
Gold u n d flammenden Rot bis zum dunklen Violett sind alle
Farben d er Aureola in den verschiedensten Nüancen und
Mischungen vertreten, u n d dazwischen zaubern phantastische
Wolkengruppen u n d -Fetzen märchenhafte Bilder auf den
leuchtenden G ru n d . S c h lu c h te n ' u n d Thäler th u n sich auf,
Felsen u n d Gebirge türmen sich, u n d seltsame Burgen mit
Zinnen u n d Erkern schaut der entzückte Blick. In vielfachen
Windungen fliesst d e r Chinde d a h in ; wir stehen am Bug und
blicken in die geheimnissvolle Welt vor uns. Welches Schicksal
birgt sie fü r uns alle? Allmählich versinkt die Sonne, die
N a ch t legt sich nieder auf die Welt. Im Gebüsch flammen T au sende
von Leuchtkäfern auf, u n d üb er uns sp an n t der Sternenhimmel
seinen Bogen. D er stolze „Orion", das „Südliche
Kreuz", „Kastor u n d Pollux", mit ro tglühendem Mars darüber,
„Alpha u n d Beta" im Süden, u n d zu etwas späterer Stunde der
„Ju p ite r" im Osten u n d d e r „Grosse Bär" im N orden erscheinen.
Alsdann kommt unser liebenswürdiger Kapitän, Mr. James
Moore, u n d meldet uns, dass das Abendessen unserer wartet.
In hellerleuchtetem, offenem Salon wird es serviert an zwei
Tafeln. Ausser den Herren meiner Expedition nehmen noch ein
englischer Prospektor, welcher nach N o rth Cha rterland will,
u n d drei Portugiesen daran Teil. Gegen 9 Uhr, als wir noch
bei Tisch sitzen, g e h t d e r „King“ fü r die N a ch t vor Anker,
u n d wir selbst begeben uns nach einer weiteren Stunde, welche
im Genüsse einer Zigarre verb rach t ist, in unsere Kabinen zur
Ruhe. Die Flussschiffahrt auf dem Zambesi bis Tete ist, wie
schon gesagt, etwa 8—9 Monate offen, von Ende Dezember
bis Mitte September. In den übrigen 3V 2 Monaten ist sie durch
den Mangel an einer schiffbaren Wasserrinne un te rb ro ch en und
ist n u r bis zum Shire u n d Nyassa hin möglich. Bei einer gehörigen
Regulierung des Flussbettes würde sicherlich der
U n terlau f des Stromes das ganze J a h r h in d u rch bis Tete hinauf
schiffbar sein, d a Wasser reichlich im Fluss ist zu allen Jahreszeiten.
Eine solche Regulierung aber wird wohl erst vollzogen
werden, wenn m eh r wirtschaftliche Interessen an den Ufern
des Stromes entwickelt sind. Bis dahin wird die Schiffahrt
wegen d e r vielen Untiefen wohl auch au f den Tag beschränkt
Zambesidampfer in Fahrt.
bleiben. Jetzt gehen wir abends regelmässig vor Anker, bis die
Dämm erung am Morgen die Weiterfahrt gestattet. Aber, tro tz dem
die F ah rt somit thatsächlich auf etwa zwölf S tunden beschränkt
ist, trotzdem zwei mächtige Leichter rechts und
links am Dampfer befestigt sind, auf denen die Schwarzen und
das Kargo un te rg eb ra ch t sind, u n d trotzdem die Maschine n u r
mit Brennholz geheizt wird, machen wir täglich doch im
D u rch sch n itt etwa 60 englische Meilen. Die Dampfe r sind mit
einem Komfort eingerichtet, welcher kaum einem modernen
Oceandampfer etwas nachgibt, u n d den jedes V erg n ü g u n g sdampfers
auf dem Rheine überbietet. Lästig bei Tage sind stellenweise
die Fliegen u n d abends die Moskitos u n d Käfer. Aber
die Moskitonetze in den Kabinen sind gut, u n d vom Achterdeck,
auf welchem ich seit d e r zweiten N a ch t schlafe, vertreibt
allabendlich der kühle Südostwind die stö ren d en Gäste.
So g e h t es am Morgen des 4. April mit frohem Mut weiter jgjelMj
stromaufwärts. Gegen 8 U h r treten wir vom Chindefluss in
den eigentlichen Zambesi ein, welcher sich in einer Breite von
etwa 3 Kilometern vor uns a u s d e h n t Der Chindefluss ist bekanntlich
ein relativ neuer M ündungsa rm aus dem reichen
Delta des Riesenstromes. Wo er den Zambesi verlässt, an der
Ecke einer Mangroveninsel, ergötzen uns mehrere Flusspferde
d u rch ih r munteres Treiben.
N u n g eh t es in nordwestlicher Richtung d en Zambesi hinauf.
Die Landschaft zu beiden Seiten d e r Ufe r ist ein echtes, unverfälschtes
alluviales Tiefland, d u rch welches sich d er mächtige
Strom mit unaufhörlichen Insel- u n d Kanalbildungen langsam
dem Ocean entgegenwindet. Die Breite wechselt von etwa einer
P e t e r s , Im G o ld la n d d e s A lte rtum s . 2