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 wo  sie nicht gestört wird,  gerne Absynthien, Potentilla und Afymws-Gräser; aber in der Grenz-'  
 wacht K ulussutajefsk, wo muthwillige Knaben ihre Yorräthe  oft  zerstörten,  sah  ich  sie  
 auf den  Gehöften der Kosaken,  seihst  die sonst allgemein von den Thieren verschmäheten  
 Melden  (Chenopodien) aufhäufen,  ja  später  sogar  zu  den harten Blättern von  Iris halophila  
 PaU.  ihre Zuflucht nehmen.  Die  gemachten Heuhaufen  erreichen a/, — 1' Höhe und einen  
 Durchmesser von  1 —  2'.  Nicht immer,  aber  doch meistens,  liegen  die Kräuter wohl  geordnet, 
   bisweilen sogar geschichtet;  einigemale fand ich sie schichtweise im rechten Winkel  
 (d.  h.  so,  dass je  die Gräser  der höheren Schicht  mit  denen  der  darunter  liegenden  einen  
 rechten Winkel  machten)  gestapelt.  Es  werden  übrigens  viele  Haufen  von  einer  Familie  
 gemacht, und gemeiniglich findet man vor je einer Oeffnung der Gänge einen solchen Heu-  
 vorrath liegen.  Immer sind die Pflanzen desselben so gelegt,  dass  sie  meistens der Quere  
 nach vor der Oeffnung liegen.  Auch decken die Ogotonen  ihre Heuschober, ihre Vorräthe,  
 mit breitblätterigen Chenopodiazeen zu,  oder sie legen ein Paar stachlige Aeste von Caraganen  
 darüber.  In ihrer Arbeit gestört,  beginnen sie dieselbe immer wieder aufs Neue, und noch  
 im September schleppten solche Thierchen  die  schon  ganz vergelhten Steppenpflanzen zusammen. 
   Sie  bewohnen  ebensowohl  die  Thalsohlen,  als  auch  die  flachhügeligen  Steppen  
 selbst. Nicht selten legen sie ihre Baue an  den Seiten der Murmelthierhaue  an und führen  
 im Winter weite Gänge unter dem, vom Winde hartgewehten,  Schnee fort.  Solcher Gänge  
 haben sie viele,  alle haben ein Luftloch,  viele sind mannichfach gekrümmt und gewunden.  
 Sie schlafen nicht im Winter, und im  Sommer hörte  ich sie auch  oft  um Mitternacht  pfeifen. 
   Sie pfeifen viel heller als Lag.  alpinus und sehr oft hinter einander, so dass es wie ein  
 schrillend  trillerndes  Zischen  zu  hören  ist.  Auch  sie  setzen  sich  auf die Hinterfüsse,  und  
 sind in der Gefangenschaft nicht wild,  aber furchtsam.  Ihre Heuvorräthe werden in schneereichen  
 Wintern  von  den Mongolen  für  die Schafe  benutzt,  da  sie  diese  dann  in  solche  
 Gegenden treiben, wo viele Ogotonen leben.  Als ihr vomehmlichster Feind ist Stryx nyctaea,  
 die im Winter hierher in grösser Zahl einwandert, zu betrachten. Die Manulkatze und  der  
 Corsacwolf,  sowie selbst der Wolf, stellen ihnen gleichfalls nach.  Weder Fleisch noch Fell  
 wird von den Einwohnern benutzt. 
 Auf die Höhe der Heuhaufen  legen  sie  oft  auch  ein Sternchen  oder  etwas Mist,  und  
 die Mongolen knüpfen an diesen Gebrauch  eine Sage,  der zu Folge im ersteren Falle ein  
 sehr strenger Winter, im letzteren ein warmer stattfinden soll. 
 33.  Iiagomyg  hyperboreus  Pall. 
 Nach  den vorhergegangenen Untersuchungen  des Herrn L. v.  Schrenck  (siehe  sein  
 Beisewerk Bd. I. p. 148 ff.) über die Farbenabänderungen,  welche bei Lagomys hyperboreus  
 Vorkommen  und  die, wie es scheint,  mit der weit  umfassenden Verbreitung  dieser Art  in  
 O stasien  im  Zusammenhänge  stehen,  muss  ich  den  einzigen  Pfeifhasen,  welcher  im 
 Bureja-Gebirge erbeutet wurde, dieser Species vereinen,  um so mehr,  als  sie sich keiner  
 Beschreibung der Lagomys- Arten des H im alaya fügt,  deren einzelne, wenn wir vom Standpunkte  
 geographischer Verbreitung im Allgemeinen aus urtheilen wollen, wohl am mittleren  
 Amur zu vermuthen wären.  Nur  fällt  mir  an  meinem Thiere  die kräftige  Statur  auf und  
 gehört dasselbe,  wie die Exemplare dieser Art vom obern Am ur, zur Varietät cinereo-fusca.  
 Da die Beschreibung derselben  gegeben,  sowie  ein  genaues Eingehen  in  die vermittelnden  
 Uebergangsstufen zur Vart.  cinereo-flava und zup Yart.  normalis  von Herr L.  v.  Schrenck  
 am angeführten Orte bereits  stattgefunden hat,  so bleibt mir darüber Nichts  hinzuzufügen  
 übrig,  und  will  ich  hier  nur ^einige  Maasse,  wie  ich  sie  am Thiere  in Weingeist  nehme, 
 anführen. 
 Totallänge            120  Mmtr. 
 Kopflänge..................        42.  » 
 Ohrlänge  (Höhe)      , .   ...................................................  15  » 
 Abstand  der  Schnauze vom inneren  Augenwinkel...................  14  » 
 Abstand  des  inneren  Ohrgrundes vom  äusseren  Augenwinkel  20  » 
 Augenspalte        6  » 
 Länge  des Deckhaares  auf dem Bücken    22  » 
 Das Thierchen wurde im Octoher  1857 im Bureja-Gebirge,  nicht  weit vom  oberen  
 Ditschun-Thale gefangen.  Es ist dort eine rechte Seltenheit und sind mir die beiden anderen  
 Lagomys-Aiten S ibiriens hier nirgends zu Gesichte gekommen. 
 V.  PACHyDERMATA.) 
 34.  Sus  scrofa  L. 
 a.  Sus  scrufa  ferus  Gmel. 
 Bei  den m ongolischen Völkerstämmen:  Gacha  oder  Gagha,  welche  Benennung  auch von  den  
 TungusenStämmen  des  oberen  und  mittleren Amurlaufes  angenommen  ist,  die  es  in  ihrer  
 Sprache  wie  die  O rotschonen  der weitgedehnten  Gebirgsländer,' denen  nordwärts  die Lena  
 und  südwärts  ein  Theil der  oberen Amurzuflüsse  entspringen,  Toroki nennen. 
 Zwei  aus  dem  Apfel-Gebirge  von  den  Quellen  des  Tschikoi  mitgebrachte  Sauen,  
 von  denen  die  eine  alt  ist,  die  andere,  junge,  noch  das Milchzahngebiss  trägt,  besitzen 
 1)  Den  B irar-Tunguson  war  auch etwas  vom  indischen Elephanten bekannt;  sic nennen ihn Shojan  
 und  glauben,  dass  er vom  Schweine  abstammt  und  erst  im vierten Jahre  ausgetragen  und  von  einer Sau  
 geboren wurde.  Sie  erzählten mir,  er käme  im  Süden  des Himmelreichs wild vor,  man grabe,  um  ihn  zu  
 fangen,  tiefe  Löcher,  und  wenn  in  eins  dieser einer gefallen  sei,  so  begebe  sich  die  ganze  Jägergesell- 
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