosse
Haufen g rü n u n d rötlich gefärbter Erze, sogenannte „tailings",
hier u n d d a auch noch ein primitives Werkzeug. Wir verfolgten
diese Arbeiten an diesem Nachmittag etwa U/g Meilen
weit; so ung efäh r wird den Angehörigen späterer Geschichtsepochen
zu Mute sein, welche vielleicht üb er die Ruinen von
Witwatersrand hinschreiten. Sehr befriedigt von diesem ersten
Eindruck, kehrte ich gegen S o nnenunte rgang zu den Zelten
zurück, wo zu meiner Ü b e rra schung alsbald auch Herr
Blöcker eintraf, mit Trägern, welche er d e r Liebenswürdigkeit
von Mrs. Moodie verdankte.
H err Blöcker brachte, wie das seine Gewohnheit war,
Wild fü r die Küche m it: P e rlh ü h n e r u n d auch eine kleine
Antilope, welche er geschossen hatte. Er ist einer der eifrigsten
Jäger Südafrikas, was zu r Folge hatte, dass, wenn er sich
bei meinen Expeditionen befand, ich mich selbst n u r wenig
des edlen Jagdsportes befleissigte. Infolgedessen findet der
Leser in dieser Darstellung auch n u r wenig Jagderlebnisse.
Z u r Kennzeichnung d e r durchreisten Gebiete möchte ich jed
och Folgendes m itte ilen :
Die Jagd zwischen Zambesi u n d Sabi leidet naturgemäss
u n te r dem Eindringen d er weissen Rasse. Da, wo daue rnde
Niederlassungen von E u ro p ä ern entstehen, zieht sich das grosse
Wild alsbald zurück, das ande re Wild aber wird seh r schnell
ausgerottet. E lep h an t u n d Rhinoceros lieben die N achbarschaft
des E uropäers nicht, geschweige denn Giraffen. Aber
auch das Elenn u n d die grösseren Böcke verschwinden in der
Regel alsbald. Die kleinen Antilopen u n d Hasen treiben sich
dagegen um die Mais- u n d Hirsefelder herum, ebenso wie
Perlh ü h n er, Francoline u n d Tauben. Aber, wie gesagt, der
hungrige Magen des Weissen räum t g a r schnell u n te r ihnen
auf. Ich fürchte, dass auch die sehr verständigen Schongesetze
der South Africa Co. diesen N iedergang nicht end-
giltig au fh a lten werden. Denn „der Himmel ist hoch u n d der
Zar ist weit", u n d in der Wildnis gebietet d er H u n g e r und
nicht das europäische Gesetz.
T rotz dieses allgemeinen G rundzuges der jagdlichen Verhältnisse
zwischen Zambesi u n d Sabi steh t die Jagd in einzelnen
Teilen dieses Gebietes noch auf d er vollen Höhe ihres
ehemaligen Glanzes. Noch wimmelt der Zambesi von Flusspferden
u n d Krokodilen, noch wechseln das Elenn, d er Wasser,
Busch-, Sumpf- u n d Springbock u n d andere Antilopenarten
üb er den Muira, u n d noch stehen in den entlegeneren
Plätzen des Zambesithales Herden von Elefanten, Büffeln und
Rhinoceros. Überall aber kann man die Spuren von Zebras
od er Quaggas wahrnehmen. Der Reichtum an Geflügelwild
am Zambesi, besonders auch am Rufumbo-See geg en ü b er unserer
Mitonda-Station ist einfach kolossal. Perlh ü h n er, Tauben,
Francoline (genannt R eb h ü h n e r oder Fasane), Enten, Gänse,
Wasserhühner, Schnepfen, Kraniche, Reiher, Störche, Flamingos,
Pelikane tummelten sich zu T ausenden u n d Abertausenden
an den Bänken u n d auf den Inseln des gewaltigen Stromes.
Hier ist also heute noch ein unerschöpfliches Jagdrevier vorhanden.
Ganz dasselbe gilt von den Waldregionen des sü d lichen
Macombe-Landes u n d vom Pungwe. Auch hier ist
noch h ohe afrikanische Jagd. Auch in d e r Revue-Ebene östlich
von Maniealand findet der Jäger auf grosses Wild noch
edlen Sport.
Die grossen Katzen, Löwen u n d Leoparden, sowie Hyänen
u n d Schakale sind äusserst zahlreich auf dem ganzen in Frage
stehenden Gebiet, u n d bei dem Zurückgang ihres eigentlichen
Jagdwildes werfen sie sich auf die Rinder- u n d Schafherden
der Weissen, ja direkt auf Menschenfang. Sie werden „man
eating" u n d wandeln sich im Zusammenhang mit diesen neuen
L ebensbedingungen von Nacht- in Tagtiere um. Das nun