
Der Delagoa-Bai-Eisenbahnprozess ist noch in Aller Erinnerung.
Ähnliches kann sich u n te r bornierten Gouverneuren
jeden Tag von Neuem ereignen. Wie kurzsichtig verfahren
wird, dafü r n u r einige Beispiele. Mit Macombe kann man
weder Krieg fü h re n noch Frieden machen. Ich hatte einen
guten Anfang gemacht, du rch wirtschaftliche Arbeit in seinem
Lande das Gebiet d e r europäischen U n te rn e hm u n g langsam
zu erschliessen u n d hierdurch der Mozambique Co. vorzuarbeiten.
Plötzlich w u rd e mir d e r weitere Verkehr mit Macombe
untersagt u n d damit das angefangene Werk plötzlich
zum Stillstand gebracht. . . . Die Ufer des Zambesi sind teilweise
seh r fruchtbar, u n d jede kluge Verwaltung würde sie
der privaten U n te rn e hm u n g zugänglich machen, soweit dies
irgendwie geht. Die Mozambique Co. jedoch erklärt einen
Rayon von 80 Metern zu beiden Seiten des Flusses fü r Kron-
land, verbietet den Bau aller privaten Häuser auf diesem Uferstreifen
u n d nimmt d adurch dem Flussgebiet seinen H au p twert,
nämlich die direkte V erb in d u n g , mit der Wasserstrasse.
Aus was fü r einem G ru n d e dies an g eo rd n et wird, ist völlig
unverständlich. Man kann doch kaum annehmen, dass es sich
bloss um eine Chicanierung d er meistens ausländischen U n te rn
ehm e r handelt.
Alles in allem genommen, ist die portugiesische Verwaltu
n g eine so n d e rb a re Mischung alter monopolistischer Ideen
mit m ode rnen kolonialpolitischen Anschauungen. Die Conqui-
stadores, welche im. 16. J a h rh u n d e rt üb er Ostafrika hereinbrachen,
thaten dies selbstverständlich, um diese Länder fü r
die Krone von P o rtu g a l u n d sich selbst auszuplünde rn, genau
wie dies ihre Landsleute u n d die Spanier ä la Cortez und
Pizarro in Südamerika machten. Das Prinzip wirtschaftlicher
Arbeit u n d bürgerlicher Freiheit w u rd e erst hernach von Engländern
u n d Holländern in d e r überseeischen Welt eingeführt.
Heute sehen die intelligenteren d er portugiesischen Beamten,
wie Captain D ’Andrade in Magequece oder Colonel Machado
von d e r Zambesi Cö. in Quilimane, völlig ein, dass auch P o rtugal
das angelsächsische System d e r „offenen T h ü r“ ehrlich
sich zu eigen machen muss, wenn es hoffen will, seine Kolonien
auch n u r noch ein J a h rz eh n t zu behalten. Aber es fällt
diesen Männern schwer, sich gegen Jah rh u n d e rte alte Vorurteile
durchzusetzen. Dass die nordeuropäischen Grossmächte
eine Macht wie Portugal in Afrika nicht zulassen würden, muss
freilich nachgerade auch dem konservativesten Staatsmann in
Lissabon klar sein.
Kapitän d’Andrade, Minendirektor, Macequege.
Wir Deutschen haben kaum ein Recht, uns üb er die p o rtugiesische
Kolonial-Verwaltung zu moquieren, solange wir
selbst im Wesentlichen dieselben Fehler begehen, wie sie in
Portugiesisch-Ostafrika gemacht werden, ohne doch ande rerseits
die liberalen Gesichtspunkte aufzunehmen, welche die
Mozambique Co., zum mindesten im Minenwesen, sich zu
eigen gemacht hat. Haben w i r eine ehrliche Selbstverwaltung,
die „offene T h ü r“ fü r alle ? Leiden nicht auch u n s e r e Kolo-
P e t e r 8, Im G o ld la n d d e s A lte rtum s . 21