Jagdzeit begeben. Die in G orbiza nnd U st-S trelk a verkauften Zobelfelle (wenigstens
früher, bevor noch die schlechteren den Amur aufwärts kamen) stammen aus dem Apfelgebirge.
Auf chinesischer Seite hatten die meisten Jäger, die im Gebiete der A lbasicha,
Panga und dem Oberlaufe der K um ara alljährlich die Eichhömchenjagden betreiben schon
seit 10 Jahren meistens keine Zobelspur mehr angetroffen. An den Quellen der A lbasicha,
wo der Zobel von vorzüglicher Güte angetroffen wird, erlegen die geschicktem O rotscho-
nen, besser mit den Oertlichkeiten bekannt als die Küssen, im glücklichsten Falle 2— 5
Zobel (der Mann) im "Winter.
Erst in den westlichen Ausläufern des Bureja-Gebirges, in den Thalhöhen der Quellzuflüsse
des Njümen wird der Zobel zusehends häufiger, was wohl nur darin seinen Grund
haben mag, dass diese Gebirge bis vor Kurzem (1858) nur-durch den Stamm der B irar-
T ungusen bejagt wurden, dieser zählt etwa 120 jagdfähige Männer, die stationenweise
am Am ur bis in die Gegend von Aigun (etwa 360 Werst vom Bureja-Gebirge, wo dieses
links zum Amur tritt) vertheilt leben. Von ihnen bleiben etwa 40 ausschliesslich auf
die' Uferregion dieses Gebirges, als ihr Jagdrevier, angewiesen und ist es demnach selbstverständlich,
wie'in dem bis dahin nur schwach bejagten Bureja-Gebirge der Zobel und
das meiste andere Wild im Ueberflusse vorhanden blieb. Es scheint insofern mir nöthig,
dieser Details recht ausführlich zu erwähnen, da mit der Colonisation der Amur-Ufer auch
hier die vernichtenden, sibirischen Jäger bald in so grösser Zahl vorhanden sein werden,
dass die ursprünglichen Naturzustände sehr bald sich ändern müssen und mehr und mehr
der Zobel seiner gänzlichen Ausrottung entgegensieht. In der Uferregion des B ureja-G e-
birges ist es nur das linke Amurufer, auf welchem die Zobeljagd bis jetzt von den B irar-
Tungusen betrieben wurde,"wenngleich auch auf chinesischer Seite es nach dier Aussägb
dieser Leute, namentlich 2 Tagereisen in’s Innere viele Zobel Von wenig untergeordneter
Güte leben Sollen. Einmal mögen die auf linkem Ufer als L agar- und Murgil-Höhen
benannten wilden Gebirgsparthieen, denen alle Bäche, die im Verlaufe des B urej a-Gebirges
dem Amur links zufallen, entspringen, dem Zobel besonders lieb, sein und'zweitens bieten
ihm hier die hohen Kiesenstämme von P. Cembra v. excelsa (mandshurica) reichliche Lieblingsspeise
in ihren grossen Zapfen, womit denn, wie es scheint, auch die Güte des Pelzes
im Zusammenhänge steht. Der Zobel wie der Luchs und Alpenwolf, meidet die Uferregionen
des Gebirges merklich und schweift nur ausnahmsweise in ihnen umher. Es'sei denn,
dass er sich auf einer grössem Wanderung befindet, sonst durchschwimmt er nicht gerne
den Strom. Namentlich thut er solches bei dem Verfolgen der "Eichhörnchen, auch er
fürchtet in diesem Falle den Eisgang nicht, siedelt aber stets nur einzeln über. Im Sommer
1858 Anfangs August wurde ein den Am ur durchschwimmendes Männchen erlegt,: es ist
dies das oben beschriebene Thier in Sommertracht. Im Bureja-Gebirge erreicht der Zobel
noch durchschnittlich beinahe die Güte des Zobels vom Apfelgebirge, wie wir oben
gesehen und verhalten sich die Ausbeuten früherer Zeiten zu denen der jüngst verflossenen
Vergangenheit' etwa folgendennaassen. Ueber 40 Zobel in der Zeit vom 15. (27.) Novbr.
bis 15, (27.) Decbr. erinnern sich die ältesten B irar-T ungüsen nie (pr. Mann) erlegt zu
haben, Auch thaten das nur solche Jäger, die weit und breit bei den B irar-T u ng u sen
als ganz besonders tüchtig bekannt waren. Gewöhnlich beutete man im Verlaufe des Jagdmonats
nur 15— 18 aus. Um das Jahr 1851 nahmen indessen die Zobel merklich ab, .so
dass damals 8 die DurchschnittszahLder Ausbeute.für den Jagdmonat pr. Mann betrug und
die B irar-T u n g u sen erzählen naiv, dass wie die Russen zum Amur (1854), so seien
auch die Zobel wieder zu ihnen gekommen; da seit jener Zeit das frühere Verhältniss.der,
Ausbeute wieder erreicht wurde. Es sollen ihrer Meinung nach die Eichhörnchen die Ursache
gewesen sein, weshalb sie westwärts vom D itschun so häufig wurden und selbst die
Chotscbio-Höhe wurde von ihnen bewohnt.
Im Herbste’1857 kamen die ersten russischen Zobel- und Eichhornjäger in das Bureja
Gebirge. Nicht allein, dass ich mich dort mit 3en Kosaken und einem Tungusen
angebaut hatte und mit dem Beginne des Octobers die regelmässigen Jagden machte, sondern
aus den, oberhalb des B urej a-Gebirges neuerdings gegründeten Kosakenansiedelungen
stellten sich zwei Gesellschaften von 6 und 8, Mann ein, die damals aber bald heimkehren
mussten, weil ihnen der Proviant ausging. Im Herbste 1858 aber wurde das Bureja-Gebirge
förmlich von russischen Jägern überschwemmt. Von B lagow etschensk an abwärts
kamen die berittenen Kosaken (darunter viele ungeschickte ehemalige Steppenbewohner,
die aus T ransbaikalien herüber gesiedelt waren) und von der Sungari-Mündung aufwärts
stellten,sich, die Fusskosaken ein (von der untern Schilka und dem A rgunj herübergesiedelt),
welche durchweg tüchtige Schützen sind.
Die Ausbeute dieser Leute blieb nur wenig hinter jener zurück,. welche die B irar-
Tungusen machten, die, bekannt mit den Localitäten, diesen Vortheil auf ihrer Seite
hatten. Zwölf Mann (Kosaken) z. B. erlegten in 35 Tagen nahezu 1,00 Zobel, während 2
B irar-T ungusen in einem Monate 23 Stück erbeuteten. Ich muss hier noch bemerken,
dass im Spätwinter .1858 im Bureja-Gebirge die Zobel merklich häufiger in der Uferregion
erschienen, was aus nachstehendem Jagdergebnisse erhellt. In 12 Tagen, Ende Februars
hatte ein B irar-T u n g u se1.5 Zobel, 1 Flussotter, 1 Luchs, 2 Schweine und 1 Reh erlegt.
Es wäre gewiss ein sehr wünschenswertes Unternehmen, alljährlich möglichst genaue
Nachrichten über den Gesammtbetrag der in den Handel kommenden Zobelfelle nicht nur
des Amurgebietes, sondern auch der ändern sib irisch en , den Zobel liefernden Landschaften
zu sammeln; und doch liegt darüber aus neuerer Zeit noch nichts auQh nur annähernd
Zuverlässiges vor. Die Städte N ikolajefsk, Sofiesk und der Ort M ariinsk wären
als vornehmliche Stapelplätze für die Zobel der östlichen M ändshurei zu bezeichnen und
habe ich freilich nur sehr dürftige Nachrichten der Art ermitteln können, die bis auf genauere
, weitere Mittheilungen hier eingeschaltet werden sollen, aber durchaus nicht Anspruch
auf volle Genauigkeit machen1). Im Jahre 1854 wurden an den Orten N ikolajefsk
1) Herr R asgratzky, einer derjenigen Flottenofficiere, die seit der Amuracquisition in seinem Mündungslande
lebten, hat mir diese Mittheilungen gemacht. Ich selbst war nicht in den erwähnten Orten.