
ausnimmt. Um IU /2 U h r fahren wir an Sena vorbei, und
kommen etwas nach 12 U h r in Mutarare an, wo Einsamkeit
u n d Bootfahrt einstweilen ihr Ende finden. Bald nach Ankunft
ladet mich nämlich der Chef d er Zambesia Company,
S en h o r Fereira, ein, im portugiesischen Fort mein Quartier
zu nehmen, u n d gegen Abend kommt Herr Hermann Müller
von Sena, Mynheer Sinderam aus Holland von Villa Boccagio
am Shire, beides Bekannte von mir, u n d wir verbringen einen
belebten A bend zusammen.
14. Dezember. — Herr Sinderam hatte in Sena einen
kleinen Dampfe r von der Mozambique Co. gekauft, den er
flussabwärts nach Chinde staken lassen wollte. Er ladete mich
freundlicherweise ein, ihn zu begleiten, und, d a ich mein Hausbo
o t gern sobald als möglich wieder in Mitonda wusste, nahm
ich seine Einladung an. Infolgedessen hatte ich den 12.
Dezember in Mutarare zu warten, u n d erst gegen vier U h r
gestern waren H e rrn Sinderam’s Vorbereitungen zu r Abfahrt
von Mutarare fertig. Es regnete in diesen Tagen sehr stark,
un d ich verliess aus diesem G ru n d e gern das Hausboot, um
mich u n te r dem Wellblechdach einzurichten, welches Herrn
Sinderam’s D ampfboot von einem Ende bis zum anderen üb erdeckt.
Das Boot heisst „Tambara", ein Name, der mir vertra
u t ist, d a Mitonda in d er Landschaft Tambara liegt. Es
kann 8 T o n n en tragen und war ursprünglich zum Polizeiboot
bestimmt gewesen. Jetzt will Sinderam es fü r Negertransporte
u n d ande re Geschäfte benutzen, nachdem die Maschine in
Chinde genau u n te rsu ch t sein wird. Vierzig Mann staken
u n d paddeln das Boot stromabwärts, welches sich Jedoch
n u r mit d e r Geschwindigkeit von etwa drei Meilen pro Stunde
fortbewegt, d a es von Zeit zu Zeit auf einer Sandbank festsitzt.
Bei d er sinkenden Sonne beginnen die Vulkankegel von
Sena u n d die weissen G eb äu d e von Mutarare im Wolkendunst
hinter u n s zu verschwinden, während links immer gewaltiger
d er mächtige Marambale-Berg mit der Shirekette sich emporhebt.
Alles ist in Wolken halb verhüllt.
Aber wir haben u n s gemütlich im vorderen Raum des
Bootes eingerichtet mit Tischen und Stühlen, wo wir lesen,
rauchen u n d uns unterhalten, von Zeit zu Zeit auch einen
Schuss abfeuern-. Sinderam fungiert als Skipper, während ich
die Küche überwache. Gegen 7 U h r geraten wir auf eine
Sandbank, wo wir fü r die Nacht liegen bleiben.
Am frühen Morgen (14. Dezember) g eh t es weiter. Das
Wetter hat sich ein wenig aufgeklärt, aber d e r Himmel bleibt
bewölkt. Ein starker Wind w eh t den ganzen Tag über, der
unsere Fahrt verzögert. Das Boot treibt langsam in der
S trömung hinab, sich im Kreise drehend. Aber wir kommen
doch weiter und nähern uns ersichtlich dem Shire. Am Nachmittag
erneuerte starke Regenschauer. Gegen 6 U h r
klärt der Himmel sich auf, u n d wir legen bei einer Insel
in der Nähe von Morassa an, welche von mehreren Dörfern
bewohnt ist: Sinderam u n d ich machen einen Abendspaziergang,
um Eier u n d O b st einzukaufen, was uns nicht gelingt.
Ich lasse mein Zelt am Strande aufschlagen, wo wir essen
u n d ich hernach schlafe.
15. Dezember. — In d e r N ach t werden wir in zudringlichster
Weise von Flusspferden belästigt. Sinderam, der an
Bord schläft, lässt sich die Lampe bringen u n d b eginnt zu
lesen. Ich stehe schliesslich auch auf u n d schiesse eins der
Tiere, worauf der Lärm verstummt. Um 5 U h r g eh t die F ah rt
weiter. D u rch einen neugebildeten Kanal' laufen wir gegen
10 U h r in den Shire hinein, den wir langsam hinuntertreiben.
Um 11 U h r lagen wir, du rch den Wind dicht gegen das linke
Ufer gepresst, als wir plötzlich v or uns den Rauch eines
Dampfbootes wahrnahmen. Es war d e r „King" der Flotilla
Co. auf seiner F ah rt nach Chiromo. Ich feuerte einen Signalschuss
ab, u n d bald lagen wir neben einander. Captain
Wallace u n d d e r Ingenieur Mr. Dawson, beides alte Bekannte,
wurden freundlich begrüsst. Ich ging an Bord des „King"
w ährend Mr. Dawson unsere Maschine besichtigte. Auf dem
„King" traf ich zu meinem Erstaunen eine deutsche Dame,
Frau Dr. Schröder, auf ihrer F ah rt zu r Berliner Mission in
Ubena, Deutsch-Ostafrika. Ich liess mich ih r vorstellen u n d
wechselte einige Worte mit ihr. Ihr Gemahl war leider krank
in d e r Kabine. Am Mittag dampfte der „King" weiter, nachdem
wir Kohlen u n d Holz an Bord genommen hatten.