sogar bisweilen aus ihrem Verstecke, wenn man ihr Gefängniss öffnet. Die alten Weiber
sind sehr mürrisch. Sie werfen sich eigensinnig auf den Rücken und schreien und beissen
um sich, auch kratzen sie tüchtig. Den Cricetus furunculus duldeten sie nicht unter sich und
bissen ihn todt. Selbst grosse Thiere, wie Lagomys Ogotona und Dipus Jaculus, die ich bisweilen
zu ihnen setzte, hielten sie förmlich in Furcht und verwiesen sie auf eine leere Ecke
ihres Käfigs.
Die letzten der Gefangenen lebten bis zum Mai 1859 in Irk u tsk und hätten auch
noch länger gelebt, wenn man, in der Absicht, ihnen etwas Angenehmes zu thun, sie nicht
in die Sonne gesetzt und eine Glasglocke über sie gestülpt hätte, wobei sie natürlich erstickten,
oder förmlich versengt wurden.
AS. Cricetus furunculus Pall. Taf. V. Fig. 6 a—b.
Dieser Hamster, von welchem mir ein Dutzend Exemplare vorliegt, kam zwar in den
mongolischen Steppen vor, wurde aber ungleich häufiger im Onon-Thale im Herbste gefunden,
wo er unweit der alten Festung T schindantsk die Plätze aufgesucht hatte, an
denen Hafer gesäet gewesen war, und wo er bei der Nachlese sich seine Taschen damit
vollstopfte.
An Grösse und in der Farbe ist er eben so variabel als Cricetus songarm-, das grösste
Exemplar misst in der Totallänge 135, das kleinste ausgewachsene nur 100— 105 Mmtr.
Weiter unten gebe ich die Maase an den Mittelwüchsigen. Die daurischen Exemplare
schliessen die von P allas als in der B araba6) vorkommende, mehr gelbe nnd dunklere
Farbenvarietät ein und zwar finde ich zwei Thiere, von denen das eine am 23. September
das andere am 6. April gefangen wurde, von fast gleichen Farbetönen, nur bei dem erste-
ren die schwarzen Haarspitzen etwas länger.
Der P allas’schen Beschreibung könnte ich folgende Zusätze zur Vervollständigung
machen. Kopf gestreckter als bei C. songarm, Oberlippen und Nasenspaltung wie bei ihm,
Ohr viel grösser. Auge in der Mitte zwischen Schnauzenspitze und äusserer Ohrbasis;
Körper weniger gedrungen, der Schwanz überragt die ausgestreckten Hinterfttsse bedeutend,
die Sohlen wenig mit kurzen Härchen besetzt, sechs nackte Schwielen auf den Hinter-
fusssohlen, in der Stellung, wie sie bei den ächten Mäusen sich findet. Sohle der Vorder-
füsse mit fünf nackten' Schwielen, die vier hinteren davon paarig. Die Lippen bleiben auch
bei dieser Art weiss, steifhaarig; die obere Körperfarbe schwankt von gelbbräunlich zu
braungelb und matt chocoladenbraun. Die Mächtigkeit der schwarzen Haarspitzen, sowie
ihre Häufigkeit sehr variabel. Vor den Ohren beginnt, hier meistens breiter, als tiefer abwärts,
die schwarze Mittellinie des Oberkörpers. Das Ohr ist hoch, der vordere Rand oben
stumpfbogig geschwungen, der hintere fast geradlinig bis zur Mitte der Ohrenhöhe abfal1)
i^ov. sp. e glir. ordine p. 274.
lend. Von innen nach aussen weiss gerandet, auf der äusseren Fläche sonst schwarz, die
Augen mässig gross. Die Vibrissen erreichen angedrückt die Ohrhöhe nicht. Seitwärts über
die Wangen, Vorderfüsse, Flanken und Schenkel setzt sich die Rückenfarbe gegen das
Weiss des Unterkörpers in gerader, ununterbrochener Linie ab. Füsse weiss, kurz behaart,
feiner gebaut als bei C. songarus. Schwanz oben von der Rückenfarbe, unten weiss.
’ Bei einem jungen Thiere, welches noch nicht ausgewachsen, ist der Mittelstreifen des
Rückens undeutlicher, die Rückenfarbe selbst fahler und das Haar viel feiner.
Ein Exemplar vom 1. (13.) Mai 1856 befindet sich durchweg im Haarwechsel.
Maasse des mittelwüchsigen Crieetm furunculus.
(Im Fleische gemessen.)
Totallänge....................................................................... 110 Mmtr.
Körperlänge .................... . . . . ' ...................... 78 »•
Kopflänge.............................................................. . . . 28 »
Schwanzlänge.................................................................. 30 »
Zwischen Ange nnd Schnäuze gemessen............... 11 »
Zwischen Auge und Ohr (äussere Basis) gemessen 11 »
Schnauzenspitze bis zur äussem Ohrbasis 25 »
Ohrhöhe ....................................................................... 15
Grösste Ohrbreite.......................................................... 10 »
Bei dem Vergleiche der Schädel von C. songarus und C. furunculus stellen sich, was die
Form der einzelnen Theile anbelangt ebensowohl, als was die Gesammtbildung des ganzen
Schädels betrifft, nur geringe Differenzen heraus. Bei C. furunculus ist die Hirnkapsel bedeutend
länger, nach vorne hin seitlich flachen sich Schläfen- und Scheitelbeine allmählicher
(als Hinterrand der Augenhöhle) ab, als dies bei C. songarus der Fall ist, bei welchem letzteren
daher der Hirnkasten eine verhältnissmässig grössere Breite in seinem vorderen
Theile gewinnt und durch die geringere Längendimension kürzer, im Ganzen mehr gerundeter
(im Querdurchschnitte) erscheint, als hei C. furunculus. In der Scheitelstimbeinnath
sehe ich an den mir vorliegenden Exemplaren gleichfalls Unterschiede, da diese bei C. songarus,
abgesehen von den starken Buchtungen der Hauptzahnung in fast gerader Richtung
verläuft, während sie bei C. furunculus tief nach hinten (also in die Scheitelbeine) eingebuchtet
ist. Die Stirnbeine sind bei C. songarus etwas mehr zusammengezogen und schmäler
als bei C. furuncuius. Die Nasenbeine bei letzterem weniger schräge zur Schnauzenspitze
abfallend als bei C. songarus. Bis auf die etwas bedeutendere Höhe des Hinterhauptloches
bei C. furunculus finde ich in den unteren und hinteren Schädeltheilen beider Species keine
erwähnenswerthen Eigeüthümlichkeiten. Ebenso fehlen solche auch am Unterkiefer, welcher
bei C. songarus im Ganzen feiner, bei C. furunculus robuster gebaut ist.
Folgende Maasse werden zur Vervollständigung dieser Notizen dienen:
R adde, Reisen,im Suden von Ost-Sibirien. Thl. I.