
merte sich an mich, bis ihre B rüder sie auf einen Wink von
mir wegtrugen. Macombe, der dies g eh ö rt hatte, sendete am
Abend seinen Hofmarschall mit der Anfrage, ob ich nicht
einige an d e re Frauen wünsche, was ich indess ebenfalls dankend
ablehnte.
Am 21. Juli erschien in meinem Lager ein ande rer Bruder
Macombe’s, welcher behauptete, er sei ein Löwe o d er ein Löwe
sei in ihn gefahren. Er spielte den „Wilden Mann“ , warf
sich hin, brüllte wie ein Löwe, etc. Ich hielt ihn zunächst
fü r einen Epileptiker, bis mir der Thatbestand mitgeteilt wurde,
d er mich an gleiche Erzählungen Livingstone's erinnerte. Als
mich d er Besessene schliesslich um eine Flasche Cognac
anging, erwiderte ich i hm: „Löwen brauchen keinen Cognac,"
worauf die Menge in ein schallendes Gelächter ausbrach.
Am Abend desselben Tages teilte mir Cuntete mit, dass der
Macombe Leute zum Tragen meiner Mehllasten u n d F ü h re r
fü r uns b eso rg t habe. Um den Makalanga zu zeigen, dass
es mir mit meinem Abmarsch Ernst sei, liess ich am Mittag
des 22. Juli mein Lager etwa eine halbe Meile gegen Süden-
von Misongwe an die rechte Seite des Flusses zurückverlegen,
u n d lagerte n u n an d e r Strasse nach S en k n g om b ie u n d zum
Pungwe, welche ich einschlagen wollte. Am Nachmittag liess
ich das gekaufte Mehl in ordnungsmässige; Lasten verpacken
u n d teilte Macombe mit, dass ich am nächsten Morgen marschieren
werde. Ich ging gegen 9 U h r zu Bett u n d schlief bald
ein. 9V 2 U h r erschien Macombe im Lager mit einem schönen
Elfenbeinzahn zum Geschenk fü r mich. Als er hörte, dass ich
schon schlafe, bat er, mich nicht zu stören, u n d schob den
Elfenbeinzahn eigenhändig u n te r mein Zelt, sodass ich ihn am
nächsten Morgen beim Erwachen gleich zu sehen bekam. Dies
ist doch ein Beweis von entschiedenem Takt, ja Zartgefühl.
Ich liess in der F rü h e die Zelte niederlegen u n d alles zum
Abmarsch vorbereiten. Die F ü h re r waren zwar noch nicht da,
ab e r ich schickte Cuntete zum Macombe, um sie zu. holen. Bald
d arau f kam d er Macombe selbst in sehr freundlicher Weise zu
uns, um alles persönlich zu überwachen. Er sagte ich. möge
meinen Diener Tom, einen Matabele, noch einen T ag bei ihm
lassen. Er solle mir mein Getreide nach Senlangombie nachschaffen.
Die Leute dazu würden heute noch eintreffen. Als W e geführer,
welche die Wasserlöcher kannten, auf welche wir angewiesen
waren, gab er mir zwei seiner Jäger. Es w ar fast väterlich,
wie er fü r alle sorgte, u n d wie er sich um unser Wohlbefinden
kümmerte. Sehr amüsiert schien er zu sein ü b er die Art, wie
ich meine Träger in Bewegung setzte. Als die Kolonne marschierte,
nahm ich freundschaftlichen Abschied von M a com b e :
„Salane, Macombe, shemaro eango-, avita kuta matiingi" (Lebewohl
Macombe, mein Freund, vielen Dank). Ich hatte ihn in
den wenigen Tagen unserer Bekanntschaft liebgewonnen.
Die Makalanga habe ich in den sechs Monaten meines Makalanga.
Aufenthaltes bei ihnen mit Interesse beobachtet, u n d manches,
von ihren Sitten u n d G ebräuchen kennen gelernt. Makalanga
heisst auf D e u ts c h : „Söhne der grossen S o n n e " ; Ma-Plural
Präfix, ka-gross, langa oder ilanga-Sonne. Sie fü h ren also den selben
Namen wie die alten Inkas von Peru. Sie gehören
ihrer Blutmischung nach im Wesentlichen den Bantu-Stämmen
von Ostafrika an, haben aber stärkeren asiatischen Zusatz als
irgend eine andere Nation, welche ich kenne. Ih r Typus ist
nicht so sehr arabisch, sondern wie ich schon bemerkte, ausgesprochen
jüdisch. Vielleicht abe r ist dies gerade d e r Typus
der echten phoenicischen U rbevölkerung von Südarabien. Die
Männer sind- teilweise grosse u n d kräftige Gestalten, echte
Bantu-Figuren. D ann sieht man wieder kleine Gestalten, mit
sehr feinen klugen Gesichtszügen. Z u diesen g eh ö rt mein
Freund Cuntete. Die Mädchen sind h ü b sch er als die der meisten
Bantu-Völker u n d .erinnern in Misongwe an europäische Damen,
wie ich dasselbe frü h e r in U g an d a am Hofe Muanga's
gefunden hatte. Sie sind seh r graziös u n d im Verkehr mit
Fremden sehr ungeniert, weichen darin ganz von der u n te rwürfigen
Haltu n g gewöhnlicher N egermädchen ab. Wenn sie
einen Gegenstand überreichen, nehmen sie ihn in beide Hände
und machen eine tiefe V erbeugung. Wenn sie alsdann zurückgehen,
wenden sie das Gesicht dem Gast zu. Beim Grüssen
legen sie* die H ände über die Brust u n d machen zwei o d e r drei
Knixe. Die Männer grüssen mit einem richtigen Kratzfuss.
Dies ist genau, wie wir es am Zambesi fanden, u n d sie haben,
es augenscheinlich von den P o rtu g ie sen 1 gelernt. Sitzt ein Hau