
Sankhkara. Dann folgt die Überlieferung der bekannten Punt-Ex-
pedition u n te r König Sankhkara (um 2786—2778 v. Chr.),
welche auf der Inschrift im Felsthal von Hammarnat dargestellt
ist. Der Kommandant der Expedition war ein gewisser
Henu. Er marschierte d urch die lybisdhe Wüste zu einem
Hafen am Roten Meer, der Seba g en an n t wird. Hier liess
er Schiffe fü r die Seefahrt bauen. Ob im Namen Seba eine
A n d eu tu n g liegt, dass dieser Hafen eine sabäische Ansiedlung'
war, vermag ich nicht zu entscheiden. Nach Brugsch
ist Seba das leukos limen der Römer, das heutige Quosseir.
Auch diese Inschrift gibt keine geographischen Fingerweise
ü b er das Ziel der Expedition. Die Rückfracht wird
nicht genannt. Es heisst nur, dass Henu alle Arten von Erzeugnissen
zurückbrachte, welche er vorgefunden hatte in den
H a f e n s t ä d t e n des heiligen Landes. Von Quosseir aus
w urde eine Seefahrt unternommen, um dorthin zu gelangen.
Aber, wenn wir zu Anfang der Inschrift lesen, dass Henu
entsendet wurde, um fü r den König wohlriechende Spezereien
zu holen, dürfen wir annehmen, dass die Reise in das eigentliche
Weihrauchland d er antiken Welt, an die Küsten von Arabien
ging.
Hatschepsu. Bestimmtere Anhaltspunkte gibt die.erwähnte Darstellung
d e r Punt-Expedition u n te r der Königin Haschop oder Hatschepsu
(1503—1481 v. Chr. nach Petrie), mit welcher diese
U n tersuchung es im Besonderen zu th u n hat. Sie befindet
sich auf den Wänden des berühmten Stufentempels von Deir-
el-Bahri, unweit Theben, der alten Residenzstadt.
Brugsch gibt den Inhalt dieser Darstellung von Deir-
el-Bahri folgendermassen wieder (a. a. O. 281 f f .) :
„D urch ein Orakel des Thebanischen Hauptgottes Amon
dazu aufgefordert, entschloss sich die Königin Ägyptens, eine
Entdeckungsreise nach dem unbekannten Balsamlande P u n t
unte rnehmen zu lassen. Vom Hörensagen waren die Ägypter
von den Wundern dieser weit entfernten Gegend an den
Küsten des. Roten Meeres u n d des Indischen Oceans unte rrichtet
worden, der Heimat des fü r den Tempeldienst viel
begehrten echten Weihrauches u n d vieler an d e re r köstlicher
Schätze des Bodens.
Eine grosse Zahl von Meerschiffen war fü r die lange u n d
beschwerliche Reise zugerüstet, dieselben mit tüchtigen Seeleuten
u n d Kriegern bemannt, und mannigfache Freundschaftsgabe
nicht vergessen. Ein ho h er Hofbeamter begleitete als
königlicher Sendbote den Zug, und edle Fürsten u n d Herren,
im Dienste ih re r Herrin u n d Königin, schlossen sich dem
kühnen F ü h re r an.
W i e l a n g e d i e M e e r f a h r t a u f d e r S e e w ä h r t e ,
m e l d e n d i e I n s c h r i f t e n n i c h t . Nachdem die Flotte,
mit Hilfe Amons, das Ziel erreicht hatte, landete man an der
Küste der „Weihrauchstufenberge". Wunde r üb er Wunder
offenbarten sich den erstaunten Augen der neuen Ankömmlinge,
d e n e n e i n e u n b e k a n n t e We l t in a l l e n E r s
c h e i n u n g e n e n t g e g e n t r a t . Nie gesehene Menschen,
die . Bewohner dieser „göttlichen Erde", zeigten sich an der
Küste nicht minder . verwundert, wie die Ägypter ihrerseits,
über das nie geahnte Schauspiel d e r L an d u n g fremder Männer.
Sie wohnten auf Pfahlbauten in kleinen kuppelförmig gestalteten
Hütten, zu deren Eingang eine Leiter den Weg bahnte,
im Schatten der fruchtbeladenen Kokosnusspalmen u n d h errlicher
Weihrauchbäume, in deren Ästen sich seltsame Vögel
wiegten und an deren Fuss stattliche Rinderherden friedlich
lagerten.
Nachdem das erste Erstaunen vorüber, wurden zunächst
mit den Fürsten des fremden Landes Friedensversicherungen
ausgetauscht u n d Gaben der G astfreundschaft gewechselt.
Denn, wie die Inschrift es wörtlich a u s s a g t: „Angekommen ist
der königliche Sendbote mit den Kriegern, welche in seinem Gefolge
sind. Ein Jeder von den Fürsten des Landes P u n t n ah t sich
mit reichen u n d köstlichen Gaben als Huld ig u n g der Heiligkeit
der Hathor, der Herrin von P unt, deren lebendes Bild die
ägyptische Königin ist." Das zugehörende Bild zeigt uns den
königlichen Sendboten in Begleitung seiner Krieger, wie er
eben im Begriffe steht, e i n e Z a h l g o l d e n e r K e t t e n ,
R i n g e , B e i l e u n d D o l c h e in Empfang zü nehmen, die
Geschenke des Fürsten von Punt, „P arih u " , welcher in Begleitu
n g seiner Gemahlin Ati, seiner beiden Söhne u n d
seiner jungen Tochter den königlichen Gesandten mit erhöbe