
Stellungen u n d Formen wandelte, d u rch d ran g mich auf das
Tiefste das Bewusstsein, auf altgeschichtlichem Boden zu stehen.
Damals war ich mir d er kulturellen Zusammenhänge dieses
Landstriches mit einem ganzen System noch nicht bewusst.
Alles erschien unheimlich, verlor sich im mystisch Unbegreiflichen.
Ich sollte alsbald diese alten Beziehungen deutlicher
verstehen lernen. Je weiter ich in dem Lande zwischen Zambesi
u n d S a b i vordrang, um so klarer wurde es mir, dass wir hier
au f dem Boden einer alten südarabischen Kolonie uns befinden,
u n d dass die Kulturreste aus dieser geschichtlichen Epoche
im G ru n d e nicht w u n d erb arer sind, als der Limes Romanus
an der Donau, od er die alten römischen Mosaiken in Leicester.
Die wirklichen geschichtlichen Überlieferungen ü b er die,
Makalanga weisen in diese Urzeit nicht zurück. Wir erfahren
von ihnen erst urkundlich, als die Portugiesen mit ihnen in Verb
in d u n g traten. Als diese ersten europäischen Entdecker von
Südafrika am Zambesi erschienen, waren die Makalanga u nbestritten
die v o rherrschende Nation um diesen Fluss.
Wenn irgend ein afrikanischer Stamm, so haben die Makalanga
eine wirkliche geschichtliche Entwicklung hinter sich. Als
die Portugiesen zum ersten Mal die Bekanntschaft von Südafrika
machten, waren sie unbestritten die vorherrschende
Nation. Sie nannten diese Rasse die „Makaranga" u n d ihren
Flerrscher nannten sie den Monomotapa. Über die Bedeutung
des Monomotapa ist viel hin u n d her gestritten. Mono ist ein
Präfix, der in Kiswahili von Zentral-Afrika als Muini, am Kongo
als Mana auftritt, u n d H e rr od er Herrsche r bedeutet. Was Mo-
ta p a sein mag, ist nicht ganz klar. Die drei Konsonanten m. t. p.
könnten auf semitischen U rsp ru n g schliessen lassen. T h e a t
meint (pag. 123), dass Motapa „B erg" heisst u n d Monomotapa
also „H e rr des Berges", abgeleitet vom Berg Fura, in dessen
N äh e seine Residenz gelegen habe. Vielleicht aber, so sagt er,
hatte d er Name eine noch romantischere Ableitung. Matap
heisst in gewissen Bantu-Dialekten „graben", u n d Motapa
„Loch' od er „Mine". Sonach w ü rd e M onomotapa „H e rr der
Mine" o d e r des „Minenlandes" besagen. Diese Erklärung erscheint
mir als die wahrscheinlichere. Denn sie läuft auf die
Etymologie des Wortes „F ura" hinaus. Wie m a t a p in Zulu-
Dialekten, so heisst Kufura in der eigentlichen Kalanga-Sprache
„graben", wie Motapa dort, so heisst F ura hier „Mine". Wir
haben hier einen ähnlichen Vorgang, wie beim Worte Kalanga
selbst. Makalanga heisst, wie erwähnt „Söhne der Sonne", vom
Z uluwort „ilanga" — Sonne — abgeleitet. Neben diesem Zulu-
Namen, welchen sie kennen u n d benutzen, haben die Makalanga
ab e r noch ihr eigenes Wort „sua" fü r Sonne, das ebenfalls im
Gebrauch ist. So mögen die Portugiesen von den umwohnenden
zuluartigen Völkern die Bezeichnung Monomotapa gelernt
u n d auf den Kalanga-Fürsten angewendet haben fü r einen Titel,
den die Makalanga in ihrer eignen alten Sprache von F ura ab geleitet
haben, wie noch in dem Namen der Prinzen des Hauses
„Inja-ka-Fura" bis auf den heutigen Tag hervortritt. In beiden
Fällen bedeute t d er T itel: „F ü rst des Minenlandes". Dieses
Minenland war nicht b eschränkt,auf das heutige Macombeland,
sondern es gehörte dazu das östliche Mashonaland, dessen Bewo
h n er Makalanga sind, u n d noch heute Macombe als ihren
eigentlichen, vor allem religiösen, O b e rh e rrn anerkennen, u n d
grosse Teile von Matabeland, wo die Makalanga als Makalakka
noch bis üb er die Matopo-Hügel hinaus sitzen. Dieser westliche
Teil des alten Kalanga-Landes w u rd e d u rch den Eroberun
g szu g der Zulus u n te r Mosilikatses vom Reich abgetrennt.
Im Osten reichte dasselbe in früheren J a h rh u n d e rten bis gegen
Sofala und an den unteren Sabi hin, u n d umschloss das heutige
Gorongoza, wo ebenfalls Makalanga wohnen. Diese Gebiete
lösten sich schon im 16. J a h rh u n d e rt vom Hauptstamm ab.
Um 1500 riss Tolora, ein Sohn Tschikanga's, den Manika-
Distrikt vom Stammland ab, u n d um 1550, in weiteren Familienzwisten,
g rü n d ete Sedanda ein eigenes Reich zwischen Sabi und
Sofala, w ährend Kiteve das Gebiet entlang d e r eigentlichen
Sofala-Küste bis zum Tendankulu-Fluss hinauf selbständig
machte, welches von d a ab unte r dem Namen Kiteve in der
Geschichte erscheint.
Dass der Monomotapa-Titel schon 1500 in der Macombe-
Familie war, g eh t aus einem Bericht des Diogo de Alcagova an
den König von P ortuga l vom 20. November 1506 hervor, in
welchem dieser berichtet, ein Monomotapa, Macombe mit N a men,
sei von Tschikanga getötet worden. Da Macombe eben