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 verlaufen würde und  durch seine durchschnittlich  2000' hohe Erhebung,  sowie  durch  die  
 Eigentümlichkeit seiner Bodenbeschaffenheit jene ersten Floren-Fremdlinge von sich verscheuchte. 
  Erst in dem  sich mehr und mehr senkenden Amur-Thale finden  diese und viele  
 andere die  ihnen  günstigen Existenzbedingungen,  und  sobald  wir  aus  dem  zuerst  östlich  
 ziehenden Oberlaufe des Amur,-wo  einige jener neuen Pflanzenformen auf die Südabhänge  
 der Steilufer angewiesen sind, in  die  mehr südliche Richtung des Stromes treten,  schwindet  
 mehr  und mehr  das Dunkel  der Zapfenbaumwaldungen.  Es  treten  gemischte  Laubwälder  
 an ihre  Stelle. 
 Bleibt nun auch im Allgemeinen dem ganzen Amur-Lande  die Rauheit  des Klimas,*wie  
 sie der Continental-Zusammenhang in  Asien  bedingt,  so  steigert sich mit dem  Chingan-  
 Gebirge  doch  die Masse  der  wässrigen Niederschläge  ostwärts.  Diese  nun  folgen  freilich  
 auch  hier  als  schweres  Gewölk  und  dichte Nebel  vornehmlich  den  bewaldeten Gebirgen  
 und finden zumal im Bureja-Gebirge  einen  begierigen Ableiter,  allein  auch  den Ebenen,  
 welche westwärts von  diesem Gebirge gelegen, kommt sowohl Regen und massiger Schnee-  
 fall in solchem Grade zu,  dass sie bei der zugleich günstigem Beschaffenheit ihrer Erdkrume  
 für Agricultur  zugänglich  sind  und  sich  hier  nicht  mehr  die  Hindernisse  der  Mongolei  
 bemerken lassen.  Ostwärts aber vom Bureja-Gebirge in den Prairien des mittleren Amurlaufes, 
  findet das in höherem Grade noch statt,  bis  wiederum östlicher  mit  dem Sichota-  
 Alin in dem durch ihn  gebildeten Berglande  des Unterlaufes  vom Am ur,  das  Uebermaas  
 an Wasser,  die grössere Beengung günstiger Räumlichkeiten,  die nordöstlichere Lage,  und  
 namentlich  der klimatische Einfluss des O chotskischen  Meeres im  Sommer,  dem  ganzen  
 unteren Amurlande die Armuth  und  einförmige Dürftigkeit  der  sibirischen Gebirgsländer  
 verleiht,  und hier  für die Folge nur die  grosse  natürliche  Strasse,  welche  der Strom  zum  
 stillen Ocean bahnt, in Anschlag gebracht werden kann,  wenn es sich  darum  handelt,  den  
 relativen Werth dieser Gebiete  zu bestimmen. 
 Wir haben uns also, den Gesammtlauf des Am ur seit seiner Bildung aus Schilka und  
 A rgunj  in’s  Auge  fassend,  an  seinem  oberen  und  unteren  Laufe  bewaldete  Bergländer  
 vorzustellen,  die in fast gleichen Breiten gelegen, hier,  am oberen Laufe des Stromes, sich  
 in  südöstlicher  Richtung  mehr  und  mehr  verflachen,  und  von  dem  unteren  Dsejalaufe  
 begrenzt werden;  dort,  am  unteren Laufe aber ebenso allmählich aus  den  m ittelam u ri-  
 schen Elachländeru ansteigen  und linkerseits  durch  die Gorin-Höhen,  rechterseits  durch  
 die  vortretenden  Verzweigungen  des S icho ta-A lin  gebildet  werden.  Nahm  am  oberen  
 Laufe  gleichzeitig  mit  der  Senkung  des  Amur-Thales  und  der Verflachung  der  Gebirge  
 die Zahl der neu auftretenden Pflanzen-»und Thierformen zu,  so nimmt sie in entgegengesetzter  
 Weise im Unterlaufe des Stromes, gleichzeitig mit der nordöstlicheren Richtung des  
 Thaies und der Hebung der zu  ihm  tretenden  Gebirge  bald  ab,  und  schon  zwischen  der  
 Chungar-  und  Gorin-Mündung  ist  diese  Abnahme  so  bedeutend,  dass  Maximowicz 
 daraufhin seine  sechste Region der A m u r-V eg etatio n ') begründet,  in welcher die Nadelhölzer  
 die Oberhand «bereits gewinnen. 
 Die weite Strecke aber der Flachländer, welche den  mittleren Lauf des Stromes einnehmen, 
   wird  durch das Bureja-Gebirge  in nahezu zwei gleiche Theile geschieden,  deren  
 östlicherer,  vom Ostabhange  des Bureja-Gebirges  beginnend,  auf  linkem Amurufer das  
 gleichförmige Prairienland mit einer durchschnittlichen Höhe von 4—500' über dem Meere  
 in sich  schliesst, aus dem nordwärts einige blaue Höhenzüge (Wanda-Gebirge) auftauchen,  
 südwärts*aber, zum  rechten  Amurufer  nur  an  wenigen  Stellen  isolirte  niedrige  Gebirge  
 treten,  und  auf geringe  Strecken  die  Sungari-Prairien durchbrechen.  Dem  Bureja-Gebirge  
 selbst  endlich  ist  in  seinen  Uferregionen  zweifelsohne  die  grösste  Ueppigkeit  und  
 Vielseitigkeit  in  den Naturerzeugnissen,  welche  das Amur-Thal  aufzuweisen  hat,  eigen.  
 Seine  südliche Lage  (48° nördl. Br.),  die  Mannichfaltigkeit  der Bodengestaltung  wurden  
 dazu die Veranlassung und war es  in  den Prairien  nur  die  ermüdende Masse gleichartiger  
 Gräser und hie und da einige Riesenumbellen,  umrankt und verwebt  mit Menispermum,  Vi-  
 cien,  Glossocomien etc.,  so  sind es hier dagegen.bald in den geschützteren Thälem zahlreiche  
 Unterholzarten mit  schönen Blüthen,  bald  colossale Laubhölzer,  welche  die Zapfenbäume  
 zurückdrängten auf die Thalhöhen.  Mit  dem Verfolgen  dieses  Gebirges  nach Norden  und  
 mit  dem  endlichen  Anschluss  zum Stanowoi  schwinden  diese  Reize  bald.  Wir  befinden  
 ;nns  auch  auf  der  Südseite  des  Scheide-Gebirges  zwischen  den  östlichen  Lena-Zuflüssen  
 und  denen,  die  zum  linken Amurufer  fallen,  noch in den dunklen, menschenleeren Wäldern, 
   wie,  sie dem  übrigen Sibirien  gleichfalls  eigen,  und  nur  dem Amur-Thale  selbst  
 gehören die  auszeichnenden  Charaktere  des nordm andshurischen  Floren- und Faunenreiches. 
   Westwärts  aber  vom  Bureja-Gebirge  sehen  wir  auf  den  Uferebenen  nach  und  
 nach die Kraft der Prairien schwinden.  Bis zur Mündung des  Njuman (B ureja) bleibt sie  
 noch ziemlich rein  erhalten,  dann aber treten mehr und mehr die daurischen Gramineen  
 und Stauden auf und die  hügeligen Flächen um Blagowestschensk,erinnern mehr an die  
 Vegetation  T ran sbaikalien s,  als  an  die  so  rein  ausgebildete Prairienflora des mittleren  
 Amur. 
 1)  Primit.  flora  amur.  p.  401.