würdige Jäger, einfache ausgediente Grenzkosaken, stellen sich alle Wölfe sehr listig an.
Sie toben zwar zuerst viel und heulen, aber, wenn am nächsten Morgen sich der Jäger zu
Pferde dem Orte naht, was sie schon weit her vernehmen, so verstummen sie, suchen eine
Ecke auf, und stellen sich in ihr liegend als todt. Auf sie geworfene Erde, Sternchen etc.
lassen sie unbeachtet und erst, wenn sie mit dem sogenannten Arkan, einer Stange mit Riemenschlinge
am Ende, wie ihn die Leute hier allgemein zum Einfangen der Pferde aus den
Heerden brauchen, berührt werden, beginnt das Rasen, Beissen und Heulen. Gemeinlich
aber verfolgt man den Wolf im Schlitten, den er sich nahe anfahren lässt. Tellereisen werden
ihm auch gelegt und die Krähenaugen grob gestossen verwenden ebensowohl Mongolen
als auch R ussen hier und im übrigen Sibirien um ihn zu vergiften.
Am Am ur frisst der Wolf die Beeren von Menispermum.
Der Werth der Wolfsfelle schwankt von 1—4 Rbl. Silb. Das Fleisch essen die B irar-
T ungusen in der Noth, im Februar, wenn einerseits das Wild meistens einzeln versprengt
lebt (nach der langwährenden Frühwinteijagd), der Schnee tiefer und tiefer wird und andererseits
noch nicht die grossen Lachse stromaufwärts ziehen und so bequem an den gehauenen
Wuhnen (offene Stellen im Eise) harpunirt werden können; dann essen die Birar-Tun-
gusen mit Ausnahme von Must, sibirica jedes andere Thier.
14. Canis alpinus P all.
Bei den S’ojoten und B u rjäten des östlichen Sajän: s'ubri.
Bei den B ussen des oberen und mittleren Irkutthales (T u ransk und T unka) ßikaja Sabaka
d. h. wilder Hund, bei denen ans T ransb aik alien : Krasnot wolk, d. b. rother Wolf.
Bei den B irar-T u ngu sen: Dshergül oder Dsherkul.
G iebel’s Ansicht, die er in einer Anmerkung über Canis Lupus (siehe «die Säugethiere»
S. 839. 6.) für Canis alpinus niederschreibt, nach welcher er mit auffallender Bestimmtheit
den Alpenwolf nur als eine Varietät des gewöhnlichen Wolfes hält, können wir durchaus
nicht beistimmen.
Der Alpenwolf ist in den Gebirgen, welchen die östlichsten Quellzuströme des Jen isei
entspringen, strichweise häufig, wird aber von den B u rjäten und S’ojoten ebensowohl,
wie von den russischen Jägern nicht gejagt, sondern nur beiläufig erbeutet. Der geringe
Werth seines groben Pelzes ist wohl mehr die Ursache, als die Furcht vor ihm, dass man
ihm nicht besonders nachstellt. Sein Vorkommen scheint indessen doch auch nur an gewisse
Localitäten geknüpft zu sein, die mit zu den wildesten Gebirgsparthieen gehören und von
den Hirschen besonders gerne als Standorte gewählt sind. So ist er im Jagdreviere der
K aragassen westlich vom mittlem Okalaufe noch in Trupps von 10— 15 Exemplaren
vorhanden und geht dort den Hirschen, ganz besonders den Hirschkühen und Kälbern, nach.
Vereinzelter lebt er im Gebiete der S’ojoten, namentlich in den Nachbarsbergen des
N uku-daban, am schwarzen Irk u t, wo er in seiner Nahrung vornehmlich auf die Steinböcke
angewiesen ist. Auf dem rechten Irkutufer wird er ferner beständig auf den sogenannten
Charhet-Höhen (obere Irkutthal) beobachtet, wo.er noch im Frühjahre 1859
die Hirsche dergestalt versprengt hatte, dass die Jagden auf diese, der jungen Geweihe wegen,
welche im chinesischen Handel hoch preisen, erfolglos blieben und keine frischen Spuren
der Hirsche angetroffen wurden. Auch in den Dshidagebirgen, etwa 80 Werst südöstlich
vom Turanskischen Grenzposten haust der Alpenwolf in den Umgegenden des sogenannten
Urgudeiskischen Karauls, dem östlichsten Posten der Kosaken, die zur Tunkinskischen
Sotnja sich zählen. Vergebens aber erkundigte ich mich nach ihm im südlichsten Apfel-
Gebirge und dem K entei, wo im erstem dieser beiden, weder in der Grenzwacht Buku-
kun noch in A ltansk die Kosaken ihn kannten. Dagegen kann ich nur auf Canis alpinus
die Mittheilungen deuten, welche mir in den Hochsteppen D auriens über einen rothen
(fuchsigen) Wolf eingingen, der nordwärts von der Grenzwacht Soktui und südwärts von
Zagan-olui bisweilen einzeln selbst in die kahlen aber recht gebirgigen Hochsteppen kommen
soll. So sind 40 Werst in NO. von Spktui in der Nähe des dort gelegenen Kli-
tschinskischen Bergwerks im Herbste 1853, zwei solcher rothen Wölfe, die im Wüchse
fast ganz dem gemeinen Wolfe gleichkämen, mit Hunden gehetzt worden und im Frühlinge
ein Jahr später erlegte der Kosaken-Uijädnik Kusnezoff aus der Kulussutajefskischen
Grenzwacht eines solcher Thiere in den Tarei-Steppen. Es ist mir freilich bekannt, dass.
Canis alpinus gemeinlich die wildesten und starkbewaldetsten Gebirgsparthieen zu seinem
Aufenthalte wählt, allein ich glaube an sein ausnahmsweises Verirren in die Hochsteppen
nach den darüber eingezogenen Mittheilungen eben so fest, wie ich die Thatsache weiss,
dass mehrere Elenthiere im Jahre 1851 bis zum Nordende des T arei-n o r von NW. verdrängen.
Im Chingan und dem Apfelgebirge, soweit beide durch die T ungusen der untern
Schilka bejagt werden, wurde Canis alpinus nicht erkundet, allein in dem östlicher gelegenen
Theile des letztem und seinen zum Amur auslaufenden Abzweigungen wird er um so
häufiger. So denn auch im Bureja-Gebirge, dessen Uferregion er freilich nur selten und
in einzelnen Individuen besucht, wo er aber schon um die M urgil- und Lagar-Höhen in
Rudeln von 7— 10, nördlicher von 30— 40 Exemplaren umherschweifen, soll. An den
Quellen des mittlem D itschun ist er noch ziemlich vereinzelt und in den Gebirgen des
rechten Amurufers soll er sich hier nur als höchst seltener Gast antreffen lassen. Aber
östlicher, so im Wanda-Gebirge wird er gemein, wie ihn denn auch Herr L. v. Schrenck
am untern Amur als gewöhnlichen Gebirgsbewohner erkundete.
Die Alpenwölfe sind von den Jägern im Amurthale gefürchtet, sie umzingeln ihre
Beute und fällen sie sicher. Dem Jäger bleibt, falls er sie in grösserer Zahl antrifft nichts
übrig, als auf einen Baum sich zu flüchten. Sie treiben die Hirsche und Steinböcke zu
Felsabstürzen. Das angeschossene Wild wird sehr bald ihre Beute. Haben sie .dieselbe erst
gefällt, so sollen sie einen pfeifend-zischenden Laut vernehmen lassen und sind dann so
gierig, dass man ihnen gut nahen kann. So erlegte vor mehreren Jahren einer meiner
bekannten B irar-T ungusen, von den 4 Alpenwölfen, die ihm einen eben angeschossenen