
nehmen wir Frühstück ein, auf einem fruchtbaren Alluvialstreifen
zwischen Makanja-Bergen und Zambesi, auf welchem
die Eingeborenen eifrig mit Pflanzen beschäftigt sind. Kaum
sind wir abgefahren, als der Regen beginnt, welcher den
ganzen Nachmittag anhält. Wir passieren die M ün d u n g des
Sangadzi, u n d halb rechts kommen die Vulkankuppen von
Sena in Sicht. Ich lasse bald die wasserdichte Decke vor
meinem „Haus" herab u n d lese gemütlich im prasselnden
Regen „Bleak House" von Dickens zu Ende. Gegen 6 Uhr,
noch unte r Regen, lande ich am linken Ufe r u n d lasse bei
einem Dorfe Dambarale, dicht unte r den wolkenbehängten
Bergen, auf feuchtem Acker mein Zelt aufschlagen. Während
ich dies schreibe, hat der Regen aufgehört. Dafür halten
Moskitos & Co. ihren Einzug.
H . D e z em b e r^® Als ich morgens um 5 U h r aufwache,
regnet es Bindfäden. Infolgedessen muss ich die A b fah rt bis
7 U h r 15 Min; verzögern. D ann g eh t es los auf Sena zu.
Ich schiesse zwei Krokodile. Es amüsiert mich, auf dieser
ganzen F ah rt meine Neger zu beobachten. Das plappert, lacht,
kreischt vor Vergnügen den ganzen Tag ohne Unterbrechung,
etwa, wie wenn deutsche Studenten ^ i M a c h einem F rü h schoppen
— einen Ausflug machen. Immer fidel, nie in
Sorgen! Wenn der Zweck dieses Erdendaseins im individuellen
Glück besteht, h at d e r Nege r ihn erfüllt. Insofern
müsste man ihn direkt genial nennen. W e s h a l b jemand
v ergnügt ist, das ist ja gleichgiltig, vorausgesetzt, d a s s er
es ist. Von „armen Schwarzen" zu reden, ist deshalb albern.
Viel richtiger ist es, von „armen Weissen" zu sprechen. Man
vergleiche n u r die düsteren, erregten Gesichter der weissen
Herren mit dem lachenden Physiognomien der S chw a rz en !
D er G ru n d ihrer Heiterkeit ist o hne Frage, dass sie wie die
Tiere ausschliesslich in der Gegenwart leben u n d keine Sorge
fü r morgen kennen. Aber ich glaube nicht, dass der Zweck
des Lebens im Glück, des Einzelnen besteht, und deshalb
ziehe ich es vor, dem sorgenvollen Teil der Menschheit anzugehören.
Wir haben zu r Linken fo rtdauernd eine Bergkette neben
uns, welche im Schmuck des jungen G rü n sich re c h t hübsch
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