
Quellen.
lieh auf der Hand, dass ein Eldorado, welches mit einer einzigen
Expedition von 3 Jahren die Masse von 420 Kikkar
(von je 42,6 kg) Gold nach Jerusalem brachte, heute noch
durch unanfechtbare archäologische Funde nachzuweisen sein
muss. Man bedenke, dass dieser Betrag einen Wert von über
£ 1,750,000 oder Mk. 34,000,000 darstellt. Und in der Chro-
nika (XXIX, 4) lesen wir gar, dass König David 3000 Kikkar
Gold aus O p h ir zusammengebracht hatte, was einem Wert
von £ 12,225,000 oder Rm. 244,500,000 entspricht.
Solche Mengen Goldes nun können nicht ohne ausged
ehnte Minenwerke gewonnen sein, und von diesen müssen
irgendwo ganz klare Spuren zu finden sein, wenn wir uns
nicht genötigt sehen wollen, die ganze Überlieferung vom
Goldenen O p h ir als solche in die Rumpelkammer von Schifferfabeleien
zu werfen. Die Forschung hatte demnach wohl
oder übel den bequemen Studiertisch in Europa zu verlassen
u n d sich auf die Suche um den Indischen Ocean, oder wenigstens
das Rote Meer zu begeben. Als Ritter die oben
angeführten Worte niederschrieb, da war die U n tersuchung
nicht, wie er vermeinte, nach allen Richtungen hin erschöpft,
sondern sie hatte noch kaum begonnen. Der Forschungsreisende,
nicht d er Stubengelehrte, hatte das entscheidende
Wort zu sprechen.
Von diesen Bemerkungen aus ergibt sich die G ru n d au ffassung,
von welcher aus die nachfolgende U n tersu ch u n g gefü
h rt ist: K e i n e L ö s u n g d e r O p h i r - F r a g e k a n n
h e u t e n o c h A n s p r u c h a u f w i s s e n s c h a f t l i c h e Be a
c h t u n g e r h e b e n , w e l c h e n i c h t v o n d em k l a r e n
u n d u n w i d e r l e g l i c h e n N a c h w e i s a n t i k e n , u n d
z w a r a l t s e m i t i s c h e n G o l d m i n e n - B e t r i e b e s a us -
g e h t . Es kann sein, dass ein Gebiet trotz solchen Nachweises
d ennoch nicht fü r das O p h ir des Alten Testamentes genommen
zu werden b ra u c h t; hierfür fallen die besonderen Umstände
in ’s Gewicht. Aber, wo splche G rundlage fehlt, kann der
Leser von 1902 jede wissenschaftliche O phir-B ehandlung getrost
in die Ecke werfen. Er wird blosse Redensarten'erhalten,
wo er Thatsachen erwarten darf.
Wenn man auszieht, um irgend einen Platz auf eine Be-
Schreibung hin zu suchen, sei es im Walde oder in der Steppe,
so th u t man gut, sich alle Merkmale genau einzuprägen, an
denen man ihn erkennen kann. So werden auch wir alles das,
was unsere Belegstellen uns über das Salomonische O p h ir mit-
teilen, klar zusammenfassen, und uns immer scharf vor Augen
halten müssen. Wir sind da aber im Wesentlichen angewiesen
auf die Notizen in dem Buch der Könige und die mit ihnen korrespondierenden
in der Chronika. Das Buch der Könige ist
augenscheinlich der Niederschlag der Annalen, wie sie am
Hofe des Königs Salomo von Jah r zu Jah r niedergeschrieben
wurden. Die Chronika ist eine spätere Überarbeitung derselben
Quelle u n d ist, nach Ewald, erst um die Mitte des
4. Ja h rh u n d e rts v. Chr. entstanden. Wo Buch d e r Könige
und Chronika von einander abweichen, verdient demnach das
erstere den Vorzug.
Neben diesen wesentlichen geschichtlichen Quellen fü r vöikertafei.
die Ophir-Expeditionen haben wir die sogenannte Völkertafel
der Genesis (X, v. 25—30) zu beachten. Hier erscheint O p h ir
in folgendem Zusam menhang: „Eber, Urgrosssohn von Sem,
zeugte zwei Söhne. Einer hiess Peleg, darum dass zu seiner
Zeit die Welt zerteilet ward. Dess Bruder hiess Jaketan. Und
Jaketan zeugte Almodad, Saleph, Hazarmaveth, Iarah, Hado-
ram, Usäl, Dikela, Abimael, Seba, O p h i r , Hevilah u n d Jobab.
Das sind alles Kinder von Jaketan. Und ihre W o h n u n g war
von Mesa an, bis man kommt gen Sephar, an den Berg gegen
den Morgen."
A. H. Sayce, der hierin von Dr. E d uard Glaser unterstützt
wird, erklärt, dass diese „Vöikertafei“ keinen Anspruch erheben
könne, ein ethnographisches Verzeichnis darzustellen. Sie sei
rein geographisch, d. h. gebe eine Liste von arabischen O rtsnamen.
Bemerkenswert ist, dass der in ihr erwähnte Eber vielleicht
der Stammvater der Hebräer ist, welche damit also auf
Südarabien und die Phöniker, als ihre Urheimat zurückgeführt
werden. O p h ir erscheint hier zwischen Seba u n d Hevilah.
Die ganze Gegend, um welche es sich handelt, ist d u rch V. 30
geographisch genau bestimmt. Mesa oder Mesha ist nach Ritter
(Erdkunde XIV, 372) das heutige, Musa, und Sephar, das spätere
Dhafar, D h o fa r bei Mirbat im Weihrauchlande, jetzt „ Isp h o r"