
Weltteil getränkt. So wandelt sich die Wärme auch hier in
nützliche Arbeit um. Was verwandt wird, um Wassermassen
ü b er Afrika auszugiessen, wird „gebunden", kommt also nicht
mehr zu r Empfindung. Der Regen aus der Zone der
oberen Luftschichten, der auf das brennende Erdreich fällt,
k ühlt diese ab, u n d dann wieder wird ein gutes Stück Sonneng
lu t neutralisiert, um das herabstürzende Wasser von Neuem
zu verdunsten. So b rich t sich die tropische Hitze an ihrem
eigenen Obermass, u n d uns hier ist in dieser Zeit schwüle Glut
geradezu willkommen, weil sie uns ein sicherer Vorbote des
erquickenden Gewitters ist. Auch hier g eh t der Weg zu r
Freude du rch Leiden, u n d die „Negativität d e r Lustempfind
u n g “ , welche A rth u r S chopenhauer lehrt, ist auch in diesen
Naturereignissen noch einmal bewiesen.
Grotesk u n d gewaltig ist das Herannahen der erlösenden
Katastrophe. Gegen Abend bedeckt sich der nördliche und
östliche H orizont mit einer bleiernen, starr dastehenden Wolkenmauer.
Die Sonne sinkt u n d verschwindet im Westen, und
die N a ch t bricht herein ü b e r der erwartungsvoll ru henden
Erde. Da zuckt es plötzlich auf in d e r n u nm eh r dunklen
Wand d e r Wolken, u n d Blitzstrahl folgt auf Blitzstrahl. Ein,
zwei Abende ist dies alles. Das Gewitter ist zu fern, um
bis zu uns heraufzuziehen. Wir müssen uns mit dem Schauspiel
des Wetterleuchtens begnügen. Aber am dritten, vierten
Abend gestaltet sich das Bild anders. Der Wolkenvorhang
schiebt sich schnell empor. Barock u n d phantastisch greifen
Wolkenfetzen u n d Zacken ü b e r den Zenith u n d bald üb er das
Firmament herüber. Blitz zuckt auf Blitz; plötzlich ein Wind-
stoss u n d ein dumpfes Grollen, wie ein Löwe kurz aufknurrt,
im Nordosten. Dann kommt es näh e r u n d näher, u n d bald
sind wir selbst mitten im wilden Getöse des Kampfes der
Elemente. Blitz u n d Donner, D o n n e r und Blitz, krachend und
blendend, als ob die G ö tte rd äm m e ru n g heraufzuziehen beginne.
U n d dann rau sch t es sintflutartig herab. Prasselnd
fallen die Wasserstrahlen auf das Zelt, gleich einem u n au fh ö rlichen
Trommelwirbel heru n te r. Rauschend schlagen sie auf
die daneben liegenden Lasten, die Bäume u n d das Erdreich
herab, u n d bald gurgeln kleine Bächlein u n d Wasserrinnen
von allen Seiten dem Flussthal zu. Wir sitzen indessen im
Zelt, andachtsvoll dieser grossartigen O ffenba rung d er allwaltenden
Gotthe it lauschend, u n d dankbar fü r den reichen Segen,
welchen die N a tu r wieder einmal den bedürfnisvollen Söhnen
dieser Erde schenkt. So d au e rt es eine, zwei, auch drei Stunden.
Endlich verhallt der D o n n e r im Südwesten, leise rin n t der
Regen, dann oft eine kurze U n te rb re ch u n g u n d wieder ein
rauschende r Guss. N u n ist es vorbei, u n d n u r noch der
Baum, unte r welchem wir ruhen, schüttelt sich von Zeit zu
Zeit, uns einen letzten Strahl auf's Zeltdach werfend. Wir
aber verlassen das schützende Zelt, gehen d u rch 's Lager, entzückt
die köstliche rein e Luft einatmend, u n d eine erfrischende
N ach tru h e entschädigt uns fü r die Qualen des vorhergegangenen
Tages. O d e r abe r auch, es h ö rt der Regen nicht auf,
sondern wir werden durch sein gleichmässiges, rauschendes
Fallen in Schlummer gelullt. Mit solchen Zeichen u n d Werken
zieht der Frühling am Zambesi in die Welt.
U n d wie mit einer Z aube rrute b e rü h rt und verwandelt
er auch hier das Gelände ringsum. Wir liegen zu r Zeit
im Muira-Thal, u n d wie die Coulissen eines Theaters liegt
die Bergwand im Westen vor unseren Augen. Noch vor
vierzehn Tagen starrte sie grau u n d öde. Der erste Regen
brachte Farbe u n d Leben in das Bild. Im N u waren die
Bäume ausgeschlagen, u n d mit Vergnügen bemerkten wir
jeden Morgen ,wie eine grössere Fläche des Gemäldes in g rü n e r
Farbe aufstrahlte, gleich als sei ein Landschaftsmaler über
N acht an der Arbeit gewesen. D er Knalleffekt wird dadurch
hervorgerufen, dass die Knospen, bevor sie wirklich aufbrechen,
an ihrer Oberfläche grau aussehen u n d mit dem
Moment des Aufspringens ihre Farbe wechseln. So erscheint
der Wald ganz plötzlich in hellem Grün, wie die Buchenholzungen
unserer nordischen Heimat. U n d g rü n leuchtet
es auch am E rdboden auf. D u rch die schwarze Aschenmasse
streckt frisches Gras sich empor, eine schmackhafte Äsung
für Wild und Getier. So erweckt ein Spaziergang am Morgen
oder Abend auch hier den Eindruck des F rü h ja h rs bei uns.
U n d auch die gesanglustige, gefiederte Welt äussert sich
in neuer Lebenslust. Jetzt „paaren“ die P e rlh ü h n e r u n d andere