
erfüllen. Sie fü h rt Arbeiter aus Arabien, Abessynien und Somaliland
ein. Vor Jahrtausenden zwangen Araber und Abes-
synier den Schwarzen von Südafrika, fü r sie die Goldminen
dieses Teiles der Erde zu bearbeiten. Heute sollen diese Völker
des N o rd en s die Roharbeit thun, damit der Schwarze
Sicherheit von Leben u n d Eigentum im Genuss behaglicher
Faulheit hat. Der Schwarze ist ein viel besserer Muskelarbeiter
als der sensiblere N ordländer. Ausserdem ist die eingefü
h rte Arbeit unverhältnissmässig teurer. Weshalb also da
nicht den Schwarzen auf seiner eigenen natürlichen Basis
behandeln, welche G u n g u n jan a und Genossen so erfolgreich
anwendeten! Weshalb nicht, mit den Modifikationen, welche
unser modernes Gefühl erheischt, einen gesetzlichen Arbeiterzwang
e in fü h ren ? Die Chartered Co. würde nicht n u r ihr
eigenes Budget erheblich verbessern, sie würde auch vielen
tausenden von Europäern die Möglichkeit des Fortkommens
in ihren Gebieten verschaffen. Sie brauchte - wahrscheinlich
auch keine so ruinierenden Importzölle um Rhodesia herum
aufzubauen, als wie diejenigen, welche heute d o rt erhoben
werden.
Die Form solchen Arbeitszwanges kann beliebig gewählt
werden. Entweder man kann die jährliche Kopfsteuer auf-
die Nege r so hoch bemessen, dass er gezwungen ist, wenigstens
mehrere Monate Arbeit zu nehmen, um sie zu verdienen.
D ann muss man sie auf mindestens 5 P fu n d Sterling
od er 100 Mk. p ro Person bemessen: eine hübsche Einnahme
fü r den Staatsseckel. O d e r aber, man kann es machen, wie die
Buren, u n d werlangenr -dass je d e r-m än n lich e Neger, in einem
gewissen Alter, ein sechsmonatliches „ labour ticket“ beibringt,
d. h. nachweist, er habe im verflossenen J a h r wenigstens
6 Monate gearbeitet bei einem Weissen. Kann er den Beweis
nicht erbringen, so wird er zu r gleichen Monatsanzahl
Zwangsarbeit, im Wiederholungsfälle abe r zu mehr, eingesperrt.
Wieder eine hübsche Einnahme fü r die betreffende
Regierung.
Mir erscheint das System als das Vorteilhafteste, dass
d er Nege r nach Analogie d e r preussischen Wehrpflicht angehalten
werde, sagen wir, 12 Jahre seines Lebens fü r die
Regierung zu arbeiten. Er soll in der Zeit seinen Unterhalt
u n d Behausung, auch eine kleine Bezahlung, wie der preussi-
sche Soldat, sagen wir, etwa 2 Mk. den Monat, erhalten. Er
soll seinen Sonntag h ab e n ; es soll ihm erlaubt sein, zu heiraten
; er soll gerecht und human behandelt werden.
Die so gewonnene Arbeitskraft soll die Regierung dann
an die P rivatunternehmer in Kontrakt geben. Der Pflanzer
kann ausser Verpflegung 6 Mk. p e r Monat fü r seinen Arbeiter
zahlen, der Minenunternehmer 12—15 Mk. per Monat. Die
Differenz zwischen den *2 Mk., welche die Regierung dem
Neger zahlt, u n d dem, was sie fü r seine Arbeitskraft empfängt,
wird in den meisten Fällen genügen, da, wo Selbstverwaltung
der Weissen d u rch g e fü h rt ist, die Aufwendungen fü r die staatliche
Verwaltung zu decken. Anstatt dass, wie heute, der
E uropä er in Form von Zöllen, Steuern, licenSes etc. das Ganze
zu zahlen hätte, würde der Neger gezwungen, fü r die Vorteile,
welche e r geniesst, die Lasten zu fragen. Hierdurch
also werden entlastet 1 die europäischen Staaten, welche, wie
z. B.. das Deutsche Reich ganz unverhältnissmässige Summen
auf die Verwaltung ih rer afrikanischen Kolonien verwenden,
.2. die weissen Ansiedler, welche wie z. B. in Rhodesia, durch
das System der gegenwärtigen Besteuerung geradezu ruiniert
werden. Es wü rd en 3. auch die Neger selbst gewinnen, welche
zu geordneten Menschen erzogen würden, u n d im übrigen
sich immer noch 100o/o besser befinden, als unte r ihren eigenen
nationalen Herrschern. Afrika abe r würde wirtschaftlich
em porblühen, u n d anstatt wie heute, ein Abflussgebiet für
europäisches Kapital, b ald zu einer Quelle des Wohlstandes
von Eu ro p a werden.
Ehe E u ro p a derartige Massnahmen trifft, wird der direkt
alberne Zustand bleiben, dass ein Erdteil, welcher von G o tt
wie keiner sonst zu r Lieferung von Muskelarbeit an Andere
ausgestattet ist, Muskelarbeit vom Ausland einführen muss.
Ich bin, wie kein anderer, ein Verehrer von David Living-
stone u n d möchte seine Antisklaverei-Bewegung in Südafrika
nicht rückgängig machen. Aber ich kann im Interesse der
Negerwelt selbst n u r tief beklagen, dass man sie einen S p ru n g
machen liess, d er eine Entwicklung von Jahrtausenden in der