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 Argal-Schaf,  deren er damals mehrere sah,  lebte jetzt hier. Die Birkenhaine, welche den berühmten  
 Reisenden damals sammt der Kräuterflora  dergestalt  entzückten,  dass  er  bei  der  
 Schilderung  dieser Gegenden  den  trockenen Faden  der Erzählung  von  Thatsachen  meidet  
 und  den Eindrücken  der Naturschönheiten  Raum  giebt,  waren  nicht  mehr  so  vorhanden.  
 Wenige  krüppelhafte Unterhölzer nur schmückten sie und  trotz  der  geringen Bevölkerung  
 dieser  Landschaften j hatte  dieselbe  im Verlaufe  von  noch  nicht  90  Jahren  auf Pflanzen-  
 und Thierwelt, bedeutend influirt. 
 Anhaltendes Regenwetter trieb  uns am  30.  Juni zur Rückreise.  Am  1.  Juli blieb  ich  
 darauf  noch  im  K ulussutajefskischen  Posten,  von  wo Herr W aletzky  die Rückreise  
 nach N ertschinski-S aw od antrat,  während ich am  2. früh die Reise westwärts zum So-  
 chondo-Gebirge') unternahm. 
 Dorthin zu gelangen,  verfolgt  man das Thal des Onon aufwärts,  in  welchem  wir  die  
 gewöhnlich benutzte Strasse von Grenzposten zu Grenzposten schon  oben  bis  zur Festung  
 A kschinsk kennen lernten, weshalb  ich hier nicht weiter davon spreche. Erwähnt sei nur,  
 dass anstatt  den Umweg  von M ogoitui  nach  U st-Iljin sk   zu  machen,  man  auch  direkt  
 nach A kschinsk fahren kann, und dass hier schon überall im Onon-Thale nicht mehr die  
 Hochsteppen  sich verrathen, sondern vielmehr  ein dem Ackerbau günstiger Boden,  schöne  
 Wiesen und herrliche Wälder sich finden. 
 Theils durch Erkundigungen, die Topographie und Natur des Onon-Thales anlangend,  
 aufgehalten, theils auch  durch die Nachlässigkeit der Kosaken,  die mir Vorspann besorgen  
 mussten, gestört,  kam  ich  erst am  6. Juli  in A kschinsk  an,  und  setzte  den Weg am  7.  
 weiter  fort.  Der  Onon  hbt  von  hier  an  seine Quellen  in  der  Richtung  nach SSW.  und  
 man kommt mit dem U reiskischen  Kosakendotfe,  welches  gegenüber  der  A kschinski-  
 Festung auf linkem Ononufer gelegen, in die erste transb aikalische  berittene Kosakenbrigade, 
   deren 2. Regiment  die Posten  am Ostabhange des südlichen Apfel-Gebirges  besetzt  
 hält.  Die grossen und reichen Grenzposten N aras’ün, N ischne-U lchun,  später die  
 ärmeren M angutsk und W erchne-U lchun sah ich am  7. und 8. Juli und gelangte gegen  
 den Morgen des 9. Juli,  nachdem der hohe Gebirgsrücken Chaberga mit vieler Beschwerde  
 Nachts  überstiegen  war,  in  das  ansehnliche Kosaken-Kirchdorf K irinsk  oder. K iri,  woselbst  
 der Commandern des  2. Regiments  wohnte. 
 Hier  nun  befindet  man  sich  schon  in  einer  grossartigen Gebirgslandschaft,  welcher  
 die Vorberge der Ostseite des südlichen Apfel-Gebirges die massiven Gebirgsgliederungen  
 verleihen und in deren  breiten Thälem  wilde Bergflüsschen dem linken Ononufer zufallen,  
 das man zum  letzten Male  bei W erchne-U lchun sah.  Die  zunächst  westlich  von  K iri,  
 gelegene 'Grenzwacht A ltansk war mein Reiseziel,  denn von hier aus war es am thunlich-  
 sten die Höhen des  Sochondo zu ersteigen.  Ich  erreichte A ltansk am  9.  Juli,  und  nach1) 
   Ich schreibe  Sochondo,  nicht  Tschokondo,  weil  die  T ungusen  das Wort  von  Socho,  die Spitze,  
 die  Stirn  herleiten,  das  S  wird  weich  gesprochen. 
 dem  ich hier die nöthigen  Anstalten träf die Excursion  zu  den  schneeklüftigen Gipfeln des  
 Sochondo zweckmässig zu vollführen,  bot sich mir noch soviel Zeit,  die  30 Werst westlicher  
 angelegte Grenzwacht B ukukun  zu besuchen,  woselbst  die  m ongolischen  Büffel  
 (Ros grunniens) in grösser Anzahl leben. 
 Von dort am 11. Juli nach A ltansk zurückgekehrt, trat ich die Reise zu den Gipfeln  
 des Sochondo in Begleitung  eines kundigen T ungusen  und zweier Kosaken  am  12.  Juli  
 an.  An diesem  Tage  blieben  wir  im Thale  des Aguzakan-Baches,  der  seinen  Ursprung  
 am  Sochondo hat.  Nachmittags  von  einem  heftigen  Gewitter  und  dem  dann  bis  Abend  
 anhaltenden Regen heimgesucht,  setzten Wir die Reise doch  fort und nächtigten am linken  
 Ufer  des  Aguzakan.  Tags  darauf war  das Wetter  zwar  sehr  regnig und  stürmisch,  wir  
 Hessen uns abei- dadurch nicht abhalten und erreichten Mittags die Baumgrenze und damit  
 zugleich die Höhe  der  vorderen Stufe  des  vor  uns  liegenden Sochondo-Gebirges (6687'  
 engl .(¿  Hier musste der Feurung halber das Zelt aufgeschlagen und des schlechten Wetters  
 halber  gerastet werden.  Nur  in  regenfreien Augenblicken  konnten die  alpinen  Gewächse  
 in unserer Nähe gesammelt werden;  die  Gipfel des  Gebirges waren fortwährend in'Wolken  
 gehüllt.  Auch am 14.  sah  es um das Wetter nicht viel besser aus, indessen brach ich doch  
 mit einem der Kosaken  und dem T ungusen  zu Fusse  auf und  hatte  das Glück,  dass  das  
 Wetter bald heiterer wurde.  Hier, nur soviel,  dass ich um  1  Uhr an die beiden Seen kam,  
 welche hart an derjenigen Steilwand gelegen,  die von der  höchsten Fläche des Sochondo  
 1400'  senkrecht  abstürzt.  Wir  mussten  eilen,  um  die  nur  von  SO.  her  zu erklimmende  
 Höhe des Gebirges zu erreichen  und Zeit  für  die Rückkehr  zum Zelte  zu  erübrigen.  Das  
 erstere geschah gegen  3  Uhr und erwies die barometrische Messung die höchste Stelle des  
 Sochondo zu 8259' engl. (B erghaus giebt ihn in seinem physikalischen Atlas,  3. Abtheilung  
 8246' engl.).  Spät Abends kam ich in  einer anderen Richtung,  indem ich die sanfter  
 abfallenden Terrassen  der SW.-Seite des  Gebirges  durchwanderte,  zu  meinem Zelte.  Wir  
 flüchteten uns darauf,  durch heftigen NW.  genöthigt,  in die  dichte,  bergabwärts  gelegene  
 Waldung,  nächtigten  hier  und  kehrten  am  15.  Juli  in  die  A ltanskische  Grenzwacht  
 zurück. 
 Die  mir  gebliebene Zeit  bis  zum Anfänge  des August Monats  hatte  ich  so  vertheilt,  
 dass  ich  sie  theils  in  der  Grenzwacht  B ukukun,  theils  in  A ltansk  zubrachte,  hier wie  
 dort  die  anmuthigen  Thäler  auf grösseren  Excursionen besammelte,  und  die  Präparation  
 von fünf schönen Exemplaren des Jakbüffels (Ros grunniens) vollenden konnte. 
 Diese Thiere käuflich an  mich  zu  bringen,  eilte  ich  den  17.  Juli  in  die Grenzwacht  
 Bukukun und machte von hier aus eine Reise zu Pferde nach Süden über die' Grenze hinaus, 
   das Bukukun-Thal  abwärts,  zu  den  sogenannten  rothen Bergen (Ulan-Chada) der  
 Mongolen, woselbst die Lämmergeier noch nisten sollen.  Im trockenen, breiten Tosün-  
 Thale,  welches  reich an salzauswitternden Stellen  ist  und  etHche Werste  nach Süden  von  
 unserer Grenze entfernt liegt,  stattete ich bei dieser Gelegenheit den nomadisirenden Mongolen  
 einen Besuch ab, fand dieselben aber so  unfreundlich gesonnen,  dass ich nach einer 
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