
Madagaskar.
Punt.
allgemeinen das Bild von den Zuständen in dieser Weltgegend,
wie die obigen Darlegungen es u n s bieten.
Zu seiner Vervollständigung müssen wir noch kurz einen
Blick au f die Ergebnisse d er Forschungen von Professor A.
H. Keane werfen, welcher in Kap. 12 u n d 13 seines Buches
„T he Gold of O p h ir“ uralte punische Einflüsse auf Madagaskar
nachweist. Keane n en n t, sie himyaritische Einflüsse,
abe r er bezeichnet im Gegensatz zu Glaser, mit Himyariten
(den „Roten") die Gesamtheit der südarabischen Stämme, (s. a.
a. O. p. 72) u n d lässt demnach die Frage offen, welcher
Zweig d e r S ü darabe r hier eingegriffen hat. Er b ringt eine
Reihe von linguistischen Thatsachen, um darzuthun, dass vor-
muhamedanische arabische Einwanderung auf Madagaskar
stattgefunden hat, u n d dass der zu G ru n d e liegende mongo-
lisch-malayische Sprachstamm manches von diesen urarabi-
schen Elehienten aufgenommen hat, z. B. das Zahlensystem.
Keane fü h rt auch in seh r geistreicher Weise aus, dass bei
den heutigen Hovas noch manche Ankiänge an altjüdische
religiöse Anschauungen bestehen. So z. B. ist das stellvertreten
d e S ü h n o p fe r auf Madagaskar noch heute in Gebrauch.
Er meint, dass auf Madagaskar, wie an d er ostafrikanischen
Küste, uralte südarabische Ansiedlungen bestanden haben, und
ich glaube, er h a t beachtenswerte G rü n d e fü r solche Annahme
herbeigebracht. Wir können demnach Madagaskar den püni-
schen Gebieten am Indischen Ocean, in welche Hirma's und
Salomo's Flotten vom Roten Meer aus eintraten, zurechnen.
Wenn wir die Ergebnisse aus diesen Ausführungen abschliess
e n d zusammenfassen, so erhalten wir das folgende Bild von
den politischen Verhältnissen im Indischen Ocean um's Jahr
1000 v. Chr.
D e r südpunische Völkerstrom hatte Südarabien u n d den
ganzen Osten von Afrika, mit Madagaskar m e h r od er weniger
überflutet. Die ursprüngliche einheitliche Welle aber hatte
sich im Verlauf der zwei Jahrtausende, welche seit dem Vor-
stoss vom Persischen Golf aus verflossen waren, in eine Anzahl
bestimmter nationaler G rü n d u n g e n krystallisiert.
In Südarabien waren zu r Zeit Salomo's die Sabäer vorh
errschend, u n d sie besassen damals auch die Goldgebiete
zwischen Zambesi und Sabi, wie die vielen Namensanklänge
im Zusammenhang mit den alten Goldminen bis auf den heutigen
Tag bekunden (Sabi-Fluss, Ru-Sapi, Massapa am Fura-
Berg etc.). Der Zambesi schied die Sabäer.von den Ausaniern,
welche den Teil der ostafrikanischen Küste inne hatten, den
wir heute noch mit Zanzibar^Küste bezeichnen, etwa bis 2 0
nördlich. Im N orden hatten die Abasier, Habesch-Pöner das
grosse Axumitische Reich gegründet, genannt nach der H au p tstadt
Axum, dem heutigen Axome, westlich von Adoa. Es
ist das alte Reich Äthiopia und b esteh t bis zu r Gegenwart
in Abessynien fort. Wahrscheinlich als Sprengteile dieses Stammes
sind die Baima oder Wawitu-Völker zu betrachten, welche
mit dem Sanga-Rind bis üb er den Viktoria-See u n d Tanganjika
vordrangen u n d d o r t . ausgedehnte Reiche gründeten.
Dieses ganze punische oder Himyaritische Gebiet von
Arabien an, und die ganze ostafrikanische Küste entlang, von
Massäuah bis üb er Sofala hinaus, nannten die Egypter Pwnt
oder P u n t oder Pön-at. Es ist abe r wohl zu bemerken,
dass dieser Name stets n u r eine allgemeine ethnographische
Bedeutung g eh ab t u n d niemals einen einheitlichen
Staat bezeichnet hat. . Auch sind die E gypter die
Einzigen gewesen, welche diese ethnographische Bezeichnung
fü r die gesamten, von den S üdarabern besiedelten od er beherrschten
Länder geb rau ch t haben. Die einzelnen Staaten
dieser Rasse selbst kannten sich stets n u r nach ihren Sonder-
n äm en : Ausänier, Abasier, Sabäer, Katabanen etc. Auch die
übrigen Kulturländer der ältesten Zeit: Babylonier, Phönizier,
Hebräer u n d Griechen kennen die ethnographische Einheitsbezeichnung
der egyptischen Inschriften nicht, sonde rn wissen
ebenfalls n u r von den einzelnen bestimmten Staaten. Allein
die Egypter haben jene Einheitsbezeichnung fü r die gesamte
Welt der Südpuner. Dies ist wohl im Auge zu behalten,
wenn man die Probleme, mit denen wir es zu th u n haben,
zu lösen hoffen will. Das alte egyptische Pw n t oder P u n t
also umschloss Had ram au t u n d Yemen, das alte Äthiopien
mit der H au p tstad t Axum u n d die abasischen Kolonien bis
über den Viktoriasee hinaus, die ausanischen Kolonien entlang
der Zanzibar-Küste, die sabäischen Herrschaftsgebiete