Maasse des Lepus mandshuricus im Vergleiche zum Lepus brachyurus Temm., nach dem
Schema von W aterh o u se1).
manLdsehpuursicus braLcehpyuusrus mihi. Temm.
Länge von der Nasenspitze bis zur Schwanzwurzel. . . . ,-1 9 '' 20"
Länge von der Nasenspitze zum äusseren Ohrgrunde .. 4" 1"' 3" 7'"
Ohrlänge..................................................................................... 4" 2" 10'"
Ohrbreite.................................................................................... l" 6'" l" 9"'
Schwanzlänge mit dem Endhaare.......................................... 3" 6'" 2"
Länge des Hinterfusses mit den Nägeln^ .. . .a 5" 7": 4" 10"-'v
frisch im Balge gegemessen.
messen.
Hierzu fuge ich der Vervollständigung wegen noch die Maasse, welche Herr Maxi-
mowicz darüber in seinem letzten Briefe vom U ssuri (Bussewa; 5. (17.) Mai 1860) mittheilt,
welcher Brief im Bulletin de la cl. phys.-math. de l’Acad. des Sciences 1861. T. II.
p. 545— 567 abgedruckt worden ist.
Engl. Fús
Exempl.No.l.
und Zoll.
Exempl.No.2.
Länge von der Schnauzenspitze längs dem Kücken bis zur Spitze der Schwanz- H 10" l ' 11"
Länge von der Schnauzenspitze längs dem Kücken bis zur Schwanzwurzel... . . l ' 6%"
1' 7V¿"
1 %"
2%" Länge des Kopfes von der Schnauzenspitze über die Stirn weg gemessen bis • P // |
n
4’ ü
6’/ /
8"
Umfang des Leibes vor'den Hinterbeinen.............................................................. . 7%"
Die drei letzten Maasse wurden hart angedrückt gemessen.
Schon in den oben gegebenen Maassen weichen beide Arten, wie man sieht, recht
bedeutend ab, zümal in der Ohrenlänge; indessen muss man in Betracht ziehen, dass die
von W aterh ou se mitgetheilten am Balge genommen, mithin viel eher etwas zu klein, als
richtig sein dürften. Andere Unterschiede finden sich nun zwischen Lepus brachyurus Temm.
und Lepus mandshuricus bei dem Vergleiche der Beschreibungen von W aterhouse mit der
unsrigen. Diese Unterschiede bestehen hauptsächlich in Folgendem:
In den voranstehenden Hauptcharacteren -für Lepus brachyurus wird der Abdomen1 als
röthlich weiss angegeben, an unseren Thieren ist er unten weiss, über der Schwanzwurzel
1) Da W aterhonse im citirten Werke die Maasse in englischen Fussen und Zollen angiebt, so time
ich in diesem FaUe dasselbe.
licht gelbgrau, und hier nicht in Schwarz gestichelt, sondern einfarbig. Die Kehle ist an
allen Exemplaren des Lep. mandshuricus sehr fahl weiss-bräunlich, bei dem Lep. brachyurus
weiss. Im Ohre, sowohl in séiner Länge, als in seiner Farbe, kommen die bedeutendsten
Unterschiede zwischen beiden Arten vor. Bei dem Lep. brachyurus ist dieses «ungewöhnlich
klein und von der allgemeinen Körperfarbe.» Bei unserer Art erreicht das Ohr nicht ganz,
nach vorne angedrückt, die Schnauzenspitze und ist auf seiner Aussenseite in der grüsseren
Hälfte, wie wir oben gesehen, licht zimmetbraun. Eben diese Farbe unterscheidet unsere
Art vom Lep. brachyurus auch im Nackenstreifen deutlich. Im Woll— und Deckhaare zeigen
beide Thiere auffallende Uebereinstimmung. Endlich ist die Bauchseite an allen vier Thieren
bei unserem Lep. mandshuricus rein weiss, wovon W aterhouse bei dem Lep. brachyurus
nichts erwähnt (er schreibt nur abdomen rufous-white) und was in der Abbildung der Fauna
japónica nicht deutlich dargestellt wurde.
Es drängt sich mir übrigens ein Gedanke auf, den ich nicht ohne Weiteres zurückweisen
darf und hier als Vermuthung mittheilen will. ■ Sollten die vier Thiere, auf welche
hin der Lepus brachyurus begründet wurde, nicht vielleicht.junge Thiere gewesen sein?
W aterhouse erwähnt des weissen Scheitelfleckes, eine Eigenthümlichkeit,> die unseren
jungen, europäischen Haasen fast durchgängig zukommt. W aterh o u se erwähnt des kurzen,
weichen Pelzes am Lepus brachyurus, und die Abbildung der Fauna japónica zeichnet denselben
durchgängig viel dunkler braun, als er an den Amur-Thieren vorhanden. Alles
dies würde der Ansicht, es seien jene japanischen Thiere junge, noch nicht jährige, nicht
entgegenstehen, und ich hätte keinen Anstand genommen, die Hasen vom U ssuri und
Bureja-Gebirge für erwachsene, alte Thiere von Lepus brachyurus zu halten, wenn die
Ohren und der Nacken, sowie die Schwanzlänge nicht gar zu abweichend befunden worden
wären. Ein Vergleich der Original-Exemplare allein könnte hier sicher leiten, bis dieser
aber möglich sein wird, musste ich, trotz der Wahrscheinlichkeit, vom zoologisch-geographischen
Standpunkte aus, dass Lep. brachyurus auch dem benachbarten Festlande angehöre,
dennoch die artliche Trennung beider Thiere durchführen.
Mit den anderen asiatischen oder europäisch-asiatischen Hasenarten hat der Lep. mandshuricus
nichts zu thun. Vom Lep. variabilis ist er durch das mit dem Sommerkleide gleichfarbige
Winterhaar unterschieden; vom Tolai wird er auf den ersten Blick durch den kürzeren
oben und unten fast gleichfarbigen Schwanz geschieden; vom Lep. timidus und seinen Varietäten
trennt ihn, ohne auf weitere Unterschiede eingehen zu dürfen, seine geringe Grösse.
Lep. hispidus Pearson, zu welchem nach G iebel1) auch Lep. sinensis Gray, den wir nur nach
einer Abbildung in den Illustr. of Ind. Zool. kennen, zeichnet sich durch Kaninchengrösse
und viel kürzere Ohren aus. Mit Lep. tibetanus jValr., den G iebel als eine (vielleicht nur
südliche) Farbenvarietät von Lep. Tolai hält, hat er so gut wie nichts gemein, was die Ohren
und Extremitäten anbelangt. Lep. macrolus Ilodgs zeichnet sich vor allen anderen Species
1) G iebel: Die Säugethiere p. 452.