
nien u n te r einem unmöglichen System des Bureaukratismus,
einer kurzsichtigen Staatsmonopolisierung ? Solange wir selbst
im Glashaus sitzen, wollen wir demnach lieber keine Steine
auf Andere werfen. Das Glashaus mit festeren Wohngebäuden
vertauschen können wir aber n u r an der Hand englischer
Kolonialerziehung.
C h in d e . Wie England seinen Fuss in Beira niedergesetzt hat durch
die Mashonaland-Eisenbahn-Konzession und einen Zollvertrag,
welcher G ütern in’s britische fiin te rlan d freies Transit durch
portugiesisches Gebiet gibt, so h a t es in Chinde, dem eigentlichen
Zambesihafen sich eine Ausnahmestellung geschaffen
durch die sogenannte „british concession". Die schiffbare
Ch in d em ü n d u n g w u rd e d u rch einen englischen Marine-Offizier
entdeckt u n d hie rdurch der Zambesi fü r moderne Schiffahrt
erschlossen. Dies war d er erwünschte Ausgangspunkt fü r die
Lo n d o n er Diplomatie, von P o rtu g a l Ab tretu n g eines „Frei-
hafengebietes" an der Bucht von Chinde zu erzielen. Dieses
Gebiet ist die erwähnte „british concession" oder, wie man
dies auf englischen Warenkisten bereits lesen k a n n : „British
C h in d e ". British Chinde war zunächst n u r 5 acres gross, hat
sich neuerdings jedoch auf 25 acres vergrössert. Es ist durch
eine Palisadenumwallung vom eigentlichen Chinde abgetrennt.
Alle Güter, welche d o rt gelandet werden, sind völlig frei von
d er portugiesischen Z o llb eh an d lu n g in Chinde, und, wenn
sie weiter in britisches Gebiet gehen, von d e r portugiesischen
Zollverwaltung ü b e rh au p t. N u r die Güter, welche von der
„concession" in’s portugiesische Hinterland gehen, werden an
einer Anlegestelle am Zambesi: Lacedonia, od er auch Sena,
verzollt.
Leider erlaubt d er Chindehafen das Einlaufen grösser
Oceandampfer nicht. Eine Barre, welche mehr u n d mehr
versandet, v erh in d e rt sie am Einlaufen in den inneren Hafen.
Die grossen Dampfe r d er Deutschen Ostafrika-Linie bleiben
demnach ausserhalb dieser Barre, der Verkehr mit dem Binnenhafen
wird d u rch den kleinen „A d ju tan t" besorgt, der direkte
Verkehr zwischen Chinde u n d Beira durch den alten „Peters".
Von Chinde aus vermitteln 5 Flussdampfer-Linien den
Verkehr nach Tete u n d zum Nyassa:
' 1) The African International Flotilla & T ran sp o rt Co.
2) The African Lakes Go.
3) Sharre r’s Zambesi Traffic Co.
4) Messrs. Deuss, Teixeira & Co.
5) T h e British Central Africa Transit Co.
Im Ganzen liefen voriges Jah r 110 britische, 25 p o rtu giesische
u n d 6 deutsche Fahrzeuge auf Zambesi, Shire und
Nyassa. Daneben üben 5 portugiesische u n d zwei englische
Kanonenboote die Polizei d o rt aus. Ich bin mir durchaus
nicht im Zweifel darüber, dass, wenn die liberale Richtung
in der portugiesischen Kolonialverwaltung vorherrschend wird,
der Zambesi alsbald das Feld groSser wirtschaftlicher Unternehmungen,
werden muss. Eine solche Riesenwasserader mit
fruchtbaren alluvialen Ufern u n d reichen Metallschätzen im
Hintergrund, zugleich mit einer unerschöpflichen Arbeitskraft,
kann bei vernünftiger Verwaltung sehr schnell zu einem Anlagefeld
fü r internationales Kapital« entwickelt werden. Hier
gibt es üppiges Plantagenland fü r Zucker, Baumwolle, T abak;
hier liegt Kohle, d urch welche der Strom selbst unmittelbar
fliesst; hier fanden wir Gold u n d Diamanten. Was will man
m eh r ? Ich hoffe nur, dass Deutschland d o rt von vorneherein
sich mit bethätigt. Ich habe um die Lupata-Enge herum
deutsche Interessen geschaffen. Männer wie Deuss, A. Herfu
rth etc. eröffnen ande re Bahnen. Es liegt n u r am deutschen
Kapital, ob unser Volk an der Ausbeutung des Zambesi teilnehmen
will oder nicht.
Die Bevölkerung von Chinde, das Dampferpersonal eingerechnet,
wird auf 300 Weisse u n d 3000 Schwarze abgeschätzt.
Die Stadt h at miserable sandige Strassen, aber dank
dem regelmässigen Seewind ein relativ gesundes Klima. Fieber
ist hier viel seltener als in Beira u n d Delagoa-Bay.
Im N o rd en von Chinde, an dem nördlichsten M ündungsarm
des Zambesi, der heute versandet ist, liegt Quilimane,
der ursprüngliche Eingangshafen des alten Ophir, dessen
antiker Name Rhapta, wie ich frü h e r dargelegt habe, heute
noch im Küstenplatz P a rap a t erhalten geblieben ist. Quilimane
oder Rhapta war zu Zeiten d e r südarabischen Herrscha ft das
nächst gelegene T h o r in das eigentliche Goldgebiet. Noch