Wälder kennen lernten, gehört die Manulkatze ausschliesslich der Hochsteppen - Fauna
C entral-A siens an. Sie findet sich nicht mehr an der Nordseite des Sajan-Gebirges, ist
dem mittlem Oka-Laufe, dem Hochgebirge der S’ojoten und den Irkut-Quellen fremd.
Dahingegen soll sie im Lande der D arch aten und U rjänchen, um den Kossogol und
westlich vom hochrückigen Scheidegebirge, welches das Westufer dieses Sees umgrenzt,
nicht selten sein. Vom Kossogolsee schweift sie dann als grosse Seltenheit über das niedrige
Nosor-Gebirge zum obem Irkutlaufe und wird von den B u rjäten, die in der
C hanginskischen Gegend leben, ab und zu erlegt. Desgleichen tritt sie im Selenga-
Thale, dessen oberer Theil an vielen Orten mehr und mehr den Charakter der Hochsteppen
annimmt, bis zum rechts einfallenden Uda-Flusse bisweilen vor, und glaaibe ich auf Felis
Manul die Angaben beziehen zu müssen, welche man mir in \V erschne-TJdinsk über eine
dort eingefangene, sogenannte wilde Katze machte. Weiter im SO., wo wir, nachdem das
Apfel-Gebirge überstiegen wurde, dann bald das NO.-Ende der hohen Gobi erreichen,
ist die Manulkatze zwar ein beständiger, aber recht seltener Bewohner, der die steilen
Querthälchen, welche die Hauptgebirgszüge seitwärts begleiten, zum Aufenthalte wählt
und von Lagomys Ogotona und Feldhühnern sich ernährt. So wurde sie bei den Grenzwachten
Soktui, A bagaitui, um den T arei-n o r und früher auch- noch ab und zu in der
A ginskischen Steppe, nördlich vom Onon, erlegt. Auch dieses Thier soll, wie der Corsac,
in manchen Wintern nordwärts aus der M ongolei in die russischen Gebiete wandern und
zwar familienweise, Bei hohem Schnee geht es dann über die T schindantskische Grenzwacht
hinaus in die Adon-Tscholon-Berge. Die D auren und nach ihnen die B irar-
T ungusen kannten es vom obem Sungari und den Dalai-nor-Gegenden. Indessen muss
man hinsichtlich der Glaubwürdigkeit des ersten dieser Aufenthaltsorte wohl noch insofern
einige Vorsicht beobachten, als es hier auch F. undala Desm. sein könnte. Das Fell der
Manulkatze preisst bei den U rjänchen und Mongolen 1 — -2'/ Rbl. Assg.
93. Fells undata Desm. Taf. IV. Fig. 1— 8.
1. Felis undala Desm. Nouv. Dict. d’histoire naturl. T. 6, p. 115 et Desm. Mammalogie p. 230.
2. Felis javanensis Horsf. und Felis sumalrana Ilorsf. Zool. research in Java.
3. Chat de Java, histoire naturelle des mammifères p ar M. G e o ffro y S t-H illa ire et F r. C n v ie r.
4. Felis minuta Temm. Monographie de Mammalogie T. 1. S. 131.
5. Jardine, the naturaiist’s library, mammalia p. 215.
Schreber giebt in seinen «Säugetbieren» bei der Beschreibung der wilden Katze
(Seite 400) eine ihm von P allas mitgetheilte, recht genaue Charakteristik. Das Thier,
welches dieser zum Muster diente, ist, wie aus den Angaben auf Seite 401 erhellt, wohl
das von V osm aer schon beschriebene und abgebildete Thier (1773) gewesen, dessen
Vaterland zwar als Jap an erwähnt wird, woran aber P allas zweifelte und Schreber in
seiner Anmerkung ausdrücklich: Description d’un chat sauvage indien, schreibt. Es ist
aus den Details der Beschreibung eine besonders in den Zeichnungen des Kopfes und Halses
mit unserer F. undala Desm. nicht zu verkennende Aehnlichkeit zu ersehen, wennschon die
Abbildung Schreber’s (107 A. a.) sowohl, als auch die von Vosmaer sehr von F. undala
Desm. abweichen, was wir indessen geneigt sind der Mangelhaftigkeit naturhistorischer Abbildungen
jener Zeit überhaupt zur Last zu legen. Zu bedauern ist es deshalb um so mehr,
dass über die Katzen Japan s uns durch die «Fauna japónica» Siebold’s nichts Näheres
bekannt gemacht wurde, da der Text mit Canis (Nyctereutes) viverrinus abbricht. Wie gesagt,
so giebt im Jahre 1773 V osm aer in seinen «Beschryving etc. Taf XIII.» eine Abbildung
und Beschreibung einer jap an isch en wilden Katze, die mit unserem Thiere nur wenig
gemein zu haben scheint. Namentlich fallen die langen Ohren am japanischen Thiere auf.
Und dennoch wäre es fast wahrscheinlicher, dass Felis undala Desm. == Felis minuta Temm.
eher in Japan vorkäme, als Felis Catus ferus, die bekanntlich durch ganz Sibirien fehlt.
Mit F isch er (vergl. Synopsis mammalium p. 205) muss ich D esm arest, welcher
1820 diese Katze als Felis undata von Felis javanensis trennt, mit der sie aber schon nach
Temminck (1827 monogr. de mammalogie p. 133) synonym ist, die Priorität der Autorschaft
zuerkennen. Auch Giebel zieht (Säugethiere S. 879) in der Anmerkung F. undala
Desm. zu F■ minuta Temm., giebt aber der späteren Benennung Tem m inck’s den Vorzug.
Wie die bisherige Kenntniss der Amur-Fauna, welche immerhin, was die grösseren
Formen derselben anbelangt, schon eine recht vollständige genannt werden kann, gezeigt
hat, dass ihr, obgleich sie wenig absolut Neues enthält, dennoch eine gewisse Anzahl theils
sehr südlicher, theils östlicher Thierarten beizuzählen sind, so liefert auch hierfür das Vorkommen
von Felis undala wieder einen interessanten Beweis. Die Bären erhalten am mittleren
Amurlaufe in Ursus tibetanus eine Himalaya- und japanische Form ,; die Marder in
MusUla flavigula ein grosses, im güdlichen Asien lebendes Thier ihres Geschlechtes, die
Suite der Hunde durch C. procyonoides einen Zuwachs und zwischen die bis dahin auf fünf
Arten (mit Einschluss der Hauskatze) beschränkten Species des Katzengeschlechtes, schiebt
sich die kleine gefleckte Bewohnerin J ava’s undO stindiens, deren Vorkommen im Am urlande
neuerdings erst erwiesen wurde'). Im.Winter 1859 — 1860 wurde nämlich in der
Staniza K onstantinofka (circa 60 Werst unterhalb der Dseja-Mündung) diese Katze in
einem Schafstalle, wo sie bereits ein Lamm gewürgt hatte, überrascht und erschlagen.
Der bis auf geringe Verletzung an den Fussenden fast ganz vollständige Balg ist, obgleich
ziemlich stark gereckt und dadurch gross gemacht, doch in Allem mit Felis minuta Temm.
übereinstimmend, von welcher mir ein junges Thier aus dem academischen Museum zum
Vergleiche vorliegt.
Durch eine Bemerkung über Felis rubiginosa Geoffr. geleitet, welche G iebel (S. 879
seiner Säugethiere) macht, stelle ich das Amur-Exemplar der Felis undata seiner Färbung
nach der Felis rubiginosa Geoffr. zunächst, die aus P on dicherry stammend, ein Thier des
asiatischen Festlandes ist. Es waltet nämlich die rostbraune Farbe in der Fleckung des
1)- Das Nähere hierüber veröffentlichte H err L. v. S c h re n c k in einer Anmerkung zum Briefe des H errn
M a x im o w ic z , der im Bulletin de la classe physico-mathématique etc. S. 5 4 5— 567 abgedruckt ist,
14'