scher Seits im Amur lande keineswegs eine durch günstige Erfolge gekrönte ist, obschon
. ohne allen Zweifel die Prärien des mittleren Amurlandes seinem Gedeihen sehr zuträglich
sein müssen. Ein specielleres Hinblicken auf diese Colonisationsversuche, die im Verhältnisse
zur ungeheuren, neu erworbenen Länderfläche doch nur verschwindend klein genannt
werden müssen,-wird uns bald zu der richtigen Schlussfolgerung leiten, dass die gezwungene
Militär-Colonisation nicht dasjenige Mittel sei, welches einen raschen Aufschwung,
jugendirischer, menschenleerer Länder bewirkt, und dass demnach die sanguinischen, allzu
laut in die Welt gerufenen und gepriesenen Hoffnungen, welche sich an Ostasien in diesen
Breiten knüpfen, sammt dem vermutheten Einfluss auf Russland selbst, den die umgeschaffenen,
sogenannten Culturzustände am Amur bewirken sollen, einstweilen nur als solche
Hoffnungen zu betrachten sind, denen solider, thatsächlicher Fond jetzt entschieden mangelt.
Sollte sich in Zukunft darin manches, wie es nur zu wünschen, ändern, so würden die
mittleren Amurländer diejenigen sein, welche einer grossen AgricuRur-Entwicklung fähig
sind und in denen zahlreiche Viehherden, namentlich aber das Hornvieh, Platz; Fütterung
gsid alle günstigen Bedingungen ihres Gedeihens finden werden.
§1. Bos grunniens L.
Bei den Mongolen: S'arluk, bei denD auren, welche 15—20 Tagereisen südlich vom B ureja-
Gebirge leben: Artuljüng.
Der Bastard von Bos grunniens masc. mit Bos taurus fern, bei den Mongolen: Chailuk, westlicher
im Sajan: Choinok.
Der Bastard von Bos taurus masc. mit Bos grunniens fern, heisst im östlichen Sajan: Toimok.
Der Jakbüffel kommt in O stsibirien nur im gezähmten Zustande vor, lebt aber im
südlichen Theile.des Apfel-Gebirges, namentlich bei der Grenzwacht B ukukun und Al-
tansk so unabhängig, dass man ihn als halbverwildert bezeichnen kann. Hier nämlich
hielten in früheren Zeiten die Grenzkosaken viele dieser Thiere, die selbst in den gewöhnlich
sehr schneereichen Wintern keiner besonderen Pflege bedurften, wochenlang beisammen
blieben, und sich ihr Futter dann selbst scharrten. Nur den trächtigen Kühen wurde
sammt dem übrigen Rindvieh eine spärliche Heufütterung zu Theil. Damals (vor 15 20
Jahren) soll, wie mir der Chef der 1. Kosakenbrigade sagte, der Bestand einzelner Heerden
-des Jakbüffels sich nahe an 1000 Köpfe belaufen haben, während jetzt die grösste Heerde,
die dem Kosakensotnik Schalam enzeff in B ukukun gehört, im Jahre 1856 etwas über
100 Thiere stark war. Aus dieser Heerde brachte ich fünf schöne Thiere käuflich an mich,
deren Häute jetzt den akademischen Sammlungen, nebst allen anderen zoologischen Materialien
meiner Reisen, einverleibt sind. «Diese Thiere tragen das Sommerhaar, welches zwar
straffer und kürzer als der oft verfilzende Pelz des Winterhaare§ ist, aber doch immer viel
länger und dicker erscheint, als das Sommerhaar des gemeinen Rindes. Bei den alten Jakbüffeln
sind namentlich die oberen Kopftheile stark behaart, zwischen den Schultern steht ein
hoher dichter Haarkamm; der mächtige Schwanz erreicht fast den Boden. Eine reine,
schwarze Farbe ist bei diesen Büffeln sehr entschieden vorwaltend und wohl auch die der
wilden Thiere ; bisweilen werden einige Th eile weiss, so besonders der Schwanz, ein Stirnstern
etc. Unregelmässig vertheilte Färbung findet gleichfalls statt, aber Selten nur sind andere
Farben als schwarz und weiss anzutreffen. Die anderen hingegen sieht man bei den Bastarden
ganz in derselben Weise auftreten, wie sie hei dem Hausrinde üblich. Bos grunniens ist
diejenige Büffelart, welche in den hochgelegenen Theilen der Mongolei am häufigsten gezüchtet
wird, so im östüchen Quellande des Jen isei, um den K ossogöl; Mer in einer Gegend,
wo noch im Juni nicht selten anhaltend Schnee fällt (1859) und die hohe tage über dem
Meere (4000—5000' in den Thalsohlen) natürlicher Weise ein bedeutendes Verspäten des
Frischfutters bedingt, bewährt sich der kräftige Jak und seine Bastardformen als vortheilhaft
für dieNomadenwirthschaften der mongolischenVölkerstämme. Daher sieht man ihn hier
auch am häufigsten, und seitdem russischer Seits ein ungehinderter Verkehr mit den Ur-
j änchen erlaubt wurde (1859) erweiterte sich der Viehhandel mit diesen in hohem Grade,
der früher nur als Schleichhandel Statt hatte. Die Kosaken nämlich der T unkinskischen ■
Sotnie sind die Zwischenhändler der Irk u tsk isch en Fleischer und tauschen bei den Ur-
jänchen am Kossogol gegen Waaren, besonders Sammt und Tuch, die Bastarde des Jakbüffels
ein, treiben selbige durch das Irkut-T hal über die Baikal-Gebirge nach Irk u tsk
und gewinnen hei diesem Zwischenhandel Einiges. Früher war dieser Handel als ein verbotener,
denen, die sich im Stillen damit befassten, ein sehr vortheilhafter, jetzt ist er
durch dìe grosse Concurenz dafür es nicht mehr. Im Sommer 1859 mag sich die Zahl des
durch die Tunka getriebenen ScMachtviehes, welches voi^den U rjänchen und D archa-
ten eingetauscht wurde, auf 900— 1000 Köpfe belaufen haben.
Mit der Absenkung dieser hohen Kossogol-Landschaft gegen Osten zum Selenga-
Thale wird Bos grunniens seltener und nur als Curiosum hie und da gehalten, ebenso kommt
er nur vereinzelt in den Städten O stsibiriens als Seltenheit vor und allein im Apfel-
Gebirge sehen wir ihn häufiger. In den dauro-m ongolischen Hochsteppen, am D alai-
und T arei-n or wird das Hausrind ausschliesslich gezüchtet. Am Amur erhielt ich nur
durch D auren, welche 15—20 Tagereisen den Sungari aufwärts wohnen, vom Jakbüffel
Nachricht und erfuhr, dass er hei ihnen nur als Hausthier*gehalten werde.
Der Jak ist ein sehr starkes, eigensinmges und oft sehr böses TMer und wird bei den
russischen Grenzbewohnern nirgend zum Ackerbau gebraucht, er bedarf gar keiner besonderen
Pflege und lebt ohne Stallung Sommers wie’Winters. Im Winter schliessen sich die
Jaks an die Pferde (im Apfel-Gebirge) und gehen mit diesen; sie lagern alle, auch die
Kälber, auf dem Schnee und selbst die Frühgeburten vom Märzmonat bedürfen keiner
Fürsorge Seitens des Menschen. Die Kühe zeigen eine grosse Anhänglichkeit zu den Kälbern,
verlassen dieselben, wo sie mit dem gemeinen Kinde zusammen leben, viel später am
Morgen, als die Hauskühe ihre Jungen verlassen, wenn sie Morgens auf die Weide gehen
und kehren Abends schon mehrere Stunden vor Sonnenuntergang zum Kalbe zurück, wel-
R ad de, Reisen im Süden von Ost-Sibirien. Thl. J.