
so rg t habe, sonde rn gemütlich in einem Kraal sitze und Bier
saufe, entschloss ich mich, den Vorstoss in's Sabi-Thal mit der
zweiräderigen Car von Mr. Webster zu versuchen. Eine
Strasse gibt es zwar nicht, abe r viele offene Graspartien, auf
denen sich d e r Busch umgehen lässt. So lasse ich heute Morgen
meine Privateffekten auf die Karre laden u n d sechs Ochsen
Vorspannen. Um 9 U h r g eh t die Reise los, u n d zu Anfang
mit bestem Erfolg. Wir gehen gegen Südwest, dann gegen
Westen. Um 11 U h r eile ich dem Wagen voraus, auf Injambaba
zu, wohin die L ad u n g geliefert werden soll, mit K ^ in -
boy, unserm Führe r. Um 12 U h r bleiben wir liegen, um den
Wagen zu erwarten. Derselbe kommt nicht, wohl abe r mein
Koch l 1/^ U hr, d er mir m e ld e t: „ Q n a r e f i l e " „d e r Wagen
ist z e rb ro ch en ". Nette Bescheerung! Wir müssen 2V2 Meilen
zurück, wo wir die beiden ju n g en Webster's mit dem Wagen
finden, dessen eines Rad an einem Stein z e rtrüm mert ist. Ich
schicke den älteren Webster zu Bezedenhuydt, einem Buren
in der Nähe, um eine andere Karre fü r morgen zu leihen. Den
jüngeren B ru d e r bitte ich, mit Kleinboy vorauszugehen, um
den Weg fü r morgen herauszuschlagen. Wir liegen in den
Randbergen des Sabi, einer parzellenartig bewaldeten Grasfläche,
wo es nach Löwen oder Leoparden geradezu riecht.
Wieder einmal das alte afrikanische „Warten". Es ist zum
Tollwerden. Formation Sandstein. H öhe des Lagerplatzes
1010 m od er 3333 Fuss.
2. Mai. —■ Nach einer bitterkalten N a ch t zieht ein goldiger
schöner- Herbstmorgen herauf, mit Milliarden von fu n kelnden
Tau tro p fen in Wald u n d Feld. Gegen 9 U h r schon
kommt Webster mit einer kleinen offenen Karre, auf welche
die Hälfte meines Gepäckes verladen wird. Die andere Hälfte
muss u n te r O b h u t meines Dieners Zurückbleiben. Webster
erzählt, dass Blöcker des Policeboy noch nicht h ab h a ft geworden
sei. Meine ganze Chance ist demnach diese- kleine
Karre, die einzige ih rer A rt weit u n d breit. Auf u n d ab, durch
Wald u n d Busch u n d hohes Gras, mit der Axt durchschlagend,
gehen wir vorwärts. Das Glück ist uns hold, u n d gegen
11 U h r treffen wir bei Injambaba oberhalb des Dorfes, wohin
ich will, ein, wo ich das Zelt am Rande eines Bergabhanges
aufschlagen lasse. Ein kaltes Frühstück, und ich schicke die
Karre zurück, um den Rest des Gepäcks noch heute nachholen
zu lassen. Schon um V24 ist dies glücklich vollbracht.
Von hier aus muss ich meine Forschungen .bis zum Eintreffen
der Boys du rch Tagestouren ausführen. Ich liege am Rande
eines Hügels über der Sabi-Ebene, u n d hier hat meine Reise
mit dem Ochsenwagen ein Ende. „Ich blicke hinaus in die
Lande u n d werde doch nicht geseh’n." Vor, u n te r mir die
Wipfel eines weiten Waldes. Es ist einsam um mich herum,
da ich n u r mit einem kleinen Diener vom Zambesi zusammen
bin. Alle anderen sind fo rt vom Lager. Unwillkürlich d rän g t
sich mir das Go eth e’sche Lied auf :
„Über allen Gipfeln ist Ruh; In allen Wipfeln spürest
Du kaum einen Hauch.
Die Vöglein schlafen im Walde: Warte nur, bald ru h ’st
Du auch.“
Meine Lage am Rande des Injambaba-Abfalles war eine
keineswegs beneidenswerte. Ich lag hier mit einigen Dienern,
mit der Aufgabe, 30 Lasten in’s Sabithal hinabzubefördern.
Auf die Träger, welche die South Africa Co. mir liefern
wollte, rechnete ich kaum noch. So war ich völlig auf die Eingeborenen
angewiesen, mit denen ich noch keinerlei Beziehungen
hatte. Die Situation war um so ungemütlicher, als ich
meinen Aufenthalt in Südafrika nicht etwa beliebig m eh r ausdehnen
konnte, also meine Aufgabe am Sabi so schnell wie
möglich d u rch fü h ren musste.
' Am 3. Mai in der F rü h e stieg ich mit Kleinboy zunächst
du rch schönen Hochwald, dann d u rch reifende Mais- und
Hirsefelder etwa 1000 Fuss zu Thal, um den alten Häuptling
von Injambaba, Schlatin, zu besuchen, von dem ich g eh ö rt
hatte, er sei d er einzige lebende Schwarze, d er selbst noch
Kupfer am Sabi mit bearbeitet habe. Der alte Mann war
schneeweiss. Er sass im Schatten auf einem Stuhl v or einem
Getreidespeicher. Aber er war so stumpf, dass es schwer
war, sich mit ihm direkt zu unterhalten. Dagegen war sein
Sohn, etwa 56jährig, ein aufgeweckter Mann, u n d er vermittelte
gern die U n te rh a ltu n g mit seinem Vater. Ich er-
öffnete unsere Beziehungen, indem ich dem Alten zwei Stücke
weissen und blauen Calico’s schenkte.