f
weisses Wollhaar aus, andere, auf dem Rücken, durch sehr vereinzelt dastehende lange,
weisse Deckhaare. Eben diese blieben auch den Schenkeln und Seiten des Körpers, an
welchem die Wolle nur lose haftet. Der Schwanz steht noch im Winterkleide, über seiner
Wurzel aber drängt sich das dunkelgraue bis schwarze Wollhaar des Sommerkleides dicht
zusammen. Die Füsse sind gleichfalls noch ganz im Winterhaare. Ein in der Mitte Sepf
tembers bei Irk u tsk erlegter Schneehase dagegen trug ein ebenso gemischtes Uebergangs-
kleid, an welchem der Haarwechsel vom Bauche her zum Rücken vorschritt. Seine Läufe
waren bereits mit der Haarung fertig. Am 7. (19.) October 1856 trugen im Onpn-T|iale
alle Schneehaasen schon ihren fertigen Winterpelz. Die ganz schwarzen Haasen, welche
man ab und zu in Sibirien erlegte, so auch im Thale der U schakofka bei Irk u tsk im
Winter 1856, gehören, wie schon P allas erwähnt, zum Lepus variabilis.
Was Herr v. M iddeudorff über den Lepm canescens Nilus ') veröffentlicht, wo dieser.,
als eine den Küstenstrichen angehörende, südliche Varietät von Lepus variabilis erklärt wird,
finde ich an einem fast vollständigen Thiere, einem Männchen, welches Herr Maximo-
wicz vom U ssuri (Staniza S’adownikowa an der Muren-Mündung) vor einiger Zeit
einsendete, so trefflich bestätigt, dass ich dieses Exemplar nur für den Lepus canescens halten
darf.2) Dieses Thier ist nun folgenderweise gefärbt. Auf dem Nasenrücken blieben selbst
die Spitzen der straffen Deckhaare gelblich, in ihrer Basalhälfte stark roströthlich, das
Wollhar ist hier grau. Die Stirn und der Scheitel tragen am Deckhaare '/s ihrer Enden
schneeweiss, darunter eine breite schwarze Ringelbinde, in welcher das Haar seine grösste
Dicke gewinnt und dann, sehr fein werdend, zum Grunde hin dunkel grauschwarz erscheint.
Das Wollhaar nimmt hier in seinen beiden vorderen Dritteln eine intensive, rostbraune
Farbe an, unten ist es matt schiefergraü, einzelne längere, schwarze Deckhaare durchsetzen
den Pelz namentlich zwischen den Augen; sind aber dem Nacken zu seltener. Seitwärts auf
den Wangen sind sie viel länger und häufiger. Hier sind die meisten, auch der sonst weissen
Deckhaare ausserdem kurz schwarz gespitzt, andere in ihrem Grundtheile gleichfalls schwarz,
so dass nur eine Mittelringbinde in Weiss an ihnen stehen blieb. Dadurch wird besonders
der Ohrbasis näher eine deutliche Stichelung in Schwarz im Pelze bewirkt. Das Wollhaar
ist hier viel bleicher in roströthlich geendet und wird der Kehle zu, bis auf den grauen
Grund, dann ganz weiss. Am Ohre bleibt die grössere, dem Innenrande zuzuzählende
Hälfte weiss, sein Rand ein wenig gelblich, an der Basis hier etwas röthlich ; die geringere
Hälfte, dem Aussenrande angehörende, zeigt von der Spitze abwärts, bis über a/3 der Ge-
sammtlänge die Haarspitzen gelblich weiss, tiefer rostroth, am Grunde grau ; überall stehen
längere, schwarzgespitzte oder ganz schwarze Deckhaare. Die längeren Haare der äusseren
Ohrbasis zeigen dieselben Farben in derselben Vertheilung; das Schwarz der Ohrenspitze
zieht sich weiter am Innenrande abwärts als am Aussenrande.
Im Genick und auf dem Halse, sowie seitlich an ihm und selbst an der Kehle schim1)
Bulletin de la Cl. physico-math, de l'Acad. des sciences de St.-Pétersbourg. Th. IX, p. 230 ff.
2) Vgl. L. v. Sehrenck im Bulletin de la Cl. physico-math, de l’Académie. 1861. p. 183 ff.
mert überall durch das weisse, lange Deckhaar ein lichtes Roströthlich des Wollhaares
hindurch, welches an den Seiten bis zum Grunde des Pelzes sich verbreitet und das dort
übliche Grau ganz verdrängt hat, nur oben auf dem Halse und unten an der Kehle bleibt
difes letztere. Auf dem Halse fehlen die theils schwarzgespitzten, theils ganz schwarzen
Haare nicht. In gleicher Weise, nur in den Dinten viel dunkler, sieht man das Colorit sich
über den ganzen Rücken verbreiten, bis es gegen das Ende des Körpers imWollhaare nach
und nach ganz weiss wird. Fast jedes'der weissgespitzten Deckhaare trägt hier eine, bisweilen
zwei schwarze Ringelbinden, alle sind sie von unten her bis über die Hälfte ihrer
Länge schwarz; andere haben schwarze Spitzen. Aehnliches sieht man auf dem gleichmässiger
weissen Hintertheil des Körpers und an den Flanken, nur behält auf den letzteren das
Wollhaar bis zum Bauche die roströthliche Färbung. Von den Füssen blieben an diesem
Exemplare nur die oberen Stummel stehen, nach diesen zu urtheilen sind sie ganz weiss
gewesen (ebenso ist es der eine dem Balge beigelegte Hinterfuss). Der Bauch ist schneeweiss,
sein Wollhaar am Grunde hellgrau.
Wenngleich nun zwar an unserem Thiere das Weiss der Haarspitzen des Rückens
durchgängig als solches und nicht wie bei dem Lepm canescens Skandinaviens und der
O stseeländer, bläulich grau ist, so stimmt doch alles Uebrige gut zu den Beschreibungen,
wie sie N ilsson und v. M iddendorff geben; auch ist zu bemerken, dass unser Thier am
Ende des Winters, nämlich am 3. (15.) März erlegt wurde, und somit ein stark abgetragenes
Kleid trägt, in Folge dessen das Rostroth des Rückens überall viel deutlicher durchschimmert.
Bei dem Vergleiche des, im academischen Museum aufgestellten Lep. variabilis
vari. carusscins aus L iefland (desselben Thieres, dessen Herr v. M iddendorff in dör citir-
ten Abhandlung S. 232 erwähnt) mit dem vom U ssuri stammenden, zeigt sich denn auch
durchweg die grosse Uebereinstimmung beider Individuen.
Es fände sich demnach das von Herrn v. M iddendorff am Schlüsse seiner Abhandlung
S. 243. Aufgestellte in Bezug auf Lepus variabilis in seiner typischen Tracht und dem
Lepus canescens, als seiner maritimen, südlichsten, abweichenden Form, im fernen Osten
Asiens vollständig bestätigt; denn das Ussuri-Gebiet, und besonders die Landschaften an
dem Oberlaufe dieses Flusses, aus denen dieser Hase stammt, müssen schon nnter dem
Einflüsse des Küstenklimas (wie dies für Lepus canescens als besonders erforderlich durch
Herrn v. M iddendorff hervorgehoben wird) gelegen sein; sowie denn hier auch mit etwa
dem 46° nörd. Br. Lep. variabilis, der im Bureja-Gebirge nnter dem 47'/,° hörd. Br. schon
merklich seltener wird, nicht weit von seiner Aequatorialgrenze leben muss. Dies bestätigen
denn auch die Beobachtungen und Erkundigungen Hrn. Maximowicz, der sich brieflich1)
darüber genauer ausspricht, und den Lepus variabilis am mittlem U ssuri als «ein ziemlich
seltenes Thier» nur anführt. Somit stellt sich denn die interessante Thatsache heraus, dass
westwärts sowohl, wie auch ostwärts, Lepus variabilis in den südlichsten Grenzen seines
1) Vgl. Bulletin dé la Classe physico-math, dé l’Acad. 1861. p. 599.
R a d d e , R eisen im Süden von O st-Sibirien. Thl. I.