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 vegetation der mittelamurischen--Flachländern hinneigt. Die Fauna anlangend,  so  fiel  es  
 mir auf, wie hier,  wo  der Amur bedeutend an Breite und Wasserreichthum gewinnt,  sofort  
 die Sterna-Arten stark vertreten sich finden und  zwar  in  einem  Grade,-wie  man  sie  tiefer  
 im Continente nirgend antrifft,  wo man trotz der grossen Süss- und Salzwasserbecken,  einen  
 Mangel an  Larus- und Sterna-Arten bemerkt. 
 In gleicher,  wenig  durch  schlechtes  Wetter  und  andere  hindernde  Umstände  beeinträchtigter  
 Weise,  setzten wir  die  Reise  am  14.  Juni Nachmittags  fort,  kamen  zunächst  
 durch diejenige Strecke  des  Stromes,  deren Ufer bis dabin  chinesischer  Seits  allein  gut  
 angebaut wurden und fuhren  an jenen grossen Dörfern vorüber,  die auf beiden Stromufern  
 gelegen, sich oberhalb  und unterhalb  der Stadt Aigun gruppiren und deren gemischte Be;-  
 völkerung theils aus C hinesen, M andshuren und D auren, theils auch aus B irar-T un-  
 gusen  bestehend,  den  Ackerbau  im  grossartigen Maassstabe  betreibt  und  in Wohlstand  
 lebt.  Während der Weiterreise wurden,  namentlich da,  wo  sanftere Höhenzüge- zum Ufer  
 des Stromes vortraten,  und  in  den Querthälchen  sich  vortheilhafter  die  Bedingungen  für  
 das  Gedeihen südlicherer Pflanzen- und Thierformen stellten, solche Localitäten nach Möglichkeit  
 besucht,  und  fast  jedesmal  stiess  ich  bei  diesen  Excursionen  auf  Gewächse, und  
 Insecten,  welche  der  daurisch en Flora  und Fauna  fehlten,  und  über welche  durch  die  
 Reisenden Maximowicz, L.  v.  Schrenck und Maack die  erste Kunde Jahres  zuvor mir  
 zugekommen war. 
 Am  17.  Juni spät Abends  erreichte  ich  die Mündung  des  Bureja-Flusses  und  landete  
 bei dem etwas unterhalb  desselben postirten russischen Piket. Auch hier war -von den  
 wenigen Kosaken,  die den Winter von  1856 — 1857  an  diesem Orte  gelebt  hatten,  nicht  
 viel  über Land und Leute zu  erfahren,  nur machten  sie uns auf ein  in  der  Nähe  lebendes  
 Pferd aufmerksam,  welches herrenlos war und von ihnen nicht eingefangen werden konnte.  
 Da ich au der untern Schilka  für  die Preise,  welche  zum Ankaufe  von  drei Pferden  mir  
 bewilligt worden  waren,  diese nicht beschaffen konnte und doch sehr benöthigt darum war,  
 so setzte ich meinen Leuten  einen Preis  aus  für  das  Einfangen dieses  herrenlosen  Thieres  
 und hatte das  Glück,  es nach einigen Stunden als ein sehr nützliches Mitglied unserer Expedition  
 auf meinem Flosse unterzubringen und nun die Reise weiter fortzusetzen. 
 Am 19. Juni  schimmerten uns die Berge des Bureja-Gebirges (Kamni der M andshu,  
 Gom-me-dshan der  C hinesen in ihrer jetzigen .gelehrten Literatur,  d.  h.  dreiarm iges  
 Gebirge,  P iratä-g ogd a  der  Sungari-G olde.,  d.  h.  hohes  Gebirge;  kleine  Chingan  
 der Russen)  in  blauen Tinten  entgegen,  am  20. waren  wir  ihm so  nahe  gekommen,  dass  
 die Dahtalhöhe ganz deutlich in  ihren Umrissen verfolgt werden  konnte  und  wir  etwa  7  
 bis  8 Werst  oberhalb,  von  ihr  landeten.  Es  war  uns  noch  zur  besseren Weihe,  ehe  wir  
 dieses  Gebirge,  in welchem  ich  lange  zu  leben  gedachte,  betraten,  eine recht  classisch-  
 stürmische Gewitternacht zugedacht und unser Floss wurde,  trotz  der geschützten Stellung,  
 die es  unter Wind an einem Inselrande hatte,  so von den aufgeregten Amurwellen gerüttelt, 
 dass man ernstlich um sein Zusammenhalten besorgt werden musste.  Inzwischen befestigte  
 es der darüber geworfene Sand,  den  die Wellen  gehoben  hatten,  bald  so  gründlich,  dass  
 wir am folgenden Tage einen Theil seiner Balken ausgraben  und  aus dem Verbände  lösen  
 mussten  um  flott  zu  werden  und  dann  den  feierlichen Einzug,  am Dabtal-Gebirge  mit  
 der reissenden Strömung hinschiessend,  in das Bureja-Gebirge hielten. 
 In  den Erwartungen über diese Gegend,  denen  ich  schon bei Entwurf meines Reiseplanes  
 gelebt,  und  die hauptsächlich gegründet waren  auf die Mittheilungen,  welche Herr  
 Maximowicz  mir  über  dieselbe  gemacht  hatte,  nach  und  nach  auch  während  der  Reise  
 gesteigert wurden, je näher ich meinem Bestimmungsorte kam,  sah  ich  mich  nun  keineswegs  
 getäuscht.  Im Verlaufe des  21. Juni wurden mehrere Excursionen und Besichtigungen  
 am  Ufer  vollführt  und Abends  an  demjenigen  Orte  Halt  gemacht,  wo  ich  später  zu  
 bleiben-mich  entschloss.  Wir  landeten  nämlich  ziemlich  bei  dem  Beginne  desjenigen  der  
 wenigen Flachländer, die sich im Verlaufe d^p Bureja-Gebirges, wo  es vom Amur durchsetzt  
 wird, finden, und welches,  nächst dem Mündungsländchen  des U-  und Lagar-Flüss-  
 chens, das  grösste hier ist,  woselbst sich  die Chotschio-Höhe  zum  linken Amurufer allmählich  
 absenkt.  Tag’s darauf,  es  war  ein  trüber Himmel  und  dichter,  feiner Regen  fiel  
 bis gegen Abend,  sass unser Floss so fest auf grossen Steinen (weil das Wasser  im Strome  
 über Nacht sehr stark gefallen war),  dass  wir es nicht flott machen konnten find daher sah  
 ich mir die Oertlichkeit näher an und fand  sie,  nachdem  auch  die  nächstgelegenen Stromtiefen  
 und ihre Schnelligkeiten beurtheilt wurden,  um für den späteren Fischfang vortheil-  
 hafte Stellen finden  zu können,  so geeignet für mein Etablissement, dass ich hierzu bleiben  
 beschloss. 
 Bis zum  5.  Juli hatten wir nun vollauf zu thun.  Die Errichtung einer  grossen Jurte  
 (Balagan) in Art und Weise,' wie sie die Tungusen  sich  hersteilen,  war  die  erste Arbeit,  
 die wir verrichteten.  Die  hohen Kräuter  auf  dem Ufer,  welches in  lV2-— 2 Faden Höhe  
 recht  steil  abfiel,  wurden  gemäht,  der Grund  dadurch  der  Sonne  zugänglicher  gemacht,  
 trockener gelegt und auf einer geringen Erhöhung  desselben  errichteten  wir  das Magazin  
 zum  Bergen  unseres  Eigenthums.  Dazu  lieferten  die  Stämme  der  Zitterpappel,  welche  
 ganz in unserer Nähe gefällt wurden,  das Material und wir setzten diese,  nachdem sie gespalten  
 waren,  wie Pallisaden neben  einander, liessen aber zwischen je zwei kleine Lücken,  
 um den so nöthigen, trocknenden Luftzug,  eine Hauptsache für die Erhaltung unserer Vor-  
 räthe in diesen feuchten Gegenden, herzustellen.  Zur Dachdeckung benutzten  wir  Birkenrinde, 
   welche  sich jetzt  noch  von  den  Stämmen,  die  hie  und  da standen,  lösen liess.  In  
 dieses Magazin brachten wir Alles unter, und schleppten  dann  die Balken  unseres Flosses  
 auf die Uferhöhe, um sie später, wenn sie abgetrocknet sein würden,  zum Baue eines Häuschens  
 zu  verwenden, in welchem der Winter verlebt werden sollte.' Die Anlage eines kleinen  
 Gemüsegartens,  der  mit Kartoffeln,  Rettig,  Kohl  und anderen Küchengewächsen bepflanzt  
 wurde,  war hald vollendet.  Kleine  Streifzüge  wurden  von  hier  aus  unternommen  
 und jedesmal  fand  ich  auf ihnen  soviel  des  mir  his  dahin  in  Sibirien  nicht  Vorgekom