längerten Deckhaare sind noch sehr sparsam, meistens schwarz mit gelber Spitze. Die
Flanken werden dem Bauche näher reiner gelb, die untere Halsseite hat mit ihnen gleiche
Farbe, die Vorderfüsse sind auch hinten gelb, nur in ihrem hinteren Winkel steht das
Weiss des Bauches. Oben über die Hinterfüsse zieht sich in der Mitte und über die Mitte
der Zehen ein weisser Streifen, alles Uebrige istisabellgelb. Hierin weicht das junge Thier
vom alten sehr ah, indem bei jenem die Farbenvertheilung in gerade entgegengesetzter
Weise stattfindet. Das Schwarz endlich der oberen Schwanzseite und der Ohrenspitzen ist
sehr viel matter, als am alten Thiere. Am Ohre wird alles, was hei dem alten Thiere weiss
war, hei dem jungen durch hell isabellgelb ersetzt und ist die Spitze in schief halbmondförmiger
Zeichnung schwarz. Diesem jungen Tolai mangelt nicht der weisse Fleck auf der
Stirn, welcher schräge über dem Auge und im Dreiecke vor der Ohrbasis steht und den
P a lla s (siehe Zoogr. ross, asiat. p. 149) an dem Lepus timidus in der Jugend als constant
aufführt. Derselbe nicht umfangreiche Fleck wird durch nahegestellte ganz weisse Deckhaare
gebildet.
Der Tolaihase, welcher bekanntlich nicht wie Lepus mriabilis eine in Central-Europa
insulär abgeschlossene Verbreitung nach Westen hin hat, wo der letztere als alpiner Bewohner
der Schweiz vorkommt, findet sich ebenso wenig ostwärts in den waldbedeckten Ger
bieten der M andshurei und erreicht wenigstens in den russischen Breiten die Ostküste
Asiens sicherlich nicht. E r ist ein Repräsentant seines Geschlechtes in der Steppenfauna
und gehört ganz Innerasien an. Im Süden von O stsibirien schweift er als grosse Seltenheit
über die Nosor-Höhen vom Kossogol in das obere Irkut-Tbal, findet aber im hoch-
kammigen Sajan-Gebirge eine unübersteigbare Grenze gegen Norden. Den K aragassen,
S’ojoten und Grenzkosaken ist er im Quelllande des Jen isei nur von Hörensagen bekannt;
sie erwähnen ihn als bei den D archaten und U rjänchen vorkommend. Er fehlt entschieden
im Unterlaufe der Selenga und in allen nordwärts gelegenen Gebirgen um den Baikal.
Im Oberlaufe der Selenga und der Iga ist er mit Lepus mriabilis gemeinschaftlich zu finden,
geht aber nicht in das östlicher gelegene, grosse Scheidegebirge, welches im E entei
im südlichen Apfel-Gebirge mit dem hohen Sochonde die Quellen des Amursystems von
den östlichsten des Jeniseisystems trennt. InD au rien meidet er die waldbedeckten Gebiete
entschieden, wird in der A ginskischen Steppe schon selten, südlicher um den T arei-norj
D alai-nor und B u ir-n o r gemein, von wo er im Winter nordwärts sich auf die gutbestrauchten
Inseln des Onon in Menge einstellt. Hier lebt er dann mit dem nicht selten
auch hierher wandernden Lepus variabilis gemeinschaftlich, aber übertraf im Winter 1856—
1857 diesen letzteren an Zahl. Weiter ostwärts im Gasimur-Gebiete sowohl, sowie mit
dem Beginne der M andshurei, mit dem von der Schilka und dem Argunj durchsetzten
Chingan, treffen wir ihn nicht mehr an und ist bis jetzt über sein Vorkommen im A m urlande
nichts bekannt geworden. Den B irar-T ungu sen war er unbekannt, sie verwechselten
ihn mit dem Lepus mandshuricus und nannten diesen Tola oder Taula. Es ist indessen
nicht ganz unwahrscheinlich, dass er am Oberlaufe des Sungari sich finde, vielleicht auch
Prairienbewohner am mittlem Amur wird, worüber spätere Untersuchungen erst entschei-
den können.
Im November 1856 hatten sich die Tolaihasen in grösser Zahl in’s Onon-Thal begeben,
wo sie ausschliesslich Inselbewohner wurden, während Lepus variabilis, die Dickichte,
vornehmlich aus Pin. sylvestris und Pop. tretnula im S’assutscheer-W alde sich zum Aufenthaltsorte
wählte. An einem Tage hetzte man 17 Stück des ersteren bei der alten Festung
T schindantsk mit gewöhnlichen Hofhunden (sie waren alle so zerfetzt, dass ich sie leider
nicht brauchen konnte). Der Tolai läuft stets gerade, ohne Seitensprünge zu machen, und
ermüdet bald. Seine Felle benutzen die Kosaken zu warmen Pelz-Bettdecken; das Haar
fällt nicht so sehr als bei Lepus variabilis.
7 0 . Lepus mandshuricus n. sp. Taf. VIII. Fig. 1 a— d.
Lep. aestale liiemequc colore invariabili, magnitudine Leporis Tolai, sed cauda minore, supra
griseo-flavescente, subtus pallide cinereo-jtavescente, auriculis capile brevioribus, latis, apicibus ro-
tundatis, nigris, demidia pars externa densissime pilis elongalis cinnamomeis tecta, vellere dorsi
plus minusve nigro-variegato, pilis duriusculis flavo-nigroque annulatis, apicüms nigris; venire
abdomineque albo. Pectus pallide cinereo-flavescens, mentum sordide albicans, nucha et fascia Ion-
giiudinalis in medio colli dilute cinnamomea.
Bei den G olden: Borto-gormaclio.
Bei den B irar-T u ngu sen als Tolo, Taula oder Tolau bekannt.
Am 8. (20.) April 1858 wurde dieser Hase von mir im Bureja-Gebirge erlegt. Im
Jahre 1859 fand ihn Herr Maack im Ussuri-Gebiete; und im Winter 1860 sammelte
Herr Maximowicz deren drei am oberen U ssuri, von denen eines ganz vollständig mit
Skelett, die anderen im unvollständigen Felle und mit einzelnen Skeletttheilen durch diesen
Reisenden der Akademie zugestellt wurden. Ausserdem wurden dieser Sendung ein Paar
Fellstücke nebst Kopf dieses Hasen noch beigelegt.
Es bleibt mir nichts anderes zu thun übrig, als diesen Hasen für eine bis dahin unbekannte
Art zu halten, obgleich ich mir Mühe gegeben habe, ihn dem japanischen Hasen
(L. brachyurus Temm.) nach der einzigen darüber existirenden Beschreibung von W ater-
house') zuzurechnen, jedoch solche Differenzen fand, dass ich, bekräftigt durch die sehr
von meinem Thiere abweichende Abbildung, welche leider ohne Text der Fauna japonica
T. 11. beigefügt ist, endlich die Identifizirung beider Thiere aufgehen musste. Einer,.oder
der anderen der bis dahin bekannt gewordenen indischen Hasenarten darf ich meine Thiere
vom mittlern Amur auch nicht beizählen.
Zunächst will ich meine Thiere beschreiben und dann die abweichenden Merkmale
des Lep. brachyurus und der südasiatischen Species hervorheben.
Sommer- und Winterpelz sind gleichgefärbt, wie es das Thier vom 8. (20.) .April aus
1) A natural history of the Mammalia. Y. II, p. 69 ff.