
Der ju n g e Webster besucht mich am Morgen u n d klagt
ü b e r die Arbeiterverhältnisse in Meisetter. Die meisten Buren,
deren es hier etwa 500 gibt, seien entschlossen, nach dem
Transvaal zurückzutrekken, wenn der Krieg zu Ende sei. Die
englische Regierung verhätschele die Nege r in einer Weise,
dass d e r Weisse nicht bestehen könne. Die schwarze Gesellschaft
u n te r dem Union Jack werde faul, arro g an t u n d lümmelhaft.
Exeter Hall ruiniere Afrika. So Mr. Webster. Ich wollte
unsere Negerfreunde, Bebel voran, hätten auch n u r einmal
ein Jah r u n te r Schwarzen zu leben, um die P ro b e auf ihre
auf Unwissenheit b eru h en d en Ansichten zu machen. Ich habe
frü h e r bereits mich ü b er die afrikanische Arbeiterfrage ge-
äussert. Ich möchte betonen, dass mir die Gesetze der Buren
in dieser Richtung mustergiltig zu sein scheinen. In T ransvaal
musste jed er Schwarze am Jahresschluss ein „ticket" vorzeigen,
welches beweist, dass er sechs Monate bei einem Europ
ä e r gearbeitet habe, widrigenfalls er sechs Monate Kettenhaft
mit dazu gehörigen P rüge ln erhielt. Ein sehr gutes Rezept
ist auch, Hüttensteuer von jedem Neger ü b e r sechzehn
Jahren zu verlangen, u n d zwar nicht u n te r £ 5, so dass
sie gezwungen sind, zu arbeiten. Sonst werden wir bald von
Algoabay bis zu r Grossen Syrte eine faule Canaille grossgezogen
haben, welche E u ro p a zwingen wird, die Erschliessu
n g Afrikas aufzugeben, falls nicht etwa die Kolonisten die
Ansiedler Tasmaniens nachahmen u n d das nutzlose Gesindel
einfach ausrotten. Ich glaube je länger, je mehr, dass über
dieser Eingeborenenfrage die Losreissung Südafrikas von England
erfolgen wird. Bei der nächsten E rh e b u n g werden englische,
holländische u n d deutsche Afrikander geschlossen gegen
die europä ische B ev orm undung gehen, wenn solche sich nicht
endgiltig von Exeter Hall frei macht.
Darwin h a t nachgewiesen, dass der Wettkampf der Rassen
um die Oberfläche unseres Planeten, welcher mit d er Verd
rä n g u n g d e r weniger tüchtigen A rt endet, eines der wesentlichen
Mittel fü r den Fortschritt d e r Menschheit gewesen ist.
Heutzutage möchte man diesen Wettkampf eliminieren in einer
krankhaften Sucht, alles schwächliche u n d minderwertige Gesindel
mit durchzuschleppen, was n u r zu r D egenerierung der
ganzen Art fü hren kann. Aber die N a tu r lässt sich keine
Menschensatzungen vorschreiben, u n d das natürliche Recht
wird am Ende doch obsiegen. Dieses Recht besagt, dass die
Völker, welche nicht irgend wie an der allgemeinen Menschheitsarbeit
u n d damit am Kulturfortschritt teilnehmen wollen,
zu G ru n d e gehen. Wenn Eu ro p a die Negerwelt hierzu nicht
erziehen, d. h. zunächst zwingen will, so wird dieselbe grösstenteils
das Schicksal der Tasmanier u n d der Australneger
erleiden.
Am Nachmittag nehme ich Darwin's „Descent of man and
selection in relation of sex“ einmal wieder vor. Ich finde,
Darwin hat die Gesetze, nach denen die Natur, oder die gö ttliche
Schöpferkraft die Lebewelt entwickelt hat, in genialer
Weise erkannt. Aber ich kann nicht verstehen, wie d e r Materialismus
irgendwelchen U n te rg ru n d bei Darwin zu finden
hofft. O d e r meinen die Herren etwa, sie könnten mit d e r gestaltenden
Kraft dispensieren im U n te rg ru n d der Natur, wenn
sie einige der Gesetze erkennen, nach denen diese Kraft
bild e t? Diese Schaffenskraft, o hne welche der Weltprozess
ganz unverständlich bleibt, ab e r ist es, was die antiken Philosophen
die n a t u r a - n a t u r a n s nannten, u n d was fü r unser
religiöses Bewusstsein die Gotthe it ist, mag man sie Jehovah,
Brahma o d er Allah nennen, od er abe r als „Hen kai p an " (das
Ein u n d All) empfinden.
Der Winter n ah t! (20° 20' s. Br.). Wir haben einen Sonn
en u n te rg an g nach einem herrlichen, sonnigen Tage, so farbenreich
u n d schön, wie n u r das Land der Pyramiden es gewöhnlich
dem E uropä er zeigt: gelb, orangefarben, bis zum
P u rp u r, blau u n d -v io le tt! Die D äm m eru n g d au e rt länger
als eine halbe Stunde, u n d dabei steht am östlichen Himmel
mit seinem geheimnisvollen Schein der sich ru n d en d e Mond.
Das sind Farbenmischungen, welche ein Böcklin n ich t wiedergeben
-könnte. Die Bergketten im Westen, welche mich vom
Sabi tren n en , stehen da in d er doppelten Beleuchtung wie die
starre Grenzscheide zwischen Böse u n d Gute, Hölle u n d
H im m e l!
1. Mail — Da Blöcker mir gestern von Mrs. Moodie’s
Farm mitteilte, dass d e r Policeboy noch gar keine T räger be