
d e m G o t t d a r g e b r a c h t u n d Zahl u n d Mass in die Tempelbüche
r eingetragen. Die letztgenannte H an d lu n g wird in
sinnbildlicher Weise auf der Darstellung d adurch angedeutet,
dass Thut, d er göttliche Tempelschreiber, u n d die Göttin der
Büchersammlungen die vom „H ö r" abgewogenen und gezählten
Stücke auf eine Bücherrolle niederschreiben.
„Die genaue u n d richtige Wage des Thut, welche die
Königin fü r ihren Vater, den thebanischen Amon, hatte anfertigen
lassen, um abzuwägen Silber, Gold, Blaustein, G rü n stein
u n d alle sonstigen Edelsteine". So lauten die Worte über
dem Bilde der Wage.
Auf d e r einen Schale ru h en 31 Ringe edlen Metalles, auf
d e r anderen Schale die T e n - oder Pfund-Gewichte, die in
Gestalt von hegenden Stieren, u n d die kleineren Gewichte in
Form von Stierköpfen und Steinziegeln, Das augenblickliche
Geschäft des „H ö r", des Wächters der Wage, wird bezeichnet
als das „Abwägen des Goldes u n d Kupfers u n d der Arbeiten
d e r Bewohner des Südens fü r den thebanischen G o tt Amon."
In einer Darstellung d a ru n te r erblickt der Beschauer zwei
mächtige Haufen köstlichen Weihrauch-Harzes. ■ Vier Männer
sind beschäftigt, dieselben mit einem Hohlmas's der Zahl nach
n äh e r zu bestimmen. Eine Inschrift d a rü b e r sagt a u s : „Sehr
rüstige Vermessungen des frischen Weihrauches fü r den thebanischen
Amon, des Wunderbarsten der Länder von Punt,
des Herrlichen des Gotteslandes."
Mit den oben beschriebenen Handlungen, nach dem Inhalt
einer längeren daneben stehenden Inschrift, wurde ein grosses
Fest zu Ehren des Amon verbunden. Die Königin selbst hatte
sich auf das Herrlichste geschmückt, ein geflecktes Pardelfell
mit kupfernen Hafteln deckte ihre Schultern, u n d ihre Glieder
dufteten von Wohlgerüchen wie frisch gefallener Morgentau.
Alle Bewohner äusserten du rch Gesang, Musik u n d F reudengeschrei
ihre festliche Stimmung.
D e r B r u d e r d e r . K ö n i g i n , mit seinem derzeitigen
Hofnamen als K ö n i g M a n - c h e p e r - k a r a b e z e i c h n e t , hatte
die Ehre, eine Gabe des besten Weihrauchs d e r heiligen Amonsbarke,
welche auf den Schultern dienender Priester in feierlichem
Zuge getragen wurde, darzubringen. Ein langer Z ug
von Priestern, Hofbeamten, Kriegern u n d V olk nahte sich dem
Heiligtum des göttlichen Schutzherrn von Theben, die heiligen
Männer mit Opfergaben, die Krieger mit Friedenszweigen in
den Händen. Speise- und Trankopfer wurden hergerichtet,
und lauter Jubelruf ertönte von den Lippen der freudig erregten
Menge."
Petrie, welcher viel kürzer ist als Brugsch, n en n t den
Bruder der Königin, welcher dem Amon opfert, mit seinem
geschichtlichen N am e n : Tahutmes (oder Thotmes) III. Betreffs
der Fettheit der Königin u n d ih rer T o ch ter bemerkt
Petrie, dass sie wahrscheinlich eine Folge des Schönheitsideals
der Afrikaner sei, wie heute in Südafrika. Die Genauigkeit
der Darstellung im Detail erklärt er du rch die Thatsache, dass
Künstler den Zug begleitet haben, weil die Seefische neben
den Schiffen ganz genau gezeichnet sind, auch die Königin
u n d ihr Ese§pdie Häuser u n d Bäume, alles von einem Augenzeugen
skizziert zu sein scheint, (s. a. a. O. 82—-84.)
Fassen wir alle diese Angaben scharf zusammen, so haben Geograph!-
• s ch es E r -
wir in der T h a t in ihnen Anhaltspunkte, um gewisse geogra- gebnis.
phische Schlussfolgerungen ziehen zu können.
Die Expedition wird auf 8 Segel-Ruderbooten u n te rn om men,
welche ihrer Bauart nach seetüchtiger waren, als die
Dhows, mit denen die Araber heute den Indischen Ocean
befahren.
Wie lange die Schiffahrt, wie lange ü b e rh a u p t die ganze
Expedition gedauert hat, das wird nicht gemeldet. Aber wir
erfahren, dass das Land, welches sie erreichten, fü r den Ägypte
r eine nie gesehene Welt war, welche ihm W u nde r über
W u nde r offenbarte, u n d dass seine Eingeborenen ihr Erstaunen
aussprechen, wie es möglich gewesen sei, dass die
fremden Männer ein so fernes und unbekanntes Land erreichen
konnten.
Diese Eingeborenen sind in ihrer Ba rttracht den Ägyptern
selbst ähnlich. Sie wohnen in kleinen, auf Pfählen errichteten
kuppelförmig gestalteten Hütten, zu deren Eingang eine Leiter
führte. Charakteristisch fü r die Weiber ist ihre Fettwanstigkeit,
„wie sie heute noch' in Südafrika als Schönheit gilt."