
fcleibt eher furchtsam als wild. Es hat in allen seinen Bewegungen .etwas viverrenartiges,
zieht den Rücken oft zum gekrümmten Buckel} macht plötzlich Seitensprünge und lebt, wo
es im Platze beengt ist, doch sehr reinlich, indem es ebensowohl für die flüssigen, als auch
für die festen Excremente zwei besondere Stellen wählt und in einem trockenen Winkel
gerne ruht. C. procyonoides schläft nach gehaltener Mahlzeit lange und knäult sich ganz zusammen.
Sein langes Pelzhaar deckt Kopf und Pfoten fast ganz und man sieht die knäulige
Form sich dann mit den langen Athemzügen auf und abschwellen. Auch bei dem Laufen
und Stehen des Thieres decken die Leibhaare die Füsse mehr, als es die Abbildung darstellt').
Die Nahrung anbelangend, so ist mir kein anderes Thier aus dem Geschlechte der
Hunde bekannt, welches so entschieden ein Omnivor wäre, denn C. procyonoides liebt ausser
den schon oben erwähnten vegetabilen Stoffen, auch die Eicheln, die er den Mittheilungen
der B irar-T unghsen zufolge gern fressen soll. Fische sind ihm sehr lieb; es ist darin fast
unersättlich. Im Sommer wurde er ausscMiesslich bei mir damit gefüttert, indem eine über
spannenlange Cyprinus-Art stromaufwärts dann dem Ufer entlang streicht und mit der
Angel leicht beschafft werden konnte.. Solcher Fische frass er 8,-4 10 Stück und biss den
übrigen frisch zugeworfenen noch immer einige Male in den Kopf, um sich ihrer recht zu
versichern. Das Fleisch lässt er, wenn die Fischnahrung reichlich vorhanden, unbeachtet,
frisst aber in der ersten Zeit seiner Gefangenschaft nur, wenn er sich unbeachtet
glaubt. Seine Augen leuchten weisslich, wenn er erregt ist, so bei dem Erwarten der
Fütterung und auch Nachts, wenn er angegriffen wird. Am Tage jagt er nur selten und
ist sehr furchtsam, Nachts aber, muthiger, bietet er auch einem guten Hunde den Kampf
an. E r knurrt dann eigenthümlich und bellt nicht wie der, Fuchs, vielmehr folgt auf das
Knurren ein sehr langgezogenes klagendes Winseln. In der Gefangenschaft gab er, nachdem
er sich schon gewöhnt -hatte, seinen Appetit alltäglich durch ein ganz anderes Schreien
zu erkennen, indem er leise miaute*, was gleichfalls in sehr klagender Weise geschah. E r
läuft nicht rasch, so dass ihn jeder Hund bald stellt; aber in der Art seiner Jagden auf
Mäuse befolgt er eine besondere Weise, indem im Sommer sich die ganze Familie gemeinschaftlich
in die Verflachungen des Gebirges und in die Ebenen zu diesem Zwecke
begiebt, von einem Punkte aus sich in Bogenlinien zerstreut und sich dann wieder in einem
Punkte begegnet, von wo in gleicher Weise die Jagd weiter betrieben wird.
Hiermit hätte ich das, was mir über die Lebensweise dieses interessanten Thieres ans
eigener Anschauung bekannt wurde, aufgeführt. Das Fleisch wird gegessen, das Fell namentlich
von den D auren zu Wintermützen verarbeitet.
18. Canls familiaris L.
Bei sehr vielen Hunden, namentlich der gebirgigeren Gegenden des östlichen S ib irien
s, lässt sich der Wolf- und Fuchstyp durchaus nicht verkennen, und nicht selten
1) L. v. S c h re n c k ’s Reisen und Forschungen im Amurlande Taf. U I u. TV.
findet man besonders solche Thiere, welche bis auf die Grösse vollkommen den Wölfen
ähneln. Ich selbst besass einen solchen Jagdhund, welcher dem Chingan-Gebirge entstammend,
mit zum mittlem Amur genommen und hier bald bei Eingeborenen und späteren
Ansiedlern durch seine ausgezeichneten Qualitäten bekannt wurde. Solche den Wölfen
sehr ähnliche Hunde, die möglicherweise eine Kreuznngsform sind, haben einen mehr gedrungenen
Körper, kürzere Füsse und kürzere Schnauze als der Wolf. Die Farbe aber sowohl,
als auch die eigenthümliche Straffheit des Haares, seine Dichtigkeit, namentlich auf dem
Schwänze, sind ganz wie bei C. Lupus. Gewöhnlich tragen sie den Schwanz nicht aufrecht,
sondern schleifen ihn gesenkt nach. Nur bei dem Stellen des Wildes, bei dem Anschlag
oder Wedeln heben sie ihn im Bogen nach oben. Mit solchen Hunden, die niemals eine
Dressur bekommen, werden alle die grossen, oft gefährlichen und sehr viel Ausdauer erfordernden
Jagden betrieben. Die T ungusen und nach ihnen die R ussen wissen durch Befühlen,
des Schädels der Hunde schon im Voraus zu sagen, für welches Wild das betreffende
Thier besonders geeignet sei; sie haben Hunde, die mit besonderer Begierde die Eichhörnchen,
andere, welche die Zobel oder Eber, noch andere, welche die Hirsche stellen. Auch
giebt es unter den ausgezeichneten Hunden solche, welche für jede Wildert mit besonderer
Stimme anschlagen und so dem Jäger dadurch zu erkennen gehen, was sie gestellt haben.
Für die Eichhörnchen z. B. winselte mein Hund, der den tungusischen Namen Uktaö
hatte, für den Dachs schlug er zwar an, aber heulte und knurrte dann, für den Zobel gab
er ebenao gut die volle Stimme als für den Eber, aber von der frischen Tigerspur kehrte
er mit gesträubtem Rücken- und Halshaar, leise winselnd zu mir zurück.
Ganz verschieden von solchen Hunden sind die der nomadisirenden Mongolenstämme
der hohen Gobi, die auch hie und1 da bei den B u rjäten T ransbalkaliens angetroflfen
werden, und ebensowohl als Schäferhunde, wie auch zum Bewachen der Jurten dienen. Es
sind dies Hunde, welche P allas') schon zu der Varietät a. (domesticus) zieht und bei denen
er von den rostrothen Supraciliarflecken spricht. Diese Hunde haben wohl die Länge, aber
nicht die Höhe eines Wolfes. Ihr ganzer Körper ist von glänzend schwarzen, langen und
wenig über dem Rücken zu den Seiten hin gekräuselten Haaren bedeckt. Auch die Innenseite
der Vorderfüsse, sowie das Knie der Hinterfüsse, sind sammt dem Kopfe ebenfalls
lang und schwarz behaart und die kurze stumpfe Schnauze nur bleibt mit dem Nasenrücken
kurzhaarig schwarz. Die Oberlippe hängt lefzenartig abwärts. Auf den Augenbögen ist ein
kreisrunder, oder länglicher hellrostbrauner Flecken immer zu bemerken, und ein längerer
gleicher Farbe findet sich auf der Vorderseite der Vorderfüsse. Die Bauchhaare dieser
Hunde sind nicht selten lehmgelb. Die Kopfform ist mehr breit als lang, die Ohren halb
hängend. Der Schwanz ist buschich aber nicht spindelförmig in seiner Gesammtform, sondern
durch Bezottung, die seitwärts hängt, entstellt.
Diese Hunde, welche still, aber sehr böse sind, werden an den m ongolischen Jurten
1 )'P a lla s , Zoogr. ross.-asiat. p, 61.