
Gedanke wird einem mehr als anderswo plausibel an einem
mächtigen tropischen Strom mit seiner Überfülle des Lebens.
Nämlich tro tz allen Fressens und Gefressenwerdens sind alle
Gattungen doch im m er da, in frischer, strahlender' Lebenslust.
D a fehlt keiner. Allmutter N atur umfasst sie alle, und das
Aufsteigen u n d Niedersinken der Einzelnen scheint wirklich
n u r ein anmutiges Spielen einer Mutter mit ihren Kindern
zu sein, welche sie emporwirft und immer wieder- lächelnd
in ihrem Schoss auffängt.
Ich frühstücke um 12 U h r unte rha lb der Station der
Mozambique Co., Chiramba u n d fahre am Nachmittag die
Wälder dieser Landschaft entlang. Eine Windsbraut, die plötzlich
gegen 4 U h r aufspringt, zwingt uns, eine halbe Stunde
zu halten. Wir haben heute wieder bewölkten Himmel, aber
einen S o nnenunte rgang ä la Rembrandt. Gegen 6 U h r lasse
ich au f's linke Ufe r halten, wo wir uns den westlichen Ausläufern
der Shire-Berge g en äh ert haben, u n d lasse mein Zelt
im reinen Sand eines trockenen Nebenflusses vom N ordosten
her aufschlagen. Die Luft ist kühl u n d herrlich rein hier. Ich
habe einen schönen S onntag hinte r mir.
10. Dezember. — Regentag. Morgens 5 U h r 20 fahren
wir ab bei kaltem W e tte r; jedoch bleibt d er Morgen schön.
Links steigen die Makanja-Berge auf, an denen wir dau e rn d den
ganzen Tag entlang fahren. Gegen 71/ 2 U h r kommt die Station
d e r Zambesia Co., S h i n g a l e , in Sicht, u n d der 'Kapitao
frag t mich, ob ich anlaufen will, den Weissen zu begrüssen.
„Nein, das will ich nicht.“ Ich will nichts von dem köstlichen
Geschenk verderben, welches ' G o tt mir in diesen Tagen
sch en k t: Einsamkeit u n d N a tu r! Wie Antäos aus d e r Berühru
n g mit seiner Mutter Erde, so saugt meine Seele stets Gen
esung u n d neue Kraft um dieses bischen Dasein aus dem
Alleinsein mit sich selbst u n d d er Natur. Längst wäre mein
Herz schwach geworden, wenn ich nicht immer wieder diese
letzte Kraftquelle aufge sucht hätte. „Nein, mein gute r Kapitao,
wir wollen an Shingale vorbeifahren.“
' Um 12 U h r lande ich bei einer anderen Station der Com-
p anhia da Zambesia, S h i m b w a , d. h. ich halte an der
linken Seite des Flusses, während die Station rechts liegt. Hier
ISS