
deren Ufe r manche alte Goldmine, viele Steinumwallungen und
Wasserleitungen an die Epoche der antiken südafrikanischen
Geschichte erinnern.
Im Süden davon ragen die Trümmermassen von Inyanga
wie ein geheimnisvolles Fragezeichen aus graue r Vorzeit herüber.
Ich habe in meiner Reisebeschreibung eine Schilderung
dieser Ruinen versucht, die, wie ich sehe, in wesentlicher
Übereinstimmung mit den Berichten ist, welche Hall und Neal
in ihrem Buch abdrucken (a. a. O. 350—367). Sie bestehen
aus kreisrunden oder quadratförmigen Steinumwallungen, welche
in ung eh eu rer Anzahl üb er das ganze Land verstreut sind,
u n d an mehreren Stellen den Charakter grösser Stadtniederlassungen
annehmen, mit einem Durchmesser bis zu 6 Meilen.
Diese Wälle sind bis zu 5 Fuss hoch. U n t e r ' ihnen
befinden sich Anlagen, welche ganz augenscheinlich Opferplätze
waren, d e r Altar gegen Osten blickend. Die Steine
bei diesen Bauten sind ganz genau so bearbeitet wie die,
welche wir bei den Fura-Ruinen fanden, u n d von denen ich
mehrere P ro b en nach London gebra cht habe. Augenscheinlich
ist dasselbe Volk hier wie d o rt an der Arbeit gewesen.
Auch is t der Sonnengottesdienst nachweisbar auch in Inyanga
betrieben. Wie in Macombe’s Land haben hier die Höhen
eine Rolle in d er Religion gespielt, u n d überall findet man
den Phallus, das Symbol der unzüchtigen Vereh ru n g Baals.
U n te r den Ruinen im Inyangathal sind allen Reisenden wie
auch mir, die b ru n n en a rtig in den Boden getriebenen Bauten,
mit Cyklopenwällen ausgemauert, u n d mit verdeckten Seitenzugängen
versehen, als besonders bemerkenswert aufgefallen.
Wie ich aus d er Zusammenstellung von Hall und
Neal ersehe, sind alle übrigen Forscher der Meinung, dass
wir hier Sklavenzwinger d er alten Zeit vor uns haben. Ich
halte dem gegehüber auch heute an meinen an O rt u n d Stelle
gewonnenen Bedenken gegen diese Theorie fest. Z u r Regenzeit
waren solche Brunnen unbewohnba r. Auch stehen
manche von ihnen unverkennbar in Zusammenhang mit alten
Wasserleitungen. Die Sklaven konnte man schliesslich auch
in jenen alten Zeiten ebenso sicher wie heute d u rch die Kette
festhalten. F ü r die Theorie spricht freilich, dass die Römer
von den Puniern in Nordafrika ebenfalls die Anlegung solcher
unterirdischen Sklavenzwinger erlernten, dass sie also
unfraglich eine altsemitische Erfin d u n g darstellen. Ich muss
demnach die Erklärung dieser merkwürdigen Erscheinung
einstweilen auf sich beru h en lassen. Eigentümlich ist, dass
solche unterirdischen Bauten n u r in Inyanga u n d Maniealand
Vorkommen, nicht aber im Umfang d e r sogenannten Simbabwe
Kultur weiter südlich.
Dass in Inyanga — und wie ich hinzufügen kann, Fura —
die Ruinen ü b e rh a u p t durchaus verschieden sind vom Simbabwe
Typus, wie Mauch, Bent, Hall u n d Neal u n d Andere ihn
uns v o rg e fü h rt haben, ist von allen Reisenden in Inyanga
bemerkt worden. Ich habe, seit ich in diesen Gegenden war,
die Überzeugung gehabt, dass wir es hier mit zwei verschiedenen
punischen Einwanderungen zu th u n haben. Die eine
benutzte den Zambesi als Eingangsthor, d ran g üb er Inja-ka-
F ura gegen Westen vor, überschritt den Ruenje u n d nahm
schliesslich Inyanga u n d Maniealand in Besitz. Die andere
zog du rch Sofala ein, stützte sich fü r ih r Vordringen gegen
Westen au f den Sabi u n d d ran g von d o rt aus in das südliche
Mashonaland u n d nach Matabeleland. Die erstere war
die ältere, u n d h a t die roheren Cyklopenruinen hinterlassen.
Die zweite war o hne Frage die mächtigere u n d stand auf
einem viel höheren Kulturgrad. Ein Vergleich zwischen den
Simbabwe-Bauten u n d den ro h en T rüm mern von Fura-Inyanga
macht dies auf den ersten Blick klar. Beide aber hatten
die ursemitische Naturreligion, beide kamen aus Südarabien.
Dies ist unbezweifelbar. Vielleicht liegt eine Erklärung
fü r die Verschiedenheiten in d e r Thatsache, dass Rhapta, der
südlichste Hafen d e r Ausanier, an der M ü n d u n g des Zam-
. besi bei dem heutigen Quelimane lag, während Sofala, der
Eingangshafen der südlichen .Einwanderung, den Sabäern gehörte.
Dass die nördliche Einwande rung älter ist, lässt sich
nicht n u r aus dem ausgesprocheneren Charakter der Cyklo-
penbauten schliessen, sonde rn vielleicht auch aus d e r grösseren
Schiffbarkeit des Zambesi u n d der grösseren N ähe von
Rhapta an Südarabien. Den Zambesi fuhren, in gewissen Jah reszeiten,
Araber noch zu Beginn dieses Ja h rh u n d e rts mit
P e t e r s , Im Goldland des Altertums. 17