
bis zu Livingstone's Zeit bewegte sich d e r Zambesihandel
vornehmlich üb er diesen Platz. A u c h . heute kommen viele
der G ü ter von Nyassa über Quilimane in den Welthandel.
Indes ist d er O rt naturgemäss im Zurückgehen begriffen, da
der Oberlan d tran sp o rt auf die Daue r mit dem Wasserweg,
welcher üb er Chinde führt, nicht konkurrieren kann. Nur,
wenn die Barre vor Chinde dauernd versanden, u n d
d er „Q u a -q u a " (so heisst der Quilimane-Arm) Kanal geb
au t werden sollte, würde diese Stadt Aussicht haben, ihre
alte Bedeutung zürückzugewinnen. Heutzutage hat man das
Gefühl, wenn man von Chinde nach Quilimane geht, aus
Südostafrika an die eigentliche Zanzibarküste zu gelangen.
U n te r den Palmen von Quilimane h errsch t echte u n d u n verfälschte
Suaheli-Luft vor.
in h am b an e . Im Süden rechne ich die alte Ophirküste bis ü b er Inham-
bane hinaus. Inhambane ist der natürliche Hafen fü r Gazaland,
welches schon du rch seinen Namen seine Zugehörigkeit
zu der Welt der P u n e r verrät. Inhambane liegt 23 0 5 0 '
s. Br. u n d 35 0 2 5 ' östl. Länge u n d besitzt einen guten und
weiten Hafen. Seine Bedeutung heutzutage liegt vornehmlich
in dem Umstand, dass von hier aus die Shangans des Gazalandes,
das beste Arbeitermaterial fü r den südafrikanischen
Minenbetrieb, verschifft werden. Gazaland zwischen Limpopo
u n d Sabi ist übersät mit Trüm mern aus .der antiken Kulturepoche.
Es ist, wie wir frü h e r schon sahen, wohl bewässert
u n d ein herrliches Land fü r Ackerbau u n d Viehzucht. Vor
Kurzem ist in Lissabon eine Gesellschaft mit einem nominellen
Kapital von £ 1,200,000 z u r A usbeutung dieses Gebietes beg
rü n d e t worden.
s o fa ia . Zwischen Inhambane u n d Beira liegt der eigentliche alte
Hafen Sofaia, welcher seine Bedeutung jetzt verloren hat, da
er fü r mode rne Oceandampfer nicht mehr b rau ch b a r ist. Etwas
südlich davon ergiesst d e r Sabifluss seine Gewässer in den
Indischen Ocean, u n d hier dürften wir demnach den Mittelp
u n k t d e r Sabäerherrschaft in Südafrika vor uns haben.
Ausblick. Dies, in kurzen Umrissen, ist das Op h irlan d der alten
Geschichte, wie es heute sich uns darstellt. Seine moderne
Entwicklung beruht, neben seinen natürlichen Schätzen, im
Wesentlichen auf d er Politik zweier Gesellschaften, der
Mozambique Co. u n d der British South Africa Co. Sie beide
müssen Hand in Hand gehen, wenn wir gute H o ffn u n g für
die Z ukunft haben sollen, denn die eine hat die Küste in
ihrer Hand, die andere aber den grösseren Teil des gesunden
und fruchtbaren Hinterlandes.
Die antike Welt verfügte üb er die unermessliche Arbeitskraft
der Sklaverei, mit welcher sie im N o rd en von Afrika
Pyramiden aufzubauen vermochte, u n d im Süden du rch mindestens
ein Jahrtausend einen Minenbetrieb durchführte,
welcher nicht n u r Vorderasien u n d Arabien, sondern auch
das ganze Mittelmeergebiet mit seinem Bedarf an dem gelben
Metall im Wesentlichen versah. Ja, bis an den Rhein u n d die
Donau floss d er Strom aus Südafrika, u n d das Gold der
Nibelungen, welches deutsche Recken zu Verrat, Kampf und
Mord verlockte, stammte wahrscheinlich aus den Ländern
zwischen Zambesi u n d Sabi.
Unser eigenes Zeitalter h at mit der Sklaverei fü r immer
gebrochen. Statt dessen fü h ren wir die mechanischen Kräfte
des Dampfes und d er Elektrizität in’s Feld, um dem alten
Afrika seine Schätze abzuzwingen. O h n e die Menschenhand
sind freilich auch diese Kräfte nicht wirtschaftlich nutzbar
zu- machen. Europäisches Gehirn u n d afrikanische Muskelkraft
werden fü r alle Zeiten angespannt werden müssen, wenn
das Riesenproblem gelingen soll, den schwarzen Erdteil für
die Zivilisation zu erschliessen. Zu-diesem Zweck müssen wir
auf eine vernünftige Organisation d e r afrikanischen Arbeiterfrage
hinarbeiten.
Falls Eu ro p a imstande ist, diese Frage in zweckmässiger
Weise zu lösen, dann steh t dem alten O p h ir eine neue Kulturblüte
bevor. Die beiden Eingängsthore Zambesiaufwärts und
von Beira auf die Hochplateaus werden alsdann von neuem
wirtschaftlicher Arbeit u n d nordischer Intelligenz den Einzug
in das goldene Südafrika eröffnen.
Wenn wir auf die Vergangenheit unserer Art zurückblicken,
so erscheint u n s dieser Zeitraum der menschlichen
Geschichte oft unbere chtigter Weise übermässig ausgedehnt.
Thatsächlich befinden wir uns vielmehr erst am Anfang einer