
Hütte. Es fiel H errn Blöcker u n d mir an diesem Morgen wied
er auf, was ich schon frü h e r bemerkt hatte, wie absolut
jüdisch d e r Typus dieses Volksschlages ist. Genau wie die
Urjuden, welche bei Aden wohnen. Auch die Haartracht, die
Ringellocken hinter den O hren u n d der in einzelnen Ringeln
heruntergezogene Kinnbart, gibt ihnen das Aussehen von Ade-
nern o d er auch polnischen Juden guten alten Schlages. Dies
ist sehr verschieden von dem allgemein semitischen Typus, wie
man ihn oft unte r den Bantu-Stämmen findet, d e r von arabischer
Blutsmischung h errü h rt. Hier haben wir echte, u n verfälschte
Judenphysiognomien vor uns.
Als wir alle Platz genommen hatten, wendete ich mich an
K am b o ro te :
„Ich bin hierher gekommen, Kamborote, um dich als
F reu n d zu begrüssen, u n d dir diese Geschenke zu bringen. Ich
bin auf dem Durchmarsch hier von Inja-Mengale zu Macombe,
d e r mich zu sich eingeladen Itat. Macombe hat mir die Versicherung
seiner Freundscha ft geschickt. So sind wir alle jetzt
Freunde. Ich bringe hier meinen Freund, H errn Blöcker, der,
wenn ich fo rt bin, mich in deiner Provinz vertreten soll. Ihn
nimm freundlich auf u n d hilf ihm in seiner Arbeit."
„Was wünschest du, dass ich fü r dich th u n soll ?"
„Ich wünsche, dass du deinen Leuten befiehlst, mit uns
Handel zu treiben, uns Essen fü r unsere Leute zu verkaufen.
Wir wollen in Stoffen bezahlen, was re c h t ist. Ausserdem
wünsche ich, dass du mir T räger gibst, um Geschenke fü r Macombe
nach Misongwe zu tragen, ferner,- dass d u deinen Leuten
befiehlst, Arbeit fü r Herrn Blöcker zu th u n . Auch hiefür wollen
wir bezahlen, was re c h t ist."
„Wie viele Leute wünschest du zu h ab e n ? "
„Sechs fü r mich u n d zehn fü r H e rrn Blöcker.“
N u n begann Kamborote eine längere Rede an seine eig’nen
Leute, d e r ich genau folgen konnte. Während er sprach, begleiteten
ihn seine Grossen mit einem leisen, regelmässigen
rhythmischen Klatschen d er H än d e u n d mit fortgesetzten zustimmenden
Zwischenrufen.
„ Ih r kennt," sp rach er, „diesen Weissen. Er ist kein P o rtugiese
u n d h at hier ru h ig u n d friedlich bei uns gearbeitet.
Dann ist er nach Inja-Mengale gegangen u n d auch d o rt hat
er friedlich gearbeitet. Was er gekauft hat, das hat er bezahlt.
Nun kommt er zu uns zurück, u n d bringt mir diese Geschenke.
Er zieht zu Macombe als Gast und Freund u n d bittet uns,
ihm behilflich zu sein. Er will Essen von uns kaufen u n d Arbeiter
haben, u n d dafür bezahlen, was re c h t ist. N u n sagt
Ihr, sollen wir ihn als Freund aufnehmen u n d erfüllen, was
er w ü n sch t? "
Als Kamborote geendet hatte, erfolgte ein lautes Klatschen
d e r Menge, u n d d e r Erste der Grossen, ein alter Mann
mit weissen Haaren, stand auf u n d sagte:
„Deine Worte, o Kamborote, haben wir gehört, u n d sie
sind gut. Wir wollen den Weissen, Dokatore Peters, als Freund
annehmen u n d ihm gewähren, was er verlangt."
Wiederum lautes Klatschen der Menge.
Dann wandte sich Kamborote an m ic h :
„Dokatore Peters, meine Leute sollen dir Essen verkaufen,
soviel du nötig hast, u n d Arbeiter will ich dir noch heute
schicken. Auch deinen Freund hier wojlen wir in Frieden
aufnehmen. Wenn meine Leute einen zu hohen Preis von euch
verlangen, so schicke du zu mir, u n d ich will ihnen den Preis
bestimmen. Falls sie mir nicht gehorchen, werde ich ihnen
den Kopf abschneiden lassen."
Diese V erhandlungen vollzogen sich in etwa 3/ i Stunden.
Dann nahm Kamborote uns zu seiner P rivatwohnung, wohin
einige der Grossen uns folgten. Ich hatte fü r H errn Blöcker
u n d mich etwas kaltes Frühstück mitnehmen la s s e n : Brot,
Butter, Ochsenzunge und- eine Flasche Rotwein, welche wir
auf der V eranda von Kamborote's Haus verzehrten. Die übrig
gebliebenen Reste gab ich Kamborote, welcher sie mit grossem
Vergnügen verspeiste. Er liess uns auch eine Ziege bringen u n d
Getreide als Gegengeschenk u n d sofort den Befehl auf die umliegenden
D örfer schicken, uns Markt zu eröffnen. Bei solchen
Veranlassungen nahmen sich meine Somalis in ihren malerischen
Tra chten stets vornehm aus u n d tru g en d urch ihre Haltu
n g dazu bei, u nse r Ansehen in d e r Bevölkerung zu erhöhen.
Frohen Herzens gingen wir d urch den heissen Mittag nach
unserem Lager zurück. In Inja-ka-Longoe stand das gekaufte
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