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 dieser Gelegenheit Leute und das Boot zu meiner Reise miethete. 
 Am  16. Juni langte ich Abends.in der Station L istw enitschnaja,  am  Ausflusse der  
 A ngara in den Baikalsee an.  Ein Fischerboot von; 25' Länge,.bemannt mit fünf Leuten,  
 stand bereit,  ein kleineres wurde zum Aussetzen bei’m Landen mitgenommen.  Am  17. Juni  
 früh, gleichzeitig  mit  dem Dampfschiffe,  welches  von  hier  zum  gegenüber liegenden Ufer  
 nach dem Possolski-Kloster regelmässige Fahrten macht, verliess ich  das Ufer.  Zweimal  
 an  diesem  Tage  nöthigte  uns  der.sich  rasch  erhebende,  widerwärtige  Wind  zu  ankern.  
 Nachmittags  hielten wir am Tschernaja-Thälchen  (Schwarz-Thal) an.  Abends machten  
 wir unweit' der Goldwäschen  des Kaufmanns B jälogolow oi, im S’ennaja-Thälchen gelegen, 
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 Schon  Abends begann es zu regnen, wir suchten unter dem  an’s  Land gezogenen,  auf  
 die Seite  gekehrten,,  kleineren Boote Schutz,  und  mussten  während  des  folgenden  Tages  
 auch meistens unter ihm bleiben,  da Westwind und Regen  anhielten. 
 Am 19. Juni wurde das Dorf G oloustnoe erreicht,  von wo wir erst,  abermals  durch  
 Regen und Nordsturm verhindert,  am  21. Juni, 3 Uhr Nachmittags,  weiter reisen konnten.  
 Wir fuhren an den schroffen Abstürzen der  Ufergebirge hin, von  denen  ein besonders  steiler, 
  aller Vegetation beraubter,  den Namen C orm oraus-F elsen (ßamanin  uaMenn) führt.  
 Einen, zweiten Felsen,  welcher  sich aus  dem  See. frei  erhebt  und  .von  vielen Cormoranen  
 bewohnt ist,  besuchte ich am nächsten Tage,  an welchem wir übrigens,  dem Ufer  entlang  
 reisend, weder Wohnungen noch Menschen antrafen.  Erst am  24. Juni gelangten wir zum  
 grossen,  von B urjäten bewohnten Dorfe  B uguldeika (auch Buguldeicha), bei welchem  
 der gleichnamige, bedeutende Bach in den Baikalsee  fallt.  Während unserer Weiterreise  
 am  25.  Juni bemerkten wir zwar mehrere Jurten der B u rjaten,  die  aber in jetziger Jahreszeit  
 alle verlassen waren,  weil ihre Eigenthümer mit ihren Heerden  zu besseren Weideplätzen  
 in’s  Gebirge  gezogen  waren.  Ebenso  erging  es: uns  am  26. Juni,  als  wir  gegen  
 Mittag die Mündung des Amga-Flüsschens,  dessen Quellen von denen  der L ena nur durch  
 die Wasserscheide  des Baikalufergebirges  getrennt  sind,  erreichten.  Am  folgenden  Tage,  
 als wir am vielhuchtigen, aber vollständig waldentblössten Ufer dahinfuhren,  nahmen  wir,  
 nachdem die  Morgenhebel  sich  gelichtet hatten,  die  Südwestspitze  der Insel Olchon  gewahr. 
  Diese Insel erreichten wir denn  auchTag’s darauf, nachdem der schmale,  sogenannte  
 olehonsche Sund passirt war. 
 Am  28.  und  29.  Juni  konnte auf der  Insel  Olchon,  wo  wir in  der Nähe  des Dorfes  
 G olonurgun  gehalten  hatten,  des  anhaltenden  Regens  und  Sturmes  wegen,  nichts  
 Besonderes unternommen werden.  Ich war auf mein Zelt angewiesen und konnte mich nur  
 mit dem Einpacken  der Insecten  beschäftigen.  Auch am  30.  Juni wurde  nur Nachmittags  
 eine  kleine  Ausflucht  der  Küste  entlang  gemacht,^nd  erst  am  l. Juli  war  es  möglich,  
 weiter zu reisen; 
 Das nicht hohe,  aber Steilfelsige Ufer zeigte viele, mit weissem, grobem Sande in  ihrin 
 innersten Winkeln  begrenzte Buchten ,  auf deren  Ufer  besonders  schöne Astragalus- Arten  
 wuchsen.  Am 2.  Juli erreichten  wir die  kaum drei Werst von einander entfernt  liegenden  
 Dörfer K aransik und  C haruldei.  Von  dem letzteren  derselben schien  es mir am geeignetsten  
 die'beabsic'htigte  Reise  quer  über  die  Insel Olchon  auszuführen,  weshalb  wir  in  
 der Nähe des Dorfbs, wo  eine geschützte Bucht gelegen,'  gegen Mittag  vor Anker  gingen.  
 Ah diesem Tage hatten wir noch viel Umstände,  ehe  es gelang,  die sehr wilden  und ungefälligen  
 B urjäten,  welche  hier  wohnen,  theils  gütlich,  theils-durch  Drohungen  dazu  zu  
 bringen, uns für den nächsten Tag einen Führer und ein Paar Pferde zu vermiethen.  Nachdem  
 dies endlich ihrerseits bewilligt wurde, konüte ic}i Nachmittags die Ansiedelung dieser  
 Menschen,  ihren  Haushalt und sie selbst mir im Dorfe besser besehen. 
 Am 3.  Juli wurde die Excursion  quer  über O lchon,  von  der West  zur Ostseite  hin  
 und zurück,  gemacht,  einiges Interessante (Melitaea) aus den Hochwäldern,  welche die  Gebirgsrücken, 
 dieser Insel bedecken, mitgebracht;  auch an dem steil zum Baikalsee abstürzenden  
 Ostufer,  wo  Niemand  wohnt,  der  Seehund  beobachtet,  sowie  das  Herbarium  mit  
 manchen bis dahin  noch nicht von mir angetroffenen Papilionaceen  bereichert.  Tags darauf  
 verhinderte heftiger Ostwind die Weiterreise, welche erst am 5. Juli vor sich gehen konnte.  
 Da im Ganzen genommen  die Ufer der Iüsel  Olchon  sehr  gleichmässig  waren;  und  es  an  
 grösseren Bächen  fehlte,  deren Thäler immer am zweckmässigsten  besucht und besammelt  
 werden können,  so  hielt ich  es für gerathen,  mich  wieder der Westküste  des B aikalsee’s  
 züzuwenden  und erreichte diese gegen Mittag trotz hoher Brandung glücklich. 
 Wir  kamen  an  diesem Tage nicht bis zum Dorfe Surduk  und  mussten etwa 6 Werst  
 vor demselben zur Nachtruhe Halt machen.  Schon gegen  3  Uhr Morgens weckte uns der  
 starke'Regen,  und  da  wir,  schon  einmal  nass,  in dunkler Nacht es  vorzogen,  lieber zum  
 Dorfe  zu  rüdem,  wo  Holz  und  Jurte  zu  finden,  als  das  Zelt  nachträglich  aufzuschlagen,  
 so  brachen  wir  eiligst  auf.  Es  war  ganz  still  und  der  Regen  hielt  in  gleichmässiger  
 Stärke an. 
 Mit Tagesanbruch am  6.  Juli gelangten wir zum Dorfe,  wo wir diesen Tag zubringen  
 mussten,  weil  erst  gegen Abend der Himmel  sich  klärte.  Am folgenden Tage fuhren wir  
 dem grossen Dorfe Sam ar vorbei, welches,  wie alle die übrigen an der Westküste des Baikalsee’s, 
   von nomadisirenden B u rjäten bewohnt  ist.  Wir  hielten  hier  nicht an,  sondern  
 erst güte  5 Werst  weiter.  Gegen  Abend,  als  wir  abermals  15  Werst  mit  unserm  Boote  
 zurttckgelegt hatten,  wurde Halt gemacht.  Um frische Fleischprovision einzunehmen, blieb  
 ich am  8.  und  9. Juli in dem Dorfe T onkashir,  wo meine Leute ein junges Rind  erhandelten  
 und schlachteten,  während ich in den Umgegenden excursirte.  Von hier aus in SO.  sah  
 man die Höhen  der Halbinsel Sw jätoi-nos  (das heilige Vorgebirge).  Als  wir Nachmittags  
 weiter reisen  wollten,' verhinderte  dies  der  heftige; Ostwind  und  da sich  hierzu  schon  in  
 der Nacht Regen gesellte,  so war am nächsten Tage,  an welchem das Unwetter in gleicher  
 Weise anhielt;  der Aufbruch unmöglich.  Erst am 13. Juli konnte  dies geschehen,  das Dorf  
 Ivotschirikow a blieh im Innern einer tiefeinschneidenden Bucht,  die wir durchfuhren, lie