
In ganz Ostafrika gibt es keine Insel, auf welche diese Besch
re ib u n g zuträfe, ausser Madagascar. Zanzibar passt gar
nicht, denn d o rt gibt es weder Flüsse, noch Krokodile, noch
essbare Schildkröten. Gegen Madagascar, sprechen scheinbar
zwei Angaben des P e rip lu s.. Er sagt, Menuthias sei 300
Stadien vom Festland entfernt. Aber hierauf ist zu entgegnen,
was ich oben üb er ostafrikanische Distanzen, aus Erkundigung
erfahren, sagte. Jeder Afrikareisende wird mir zugeben, wie
d u rch au s unzuverlässig solche Angaben immer sind. Es ist
nicht möglich, von Arabern oder Suahilis genaue Entfernungen
zu erkunden. Somit werden uns diese 300 Stadien auch nicht
beirren können. 2. meldet der Periplus, Menuthias sei eine
flache Insel. Madagascar n u n hat flache Partien an seiner
Ostseite. Gegen die Angabe der Flachheit im Peripius spricht
abe r auf d e r anderen Seite der berichtete Flussreichtum der
Insel. Eine d urchweg flache Insel würde keine Flussläufe bilden
können. Somit fällt auch dieser Einwand gegen Madagascar
fort.
Der dritte P u n k t im Periplus, den ich festlegen kann,
ist das schon erwähnte Rhapta. Rhapta lag an einem Vorgebirge
Rhapton und an einem Fluss Rhaptos. Es lag indes
nicht an der M ü n d u n g dieses Flusses, sonde rn ein Stück stromaufwärts.
N u n liegt zwischen Mozambique u n d Quelimane
heute noch d e r Hafen P a rap a t od er Parapato, dessen Name
deutlich an das alte Rhapta anklingt, wenn wir ihn Pa-Rhapat-
o d e r Rhapato schreiben. Indes trifft auf diesen Platz die Einzelbeschreibung
des antiken Hafens Rhapta nicht zu, da P arapat
weder an einem Vorgebirge, n och stromaufwärts an einem
Fluss liegt. N u n ist der Name Rhapta nach Glaser aus dem
arabischen Rhabd (genäht) abzuleiten, u n d zwar soll er entstanden
sein aus .der Sitte der Eingeborenen, in diesem Teil
des Indischen Ozeans, ihre Kanoes u n d Boote nicht zusammenzunageln,
sonde rn zu nähen. Ich erinnere hier an die
vielen Fabeln d e r arabischen Märchenerzähler von Magnetbergen,
welche die Eisennägel aus den Schiffen zögen, weshalb
die Seeleute, in der Nähe solcher Magnetberge ihre Schiffe
zusammennähten. Solche Fabeln sind augenscheinlich zurückzu
fü h ren auf die starken Strömungen im Indischen Ozean an
d er afrikanischen Küste, du rch welche die Segelboote der
antiken Seefahrer oft ganz geheimnisvoll versetzt worden sein
müssen. Die Schiffer konnten sich solche Erscheinungen nicht
erklären u n d fabelten deshalb von Magnetbergen u n d dergl.
Wie dem auch sein mag, die Thatsache, dass in gewissen
Teilen des Indischen Ozeans die Boote g en äh t waren, erregte
die V e rw underung d e r alten Araber, wie wir aus solchen Erzählungen
ersehen, u n d es mag demnach s e h r wohl sein, dass
sie einen Teil dieses Ozeans nach solcher Erscheinung Rhabd
oder Rhapta benannten. Wenn diese Auslegung richtig ist,
dann werden sie nicht bloss einen Hafen, ein Vorgebirge u n d
einen Fluss mit Rhabd bezeichnet haben, sondern eher einen
ganzen Küstenstrich. Es ist demnach sehr wohl möglich, dass
dieser Name an P a rap a t haften geblieben ist, während er frü h e r
der ganzen Küste um die Zambesimündung eigen war.
Jedenfalls passt die Beschreibung des Hafens Rhapta des
Periplus u n d des Ptolemäus d urchaus auf unser Quelimane.
Quelimane ist ein Kiswahiliname u n d heisst „am Berge" (Kilima-
ni). Es liegt an einem vorgebirgsartigen Tafelaufsatz, etwa 25
Meilen flussaufwärts am Quelimanefluss, dem nördlichsten u n d
frü h e r dem H au ptm ündungsarm des Zambesi. Auf keinen
anderen östafrikanischen Fluss treffen die gleichen Merkmale
fü r das alte Rhapta zu. Dass die Suähilis den Platz von Rhapta
in „am Berg“ I umgetauft haben, seit zwei Jahrtausenden, kann
natürlich nicht gegen diese Identifizierung sprechen, insbesonde
re nicht, wenn Rhabd Name fü r die ganze Gegend war,
wie wir fü r wahrscheinlich ansehen mussten. Da der Hafen
Rhapta, nach Ptolemäos, an einem Vorgebirg gelegen war,
kann die Um tau fu n g in Quilimane, d. i. „am Berge“ , nicht
befremden.
Rhapta war, nach den alten Quellen, H auptstapelplatz fü r
Elfenbein, so ist Quilimane bis auf den heutigen Tag. Nach
dem Periplus wohnten in seinem Hinterlande wilde Kannibalen.
Solche fanden noch die Portugiesen daselbst in den
Musimbas. Dies alles ma cht es noch deutlicher, dass unser
heutiges Quilimane der alte Hafen Rhapta ist. Rhapta war
x) Kilimani ist „am Berg“ in Kiswahili.