
Der Iltis wurde bisjetzt am unteni Amur noch nicht gefunden und ist mir während
meines langen Aufenthaltes im Bureja^Gebirge hier ebenfalls nicht zu Gesichte gekommen.
P allas dehnt sein Vorkommen über ganz Sibirien aus, aber man muss dabei bedenken,
dass ihm die m ittelam urschen Gebiete ganz unbekannt blieben und auch die Nachrichten
über den südöstlichen Stanow oi wohl oft nur als unbestimmte Gerüchte, die späterer
Bekräftigung bedurften, ihm zugingen. Jedenfalls darf man nach den neuerdings gemachten
Erfahrungen über den Iltis im Amurlande behaupten, dass er östlich vom Chingan-
Gebirge zu den seltenem Thieren gehört. So habe ich ihn in den Ebenen oberhalb des
Bureja-Gebirges zuletzt erkundet, auch hei meiner Rückreise den Amur aufwärts im Nov.
1858 einige Male in den Umgegenden des K asatkina- (ChaltanscBen) Postens Iltisspuren
gesehen, die sich dadurch auszeichnen, dass der Iltis sehr oft die beiden Vorderfüsse
dicht hinter einander setzt, so nahe, dass die beiden Abdrücke wie fast einer,Sohle'nur
angehörend erscheinen. Oberhalb der D seja fingen ihn die Kosaken der Staniza Bibikowa
im Herbste 1858. Er bleibt den dichten Wäldern meistens fern, aber er wählt nicht wie
in Europa die Ansiedelungen der Menschen zu seinem Lieblingsaüfenthalte. Wo Wälder
sind liebt er die Ränder derselben, sucht die Heuschläge,• auf denen Feld- und Spitzmäuse
häufiger sind und bequemer gefangen werden können. In solcher Weise lebt er zwischen
dem A rgunj und der Schilka, wo man ihn als jagdbares Thier nur wenig beachtet. Mit
dem Verflachen des Chingan nach Westen hin und mit dem allmählichen Uebergang der
bewaldeten Gebirge zu den kahlen Hochsteppen wird Must, putorius häufiger;, so schon in
den nördlich vom Adon-Tscholon gelegenen Gebieten, die meistens Birkenwälder besitzen.
Mehr noch sagt ihm der sterile feste Boden der Hochsteppen zu, wo er; ein Hauptfeind
der Murmelthiere, seine Lebensweise wesentlich modificirt hat. Ueberall in den
breitem Thälern, die von nomadisirenden B u rjäten zeitweise bewohnt werden, lebt der
Dtis auch. Er fehlt ferner im A pfelgebirge nicht und übersteigt hier, wie auch im Sajan
die Schneehöhen der höchsten Gipfel. Wie in den Hochsteppen die Murmelthiere, so wird
in den trockenem Parthieen der Hochgebirge Spermophilus JEversmanni bestimmend für den
Aufenthalt und die Lebensweise des Dtis. Im Uda- und SelengarThale, sowie im südwest
liehen Baikal-Gebirge fehlt er nicht, ist aber seltener als in den hochgelegenen Tunkin-
skischen Gebirgen, wo er im obern Irk u tlau fe und namentlich auf m ongolischer Seite
häufig lebt. Ebenso wurde er an der Nordseite des Sajan erkundet und kommt in den
sich rasch zum Angara-Bette verflachenden Gebirgsparthieen überall vor, wie er abwärts
dieses Stromes bei Ust-Bale und A lexandrofski Sawod gamicht selten ist.
In den daurischen Hochsteppen, wo seine Existenz eng an die von Arctomys bobac geknüpft
ist, sorgt er für die lange Winterzeit, in welcher die Murmelthiere schlafen, sehr
listig, indem er im Herbst schon, wenn das Erdreich noch nicht gefroren, tiefe Kanäle
gräbt, die zu den dann noch leeren Nestern der Murmelthiere führen. E r lässt aber, sobald
er merkt, er sei dem Neste nahe, eine dünne Decke Erde stehen, die er erst im Winter
durchbricht, wenn die Murmelthiere schlafen. Diese aber verstopfen von innen aus, bevor
sie sich legen, auf das Sorgsamste alle diejenigen Gänge, welche sie selbst zu ihrem Neste
gruben. Die Art und Weise, wie der Iltis seine Arbeit anlegt, um später zu den schlafenden
Murmelthieren zu gelangen, soll sehr verschieden sein. Bisweilen gräbt er ziemlich
senkrecht über einen Faden tief und verfehlt die Stelle, an welcher das Nest sich befindet
nicht, ohne dafür äussere, leitende Kennzeichen zu haben. Häufiger aber gräbt er dem
Gange der Murmelthiere, welcher mit Steinen und Erde verstopft wird, noch im Spätherbst
nach.
Obschon der sibirische Dtis in seiner hellen Wintertracht zu Pelzen verarbeitet, sehr
elegant und dauerhaft ist; so fängt man ihn doch nur wenig und bezahlt in den Hochsteppen
ihn mit nicht mehr als 15E-20 Kopeken Silber das Stück. In neuester Zeit wenden
ihm die N ertschinskischen Pelzaufkäufer ein grösseres Interesse zu, wie sie denn auch
die Murmelthierfelle in grösser Zahl erhandeln.
S. M u s te ln s ib i r ic a Pall.
Bei den S’ojoten, den B u rjäten im Okathale und bei den Baikal-Burjäten: Cholungo.
Bei den T ungusen am Obern B a ik al: S'olongo.
Bei allen russisch -sibirischen Jägern: Charok.
Bei den B irar-T ungusen: Sholü oder S'olloge.
Eine Suite von 21 Exemplaren liegt mir von meiner Reise für diese, in ihrer Farbe
sehr constantey. ächt ostsib irische Form vor. Zwei der Thiere sind jung, eines ist ein
altes im Sommerhaar, die übrigen Bälge gehören der Art im vollen Winterkleide an. Näher
der festlichen Verbreitungsgrenze der Must, sibirica, die wir mit P allas ') in den östlichen
A ltai verlegen, ist der erbsengelbe Marder bereits so selten, dass ich ihn nur aus Erkundigungen
kenne. Dagegen stammen zwei meiner Thiere aus dem südwestlichen B aikal-
Gebirge, 6 aus dem Apfelgebirge und die übrigen wurden im Bureja-Gebirge erbeutet.
Bei diesen letzteren macht sich ein durchweg etwas dunkleres Gelb des Haares bemerkbar,
wenn man sie mit den Exemplaren des Apfelgebirges und namentlich mit denen
vom B aikal vergleicht; auch sind sie bedeutend grösser und messen im Balge durchschnittlich
42'/2 Ctmtr. in der Körperlänge, während dem Schwänze ohne Haar eine Länge von
175 Mmtr. und mit demselben 240 Mmtr. zukömmt; so dass sich eine durchschnittliche
Totallänge von über 60 Ctmtr. ergiebt, während die westlicher vorfcommenden Thiere meistens
die Totallänge von 52 Ctmtr. nicht erreichen.
Entsprechend dem üppigem und lebhaft in’s Fuchsgelb ziehenden Deckhaare der m it
telam urschen Must, sibirica, erhält auch das Wollhaar in seiner Basalhälfte bei dieser
eine dunklere graue.Farbe, die den wesüicher erbeuteten Thieren in solcher Intensität
fehlt. Bei jüngeren Thieren bleibt die Schwanzbehaarung, namentlich dem Ende zu, noch
mangelhaft, so dass dadurch die Spindelform desselben bedingt wird, welche an den noch
1) Zöogr. ross.-ast. T. I. S. 90.